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3.05. // Die Abschaffung kritischer Sexualwissenschaft in Frankfurt".
Diskussion mit Volkmar Sigusch (Institut für Sexualwissenschaft, Frankfurt)

Beginn: 20.00

Das Jahr 1973 kann symbolisch als Wendepunkt einer bestimmten Periode der kapitalistischen Produktionsweise genannt werden, mit der die „Krise des Fordismus“ beginnt. Kontrazyklisch dazu verläuft allerdings die Entwicklung an den Hochschulen, denn hier steht 1973 vielmehr für den Aufbruch zur Massenuniversität, der von der Gründung oder Etablierung zahlreicher kritischer Disziplinen und Institute begleitet wurde.

In den gegenwärtigen Restukturierungsprozessen der Universität werden die verbliebenen Reste dieser Phase – nicht nur in Frankfurt – für unnütz erklärt und mit deutscher Gründlichkeit abgeschafft. Unter diesen Umständen halten wir es für wichtig, einen Blick auf die verschiedenen in Abwicklung begriffenen Reste zu werfen, um Fragen nach den Inhalten kritischer Theorie zu diskutieren, sowie deren institutionelle bzw. außeruniversitäre Perspektive.


Einer dieser Reste ist das Institut für Sexualwissenschaft: 1973 gegründet zur Erforschung der gesellschaftlichen Sexualität, stellte es die „Entpathologisierung des Sexuellen und sexueller Abweichungen" (SDZ) in den Mittelpunkt und verortete sich im interdiszipliären Kontext von Gesellschaftswissenschaften, Medizin und Psychoanalyse. 2006 verlor das Institut für Sexualwissenschaft seinen Status als eigenständige Einrichtung.

Da unsere eigenen Berührungspunkte mit dem Institut trotz stofflicher Nähe eher spärlich blieben, sind wir zuallererst so unwissend wie neugierig:

Welche inhaltlichen Auseinandersetzungen führten zur Gründung des Instituts, und welche Entwicklung vollzog sich in der Forschung? War dies auch ein Versuch, die naturwissenschaftlich-positivistische Schulmedizin grundsätzlich neu zu denken? Wie ist diese (immerhin dreißigjährige) Intervention verlaufen, wie ist sie von heute aus zu beurteilen? Wird es auch in Zukunft noch eine kritische Sexualwissenschaft jenseits des Biologismus geben?


Vor diesem Hintergrund freuen wir uns,  Volkmar Sigusch, der das Institut für Sexualwissenschaft 1973-2006 geleitet hat, bei uns begrüssen zu dürfen.