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Ideologie ist wie
Mundgeruch: Es haben ihn immer nur die anderen. So jedenfalls ließe
sich die Diagnose einer regierungsnahen Alternativzeitung beschreiben,
unsere extrem reflektierten Anmerkungen zum Thema "Ausschluß qua
Technik" im letzten Editorial seien Ausdruck eines
"ideologischen Magendrückens".
Dabei dachten wir (humorlos und verknöchert wie wir Linken so sind),
wir hätten eine Ausschluß -Neurose; aber da Neurosen bekanntlich
produktiv und kulturschaffend sind: Hier ist sie, die Nummer 1 der
com.une.farce.
Jenes Editorial, das auch programmatischen Charakter hatte
(readme) liegt nunmehr auch in englischer
Sprache vor, ein zaghafter Versuch, das LeserInnenspektrum zu erweitern.
Diese Ausgabe enthält ebenfalls einen englischsprachigen Beitrag,
diesmal zum Thema "Kommunikationsguerilla". Hier gibt es auch
deutschsprachige Texte (z.B. "Handbuch der
Kommunikationsguerilla"); der Artikel
Communication Guerilla setzt sich jedoch nicht nur mit
Grundsätzlichem auseinander, sondern auch mit dem Verhältnis von
"KG" und Internet. Der Artikel Mentale Arbeit
in der Globalisierung / Forzalavoromente in globalizzazione erscheint
sowohl im italienischen Original, wie auch in der deutschen Übersetzung.
Die Texte Mentale Arbeit in der Globalisierung und
Viel Neues im Osten können, wie auch das
Interview Aschenputtel bringt sich auf
den Markt in der letzten Ausgabe, aus unterschiedlichen Perspektiven
als Beiträge zur Diskussion um die gegenwärtigen
Veränderungen von Arbeitsverhältnissen verstanden werden. In
diesem Kontext ist die neuerdings wieder diskutierte Existenzgeldforderung
von Interesse, mit der versucht werden soll, eine offensivere linke Politik
gegenüber den Umstrukturierungen des Sozialstaats zu formulieren. Mit
der Existenzgeldforderung sind zahlreiche Schwierigkeiten verbunden, etwa
die zu erwartende Vereinnahmung durch neokonservative Modelle einer mit
Zwangsarbeit gekoppelten Minimal- Grundsicherung. Dennoch halten wir das
Konzept für interessant und diskussionswürdig, versucht es doch,
der alten sozialdemokratischen Leier von "Arbeit, Arbeit, Arbeit"
und dem Schwachsinnsziel der Vollbeschäftigung mit der Entkoppelung von
Arbeit und Einkommen zu begegnen. Mehr zum "Existenzgeld" von
unserer Seite wird es in der nächsten Ausgabe geben. All jenen, die
nicht bis April warten möchten und sich schon vorher mit dem Thema
beschäftigen wollen, seien auf den
Existenzgeld- Kongreß
im März '99 in Berlin verwiesen.
Für besondere Aufmerksamkeit auf Seiten der RezensentInnen hat unsere
Ankündigung im Editorial der Null- Nummer gesorgt, in den folgenden
Ausgaben auch Bild- und Tonmaterial zu verwenden. Bei der Gestaltung dieser
Nummer haben wir unsere hehren Versprechen wahrgemacht, und uns bei den
Tondateien für die benutzerInnenfreundliche Plug-
In- Variante
entschieden. Wer aus technischen Gründen nicht in der Lage ist, diese
Anwendungen zu nutzen, kann natürlich die Texte dennoch goutieren. Noch
mehr Genuß auf dem multimedialen Sektor verspricht das Video
"Mao, Marcuse und Dr. Mabuse" vom Agit-Prop-Theater Vorderpfalz -
einer Abteilung des Bueros für angewandten Realismus, das in den
nächsten Wochen hochgeladen werden soll.
Eine weitere Neuheit in dieser Ausgabe ist die Rubrik farce-food,
dort
werden zukünftig Reaktionen auf das "Heft" sowie
Dokumentationen erscheinen.
Weil wir nicht nur eine Zeitung für Kritik im Netz, sondern auch
für Bewegung im Alltag sind, gibt es in der zweiten Februarwoche eine
Tour de Farce mit Franco "Bifo"
Berardi. Themen der Vorträge und Workshops werden die 77er-
Bewegung in Italien sowie "Immaterielle Arbeit" sein. Die genauen
Tourdaten und Veranstaltungsorte werden demnächst in den
"News" hochgeladen.
Wer sich am 10. Dezember in Frankfurt am Main tummelt und sich noch am
Abend bewegen möchte, sollte unsere - nicht nur - "Lesung"
zum Erscheinen dieser Ausgabe in der "Filiale" (Junghofstr. 16)
in Betracht ziehen.
Die nächste Ausgabe der com.une.farce erscheint am 1. April 1999.
Die f a r c e - Redaktion
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