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Short Cuts
Eine Nachforschung


Vorwort
Strategie: entfernte Bekannte
Moral und Funktion
Revolutionäre Politik in der bürgerlichen Gesellschaft
Die Flucht in den Minimalismus - eine Erfolgsgeschichte
Praktische Grenze der Politik: Gesellschaftstheorie
Das Subjekt ist ein Wort
Sinn und sinnvoll
Die Irrationalität vernünftiger Analysen
Konfrontation ohne Sieg
Kurzes, allzu politisches Nachwort


Moral und Funktion

Eine Politik, die sich aus ihrer moralischen Legitimität zu begründen sucht und diese zum zentralen Mobilisierungselement befördert, lässt sich nicht nur ein auf den Kanon des Humanismus, sondern - und das ist entscheidend - auf die funktionale Logik der Moral in der bürgerlichen Gesellschaft. Jede Anrufung der Moral mobilisiert die sogenannten Grundwerte des menschlichen Zusammenlebens und hebt somit ab auf die Existenz einer gegenüber den Verhältnissen höheren sittlichen Ordnung, aus deren Autorität heraus Ableitungen und Klassifikationen vorgenommen werden können.

Die tradierte sittliche Ordnung ist als grundlegend in das bürgerliche Selbstverständnis eingegangen, das heißt, man kann sie als referentielle Größe (beim Gegenüber) tatsächlich voraussetzen; weiterhin wird sie - und das ist ebenfalls als Kenntnis über sie gesellschaftlich vermittelt - von den Gesetzen der Konkurrenz, das heißt der Vernunft grundsätzlich in den Schatten gestellt. Aus diesem Schatten heraus spricht die Moral als tendenziell Ideales. Als solche erhebt sie nicht den Anspruch auf Durchsetzung ihrer Paradigmen, sondern auf deren Anerkennung, so dass sie sich als mit universeller Gültigkeit versehen, konstituieren kann. Die Funktion der Moral ist Maß und Mahnung, anzurufendes Regulativ des Wirklichen. Der hier aufscheinende Dualismus von irdisch-unvollkommener Mühe und sittlicher Höhe ist deutlich christlichen Ursprungs. Moralisch korrekt, also im Sinne der Moral handelt man/frau immer, soweit es die Bedingungen zulassen. Für die bürgerliche Gesellschaft heißt das: im Rahmen der Möglichkeiten, die der Markt (also der Marktordnung) läßt, soll der Mensch edel, hilfreich und gut sein.

Politik, die sich auf den moralischen Wert (die Gerechtigkeit) der von ihr erhobenen Forderungen stützt, ist im besten Fall mit der Antwort konfrontiert: "Ja, aber das geht doch nicht, (wo soll das hinführen.") Das, was nicht geht, ist die moralisch geleitete Beschädigung der Geschäftsgrundlage, also der Lebensgrundlage: Der Bestand der Nation, des Standorts, Gesetz und Ordnung, Ruhe und Sauberkeit, das heißt der Realitäten, auf deren Oberfläche die Moral angewandt werden soll. Was nicht geht, ist die Umsetzung der bürgerlichen Moral, nicht als sittliches Korrektiv der Ordnung, sondern als Ordnung selbst.

Das geht in einem doppelten Sinn nicht: Die bürgerliche Gesellschaft basiert nun mal auf Warenproduktion und Tausch, nicht auf Ethik. Aber auch die, von der moralisierenden Linken angestrebte, Überwindung der barbarischen Verhältnisse funktioniert nicht (nicht nur, weil eine Ordnung der Moral der Einsetzung einer Megareligion gleichkäme), denn sie basiert auf einer dem bürgerlichen Menschenbild noch gänzlich verfallenen Logik. Die Zweiteilung Vernunft - Moral ist konstitutives Moment der bürgerlichen Gesellschaft. In jener zu operieren, kann diese nicht sprengen.

