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la troisième fois contre l’université
08.05.–13.05.2006

„Und ewig grüßt das Murmeltier“
Sigmund Freud

Es scheint schon fast vergessen, wie viele Studierende aus der Uni gekegelt wurden, die nicht in der Lage waren, Zwangsgebühren von bis zu über 1000,- EUR pro Semester [...] zu bezahlen – so genannte „Langzeitstudierende“.

Durch die aktuelle Planung der Einführung von Studiengebühren ab dem 1. Semester werden zusätzlich alle irrelevantisiert, deren Eltern keine GroßverdienerInnen sind. Gleichzeitig wurden die Rechte Studierender, an ihrer Uni demokratisch mitzubestimmen, durch das nun auch nicht mehr ganz so neue Hessische Hochschulgesetz quasi abgeschafft.

In diesen Umbau der Universität fügt sich hervorragend die Abwicklung kritischer Ansätze und deren Ersetzung durch Positivismus und spezialisiertes FachidiotInnentum ein. Sei es nun die Ausrichtung der Gesellschaftswissenschaft auf Politikberatung, die Hirnforschung mit ihrer Abschaffung des freien Willens und allgemein das Ende der Universität als reflexiver Institution, also die gänzliche Reduktion auf die Funktionen als Staatsapparat, die sich gerade hinter den herrschenden Debatten um Autonomie verbergen, alles läuft auf eine Produktion und Betrachtung der Subjekte als Reiz-Reaktionsbündel hinaus. Das passt sich ein in die „totale Mobilmachung“ (Bröckling) der Subjekte für flexibilisierte Produktionsformen und bestärkt das Bestehende.

„Freiheit wäre, nicht zwischen schwarz und weiß zu wählen, sondern aus solcher vorgeschriebenen Wahl herauszutreten.“
T.W. Adorno

In diesem Sinn versucht die Gegen-Uni Möglichkeiten einer anderen Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Wissenschaft zu eröffnen, und dies gebührenfrei, kritisch und offen für alle. Nicht schwarz und weiß stehen zur Wahl, sondern die Wahl selbst muss Ziel der Kritik sein.

In der Woche vom 8.5. – 13 .5.2006 werden wir mit der Gegen-Uni zeigen, dass es auch anders geht. Wir laden alle Irrelevantisierten ein, das Programm aktiv mitzugestalten. In selbst organisierten Seminaren, Veranstaltungen und Tutorien werden wir uns mit Themen beschäftigen, die nicht mehr in das offizielle Bild der neuen schönen Steinberg-Uni passen:

Aufgrund des Datums des Beginns, der 8.Mai, wird dieses Mal verstärkt antifaschistische Theorie und Praxis, insbesondere der Umgang der Universität mit der Geschichte des IG-Farben-Hauses, in den Blick genommen. Aber auch Kapitalismuskritik, Popmusik, Filmtheorie, Globalisierung und Feminismus werden wieder Gegenstand der Auseinandersetzung sein. Wir wollen damit einen Raum schaffen, in dem es wieder möglich ist, kritische Wissenschaft zu betreiben, in dem wir ohne Ellenbogen, Leistungsdruck und Konkurrenzkampf voneinander lernen können. Dazu gehört auch die Einrichtung einer Lounge, in der Kaffee getrunken, sich ausgetauscht und relaxt werden kann. Keine Scheine, keine Noten – keine Zugangsbeschränkungen und keine Gebühren: So werden wir uns das kritische Denken selbstbestimmt aneignen, das man uns im offiziellen Lehrbetrieb vorenthalten will.

Während die Universitäten fröhlich die Abschaffung von Theorie vorantreiben, liegt es an jeder selbst herauszufinden, wie und wo Gesellschaftstheorie als Kritik gegenwärtig möglich ist.

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