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Sonja Brünzels

Reclaim the Streets: Karneval und Konfrontation

1. Kreative Interventionen als Form politischen Handelns
2. J18 - Faszination der Synchronizität:
Our resistance will be as transnational as Capital!

3. Reclaim the Streets - Entstehung und Affinitäten
4. City of London - "Im Herzen des Drachen"
5. Konfrontation der Körper
6. Begegnungen und Überkreuzungen,
Irritationen und Verfestigungen

7. 'Deinen Feind, den mußt du benennen'
Vom Widerstand gegen die postmoderne Macht



7. 'Deinen Feind, den mußt du benennen'
Vom Widerstand gegen die postmoderne Macht

Auch den Aktivisten ist klar, daß der Versuch, die City of London in eine karnevaleske 'verkehrte Welt‘ zu transformieren, letzten Endes klare Fronten zum Ergebnis hatte. Die verworrene postmoderne Gesellschaft habe, so eine Einschätzung, gleichsam ihr wahres Gesicht gezeigt. "J18 hat die Architektur der City verändert", meint ein Aktivist. Aus Angst vor Krawall errichtete LIFFE (der Futures Exchange) anläßlich des J18 ein festungsartiges Tor vor einem seiner Eingänge. Vielleicht, so die Hoffnung, würde die Macht wieder sichtbar werden und ihre Foucault’sche Ungreifbarkeit verlieren, wenn das Kapital dazu gezwungen sei, offen Zeichen von Macht, Gewalt und Kontrolle aufzurichten. Daß der Kapitalismus gezwungen worden sei, die häßliche Fratze zu zeigen, die sich unter der postmodernen Maske verbirgt, wurde als eine Art Ersatzerfolg verbucht.

Die Suche nach einem eindeutigen Feind drückt sich auch in einer Begründung für die Wahl des Finanzkapitals als Ziel des Protests aus: "Die Reduktion von Diversität in der Konzernlandschaft und die Machtkonzentration in internationalen Institutionen wie IMF, Welthandelsorganisation und den Finanzmärkten hat die Dinge klargestellt und bietet einen Fokus für Protest und Opposition" (Friday June 18th 1999. Confronting Capital and Smashing The State! In: Do or Die, 1, Übers d. A.). Die Begründung wird nachgereicht: Es sei um vieles leichter, gegen konzentrierte, einheitliche Macht zu opponieren als gegen ihre vielschichtigen und flexiblen Formen.

Man kann über die Richtigkeit dieser Analyse streiten. Doch das Sichtbarmachen von klaren Grenzen ist nicht Sache des Karnevals. Im Gegenteil: J18 konnte nur deshalb in Konfrontation umkippen, weil die Grenzen letztlich eindeutig blieben. Was in der City of London versucht wurde, war schwierig und paradox - Party, Karneval und Protest zusammenzubringen. In manchen Aspekten ist das gelungen, der Große Karneval, die Verkehrte Welt aber war es nicht, die dort stattfand.

