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Die Abschiebungen, um die es geht, sind ja keineswegs
virtuell. Die Aktion hat vor allem symbolischen Charakter. Zwar wird der Lufthansa auch signalisiert,
dass ihren Seiten dasselbe Schicksal widerfahren könnte, wie denen von E-Toys. Eine Drohung, die
Wirkung zeigen kann angesichts der
Umstrukturierungspläne der Airline. So
ineffektiv, wie klassische
Formen politischen Protests heute manchen erscheinen, so ineffektiv befindet die Kranich-Company den
Vertrieb von Flugtickets über den Umweg der Reisebüros. Das bislang als Dinosaurier aus der
Old-Economy-Ära belächelte Unternehmen will seine Flügel frisieren. Bis zum Jahr 2005 soll jedes
dritte Ticket über Online- und Direktvertrieb abgesetzt werden, 25 Prozent über das Internet, 10
Prozent über Callcenter.
Wichtiger aber als kaum bezifferbare Verluste, die das Lufthansa-Management sowieso dementieren wird,
ist der Image-Schaden, den die Aktion bewirken wird. Für eine Edelmarke wie die Lufthansa stellt die
Beschmutzung ihres schicken Labels wohl ein worst case scenario dar. So wird sich irgendwann die
Frage stellen, ob der minimale Umsatz, den sie mit Abschiebungen macht, in einem angemessenen
Verhältnis steht zu der Assoziation "Lufthansa = Tod durch gewaltsame Abschiebung". Mit der
Strategie, ein Unternehmen anzugreifen und nicht die staatliche Politik, setzen sich die Initiativen
der Kritik aus, das Problem nur zu verschieben. Die staatlichen Behörden könnten einfach auf
kleinere Fluggesellschaften ausweichen und Chartermaschinen ordern, so die Befürchtung etwa der
Flüchtlingsorganisation "The Voice".
Dadurch würden Abschiebungen noch unsichtbarer gemacht, als sie
es ohnehin schon sind. Tatsächlich wird schon jetzt ein Teil der jährlich insgesamt 32.443
Abschiebungen (etwa 20%) mit Charterflügen abgewickelt (6.733). Solche Charterflüge lohnen sich aber
nur, wenn größere Gruppen abgeschoben werden sollen. Aber keine Fluglinie fliegt von Deutschland aus
fast alle Länder der Welt an. "Ein Rückzug der Lufthansa würde dem System der Abschiebungen einen
empfindlichen Schlag versetzen." heißt es daher bei 'kein mensch ist illegal'.
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