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ivi-blog
against the eternal return of the always same …
über die prekäre situation des instituts für vergleichende irrelevanz (ivi)

die universität befindet sich seit jahren in einem tiefgreifenden veränderungsprozess. und genauso gibt es seit jahren immer wieder studentischen widerstand gegen die zumutungen und einschränkungen, die aus diesem prozess resultieren. das wohl wichtigste moment dessen ist die kommodifizierung von wissen, welche darin erscheint, dass die an der uni gelernten inhalte sich nur noch an ihrer verwertbarkeit orientieren. dies hat die einschränkung bis zerstörung der möglichkeit studentischer selbstorganisation ebenso zur folge wie die entsubstantialisierung der universitären inhalte. damit werden die bestehenden verhältnisse a priori affirmiert und kritik, der zentrale aspekt des denkens, verunmöglicht.

[1] die geschichte einer gegenidee

im wintersemester 2001/2002 fand sich eine gruppe von studierenden aus dem umfeld der im streik 1997 gegründeten ag französische verhältnisse zusammen, um die unhaltbaren zustände an der universität und darüber hinaus zu thematisieren. die aktivitäten kulminierten in einer aktionswoche im januar 2002, in der ein leerstehendes unigebäude besetzt und darin das institut für vergleichende irrelevanz gegründet wurde. die gründung des instituts als zusammenhang von unterschiedlichen personen und organisationen knüpft an den bestehenden verhältnissen und widersprüchen an. die forderung nach frei nutzbarem raum entspricht den unmittelbar erlebten bedingungen der studierenden. die form sich freiraum selbst zu nehmen und zu versuchen, ihn alternativ zu nutzen, weist aber über bestehende verhältnisse, zum beispiel der unmittelbaren »raumnot« in der universität, hinaus.

zum einen stellt der name des instituts einen universitären bezug her, der dann aber zugleich ironisch gebrochen wird, da vergleichende irrelevanz universitätslogisch unmöglich ist - den irrelevantisierten der herrschenden diskurse und strukturen wird ein raum eröffnet, der ihnen gerade an der uni verschlossen bleibt. zum anderen wird im motto des instituts – »theorie-praxis-party« – eine andere form der interdisziplinarität deutlich: sie nicht zu begreifen als das addieren von verschiedenen forschungsbereichen, sondern als versuch der aufhebung der trennungen zwischen den verschiedenen bereichen des alltags, als versuch der praktischen kritik der struktur der trennungen.

die selbstreflexion des eigenen handelns war und ist dabei wichtiges moment der forschung am ivi: das bewusstsein der widersprüchlichkeit, teil von strukturen zu sein, die durch das eigene handeln reproduziert und gerade dadurch gegenstand der kritik werden.

[2] die prekäre situation

im sommersemester 2002 manifestierte sich die idee ivi erneut. dieses mal in form eines zeltcamps auf dem ig-farben-campus. zumindest temporär konnte sich so erneut der raum zum arbeiten und forschen genommen werden. nach beendigung des zeltcamps blieb das projekt mehrere monate ohne festen ort. das änderte sich dann mit dem unistreik 2003, als im anschluss an eine uniweite vollversammlung am 03.12. das ivi in das ehemalige institut für england- und amerikastudien im kettenhofweg einzog.

seitdem ist im und um das institut eine subkulturelle struktur entstanden, die nicht nur für die uni, sondern für die stadt eine bereicherung darstellt. zweieinhalb jahre lang wurden unzähligen lesekreisen und arbeitsgruppen platz geboten, veranstaltungen durchgeführt, drei sich jeweils über eine woche erstreckende gegenuni-kongresse ausgerichtet, auf partys und konzerten gefeiert und getanzt. Immer mehr menschen beteiligen sich am ivi, bringen neue ideen mit, wie die räume genutzt werden könnten, bzw. sollten.

nach dem willen der unileitung soll das nun mit dem ende der vorlesungen im sommersemester vorbei sein und das ivi geräumt werden. trotz einer breiten unterstützung von professorinnen, dozentinnen und vertreterinnen aus dem bereich der kultur aus ganz deutschland und darüber hinaus, sowie der turm- und der uniweiten vollversammlung der studierenden, erkennt die unileitung die arbeit des ivis nicht an und weigert sich beharrlich, über ein ersatzobjekt überhaupt nur nachzudenken. so wie in der gesamten uni werden hier kritischen studierenden mit engagement und eigeninitiative von seiten steinbergs nur steine in den weg gelegt und möglichkeiten verbaut.

[3] das ivi als methode

doch würde auch eine ersatzlose räumung, wie sie der unileitung vorschwebt, nicht das ende des ivis darstellen. als ein forschungsprogramm der selbstorganisation ist es vielmehr als prozeß zu begreifen. die methode der besetzenden forschung wird in jedem fall weiterhin inoffizieller studiengang in frankfurt bleiben. der autoritären formierung von universität und gesellschaft muss auch in zukunft theoretisch wie praktisch entgegengetreten werden und das ivi wird dies weiterhin tun mit veranstaltungen, broschüren etc. und wir werden für den erhalt des instituts im kettenhofweg 130, oder in einem vergleichbaren ersatzobjekt kämpfen! denn der bedarf an unabhängigen räumen ist nach wie vor groß, mit der zerstörung solcher räume wird er noch größer. das institut wird diesen und andere notstände nicht nur weiterhin thematisieren, sondern auch (versuchen) abhilfe zu schaffen. unterstützt das ivi dabei, schafft 2,3,...viele ivis!

gegen die stupidität der immergleichen konformität! für den erhalt unabhängiger räume! für eine soziale sicherung aller ohne verachtenden arbeitszwang! für freie selbstbildung für alle! für kritische, nicht marktgängige wissenschaft!

institut für vergleichende irrelevanz [www.irrelevanz.tk]