Wenn aber die Konstitution von Macht sich heute wirklich am besten in Foucaultschen Konzepten beschreiben lässt, also eher durch ein allgegenwärtiges Netz aus Diskursen und lokalen Machtbeziehungen gekennzeichnet ist als durch ein klar geschiedenes oben und unten, dann kann karnevalesker Partyprotest dennoch eine angemessene Form von politischer Artikulation sein. Dann reicht es, wenn die Gäste hinter dem Kick einer ungewöhnlichen Fete her sind, die in einer konkreten Situation subversive Anteile in ihnen aktiviert und sie dazu bringt, lokal und situativ Machtbeziehungen und -diskurse außer Kraft zu setzen. Dazu brauchen sie keine Antikapitalisten zu sein. Partyprotest lockt mehr Leute hinter dem Ofen hervor als herkömmliche Demos - aber er legt auch seine eigene Einschränkung fest. Denn das vorwiegend weiße, oft aus dem Umfeld der Universitäten kommende Partypublikum mag zum Rausch an ungewöhnlichen Orten bereit sein - bestimmte Grenzen werden jedoch respektiert, man bleibt auf der sicheren Seite. Die Logik der Party, auch die des Party-Protests, ist - Rave-o-Lution hin oder her - nicht die Logik der Revolution, in der die Verdammten dieser Erde sich gegen ihre Unterdrücker erheben. Das Subversive des Party-Protests liegt nicht in abstrakt-antikapitalistischer Rhetorik, im militanten Angriff auf die 'Zentren der Macht‘ oder in gewaltfreier Respektabilität. Ob die Party zum subversiven Akt, zum Karneval, zum friedlichen Protest, zum Kommerz oder zur Konfrontation wird, hängt davon ab, ob es gelingt, herrschende Codes zu benutzen und zu verschieben, von der Bereitschaft der Aktivistinnen und Zaungäste, symbolische Grenzen zu überschreiten und von der Möglichkeit, dadurch ihren Unmut und Dissens zu kommunizieren. Diese potentielle Offenheit ist Schwäche und Stärke des Party-Protests zugleich. Sich darauf einzulassen, anstelle nach der Konfrontation mit klaren Feinden zu suchen, wird stets ein schwieriges Unternehmen bleiben. Wie schwierig, haben die ungewohnt heftigen Übergriffe der Polizei bei der Anti-WTO-Party am 30. November im Kessel von London Euston Station gezeigt. Anyway, let’s try again!

Anmerkungen:
(1) People's Global Action ist ein weltweites Netzwerk von Basisgruppen gegen transnationales Kapital, das in der Folge des 1996 von den Zapatisten veranstalteten Intergalaktischen Kongreß gegen den Neoliberalismus entstand. Vertreten sind Gruppen von der Brasilianischen Bewegung der Landlosen über westliche Ökogruppen bis zu radikalen Indischen Bauern. <zurück zum text>
(2) In der Zeitschrift "Uniundercurrent" (c/o sussex autonomous society, Falmer House, University of Sussex, Falmer, Brighton BN1 8DN) wurde die Begeisterung für Quantitäten (Teilnehmende, Aktionen, beteiligte Länder) als vorauseilender Gehorsam gegenüber dem Ereignischarakter der Medien kritisiert. <zurück zum text>
(3) In einem alten Flugblatt heißt es etwa: "Es geht darum, die Straßen als einen öffentlichen, inklusiven Raum zurückzuerobern und von der privaten, "enclosed" Nutzung durch das Auto (zu befreien)" <zurück zum text>
(4) Der russische Literaturwissenschaftler Mikhail Bachtin untersuchte den Karneval der Renaissance und entdeckte in dessen Formen die subversive Kraft des wilden Lachens, der ins Absurde verkehrten Ordnungen, der verkehrten Welt (*Zitat*). Geschrieben in der Ära des Stalinismus, ist Bachtins Arbeit zugleich eine Studie über die subersive Krarft der Marginalität. <zurück zum text>
(5) Diese Überlegung wird in "Reflections" vom Lancaster J18 Collective diskutiert. <zurück zum text>
(6) Andererseits wird erzählt, daß viele Cityworkers die Gelegenheit genutzt hätten, der Arbeit fernzubleiben oder früher heimzugehen. <zurück zum text>

Literatur:
autonome afrika gruppe, Luther Blissettt, Sonja Brünzels: Handbuch der Kommunikationsguerilla, Hamburg-Berlin 1997
Do or Die 8 (1999). Zu beziehen über e-mail: doordtp@yahoo.co.uk
Flugblätter: International Leaflet - Aufruf zur Koordination des Protests; Black Leaflet - Internationaler Aufruf zum 18. Juni; Gold Leaflet - Einladung zur Londoner Reclaim The Streets Party.
Jordan, John: The Art of Necessity - The Subversive Imagination of Anti-Road Protest and Reclaim the Streets. In: Mackay, Gordon. (Hg.): DIY Culture: Party and Protest in Nineties Britain. London 19??
Mackay, Gordon. (Hg.): DIY Culture: Party and Protest in Nineties Britain. London 19??
Reflections on June 18. Contributions on the politics behind the events that occured in the City of London on June 18, o.O. o.J

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