Der Einwand, von der Linken sei doch eine ganz andere Moral gemeint, eine irgend antibürgerliche, revolutionäre, ist erstens nicht wahr, - denn nur die allgemein anerkannten moralischen Grundwerte nähren die Mobilisierungshoffnung - und beruht zweitens auf der Verkennung des Prinzips der Mobilisierung mit Hilfe moralisierender Argumentationsweisen: es opfert die Kritik der Verhältnisse, um ein Spezifikum zu thematisieren. Der Protest, der immer einen Skandal zu Tage bringen muss, dessen Ignoriertwerden er dann geißeln kann, ist der glaubwürdigste Zeuge für die Qualität des Alltags, der redlichste Vertreter der Normmacht. Noch das Ausspielen einer wie auch immer radikalen/idealen Moral, bestückt mit Werten der Solidarität, der Gerechtigkeit, verdeckt die Funktionalität der so empörenden Verhältnisse. Sicherlich lassen sich so einige der autoritärer werdenden Praxen thematisieren, ebenso wie die zynisch bis lauwarmen Stellungnahmen der auf's Grundgesetz vereidigten PolitikerInnen oder die Ignoranz der theologischen und intellektuellen Autoritäten des bürgerlichen Moraldiskurses denunzieren. Der vergesellschafteten "Ungerechtigkeit" des Besitzes an Produktionsmitteln oder der Geschlechter-Dichotomie ist mit einer moralischen Sentenz jedoch nicht beizukommen. Armut, Massenarbeitslosigkeit und der anschließende Krieg sind eine Schweinerei. Das ist wahr, so wahr wie es völlig unangemessen ist, so zu sprechen, weil für die Tatsache, dass meinem behinderten Bruder das Fahrrad geklaut wurde, dieselbe Bezeichnung herhalten muß. Moral banalisiert die Verhältnisse. Der gesellschaftlichen Dynamik der sozialen Verhältnisse haben wir die Geschehnisse dieses Jahrhunderts (die bekannten Chiffren spare ich mir hier) in Rechnung zu stellen. Sie verstehen und ihre Grundlagen bekämpfen zu wollen, wird durch eine propagandistisch intendierte emphatische Verurteilung ihrer abgrundtiefen Schlechtigkeit nur erschwert. Der gesamte Gehalt eines Kampfes gegen die Verhältnisse als eine durch und durch soziale Konfrontation mit vergesellschafteten Subjekten wird so in eine Perspektive gestellt, in der die sich ständig durch die Subjekte hindurch erneuernde Herrschaft nicht erkennbar wird, vielmehr eine Sache von gut und böse bleibt.

Die moralische Betrachtung tendiert immer zur Anwendung auf Individuen, zur Personalisierung der Verhältnisse. Der Versuch ratloser linker Mobilisierer, ihre bzw. letztlich doch die bürgerliche Moral gegen die bürgerliche Vernunft stark zu machen, hat meistens zur Folge, dass sie sich gegenaufklärerisch gebärden, z.B. indem sie jeden Flüchtling nicht nur als Opfer ansehen, das er auch ist, sondern zum guten, lauteren Menschen stilisieren. Da wird am Mythos gestrickt, dass die Menschen an sich gut sind, dass die Mitteilung darüber die einen überzeugt, die anderen nicht in Lager zu sperren und abzuschieben (bzw. solches gutzuheißen), dass die Welt eine bessere wäre, nähmen die Menschen endlich die Wahrheiten der sittlichen Ordnung an. Aber die Menschen, mächtige wie ohnmächtige stehen ihrer charakterlichen Läuterung störrisch gegenüber. Mythologisch ist diese Position, weil sie das ideologische Schild eines Übergeordnetseins von Moral über gesellschaftliche Verhältnisse für bare Münze nimmt, und der Mensch "an sich" gar nicht ist, sondern immer Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse.

Der Versuch, bei den vorhandenen ZuhörerInnen, LeserInnen und MitstreiterInnen mehr Empörung zu evozieren, ein bestimmtes Handlungsmuster zu etablieren, den Leuten deutlich zu machen, sie genügten nicht - das alles aus einer Position, nicht nur der höheren Kompetenz, sondern vor allem der richtigen Konsequenz, fast scheint es, des besseren Charakters - zerstört die aufklärerischen Möglichkeiten, indem sie eine Konkurrenz des Gutseins errichtet. So gewonnene MitstreiterInnen werden selbst die Position des "besseren Menschen" einnehmen wollen, um sich über andere zu erheben. Die Kritik der Verhältnisse ist nicht mehr die Prämisse, aus der sich auch eine Kritik des individuellen Handelns ableiten lässt, sondern das Individuum wird zum eigentlichen Kampffeld. Das schließlich gebesserte Subjekt zählt dann zur Vorhut, ist Beispiel einer tatsächlich Fleisch gewordenen Kompromisslosigkeit gegenüber den Verhältnissen - und hat mit diesen schon das Ignorieren jedweder Kritik gemein. Das so praktisch immunisierende Gefühl moralischer Überlegenheit ist nicht selten der Ausgleich für die Mühsal der Politikarbeit.

Nicht Abstraktion und Versachlichung der empörenden Zustände ist die Alternative zur Moral, nicht die Fetischisierung der gesellschaftlichen Gewaltverhältnisse zum wissenschaftlichen Objekt, das Absehen vom persönlichen Handeln und Hardern (Hallo FreundInnen von der Akademie!) - sondern die Abschaffung des Gestus, Moral wäre die natürliche Waffe der Linken und es gäbe hier wo wir sind die Eindeutigkeit, die einzig angemessene Konsequenz, den Kampf, der der Gegengesellschaftlichkeit geweiht ist.

Revolutionäre Politik in der bürgerlichen Gesellschaft
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