Für den »Norbert-Wollheim-Platz«.

Zur Resolution für die Umbenennung des 'Grüneburgplatzes' in 'Norbert-Wollheim-Platz'

 

 

 

Erstunterzeichner-Innen

NEU: Auswahl aller UnterzeichnerInnen

FAZ-Artikel 11.03.2005

FR-Artikel 05.04.2005

Links

Pressemitteilung 22.04.2005

Vortrag von Peter Heuss (Claims Conference) über das Leben Norbert Wollheims

FR-Dokumentation 24.06.2005

Resolution der Überlebenden von Buna/Monowitz (März 2004)

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Unterstützt die Resolution mit eurer Unterschrift!
Download der Resolution als PDF hier: Resolution.pdf
     
 

Die Initiative »Norbert-Wollheim-Platz« hat eine Resolution für die Umbenennung des »Grüneburgplatzes« in »Norbert-Wollheim-Platz« veröffentlicht und sammelt derzeit Unterschriften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und bei Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur. Schon jetzt haben etliche ProfessorInnen und Studierende aus Frankfurt unterschrieben, und auch deutsche und internationale Prominente – wie zum Beispiel Elfriede Jelinek oder Paul Spiegel – unterstützen die Resolution. Damit erhöhen sich die Chancen, dass sich der Wunsch der Überlebenden und ehemaligen Zwangsarbeiter aus dem KZ Buna-Monowitz (Auschwitz III) nach einer Umbenennung erfüllt.

Das Komitee der Überlebenden von Buna-Monowitz hatte in einer eigenen Resolution, die 2004 auch an OB Petra Roth übergeben wurde, die Umbenennung des Vorplatzes des IG Farben-Hauses, in dem heute die Universität unterkommt, nach ihrem Vorstreiter Norbert Wollheim gefordert. Wollheim war selbst Überlebender aus Monowitz und hat im Buna-Werk der IG Farben Zwangsarbeit leisten müssen. Von seiner Familie, die 1943 mit ihm nach Auschwitz deportiert wurde, war er der einzige Überlebende. Er hat vor dem Krieg Rettungstransporte für jüdische Kinder nach England und Schweden organisiert und war nach der Befreiung vom Nationalsozialismus sehr engagiert für den Neubeginn jüdischen Lebens in Deutschland; u.a. war er Mitbegründer des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Doch vor allem wegen seiner Vorbildfunktion als erster überlebender NS-Zwangsarbeiter, der ein deutsches Industrieunternehmen erfolgreich auf Entschädigung bzw. Lohnnachzahlung verklagte, eignet sich sein Name für das Gedenken nicht nur an das Leid der Opfer, sondern auch an deren Kampf um Entschädigung und Anerkennung. Durch Wollheims Musterprozess gegen die IG Farbenindustrie i.A. von 1952  kam es zu einem außergerichtlichen Vergleich und die IG Farben zahlte der Jewish Claims Conference 30 Millionen DM, die das Geld unter Holocaust-Überlebenden verteilte. Norbert Wollheim wurde so zum Wegbereiter der NS-ZwangsarbeiterInnen-Entschädigung und zur Symbolfigur und zum Vorbild für andere Überlebende der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager.

Die Forderung den »Grüneburgplatz« nach Wollheim umzubenennen wurde zuerst von Karl Brozik von der Jewish Claims Conference erhoben, als die Universität 2001 das IG Farben-Gebäude bezog. Micha Brumlik, Direktor des Fritz-Bauer-Instituts zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust, nahm sie auf und führte einen erfolglosen Briefwechsel mit OB Roth und Unipräsident Steinberg. Mal wurde die angeblich lange Tradition der Bezeichnung »Grüneburgplatz« vorgeschützt, de facto wurde der Name aber nur von 1930 bis 1945 und ausschließlich durch die IG Farben verwendet. Und mal wurde ein »Norbert-Wollheim-Platz« an einer anderen Stelle der Stadt vorgeschlagen, aber gerade das IG Farben-Haus ist untrennbar mit der Erinnerung an Zwangsarbeit und Massenvernichtung verbunden, war die IG Farben doch nicht nur für die Verbrechen im KZ Buna-Monowitz und den Tod von etwa 25.000 Zwangsarbeitern verantwortlich, sondern auch (neben der Degussa) an der Produktion des Giftgases Zyklon B durch die Konzerntochter Degesch beteiligt.

Die erneuerten Bemühungen für die Umbenennung des »Grüneburgplatzes« in »Norbert-Wollheim-Platz« scheinen wirksam zu sein. Elisabeth Abendroth vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst sagte gegenüber der Frankfurter Rundschau, sie gehe davon aus, dass spätestens wenn im September das Land Hessen im IG Farben-Gebäude sein 60. Jubiläum feiern will „an einer Umbenennung niemand mehr vorbei kommen“ werde. Schon schalten sich andere Kräfte in die Diskussion ein und wollen das Gedenken an Wollheim verhindern. Die FR berichtet, dass Wolfgang Hübner vom rechten Wählerbund BFF einen Antrag zur Umbenennung des »Grüneburgplatzes« in »Klausing-Platz« in den Römer eingebracht habe. Karl Friedrich Klausing war Wehrmachtssoldat und Mitarbeiter des Befehlshabers Stülpnagel in Paris, der, bevor er sich mit Klausing am Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligte, als Beteiligter des Kapp-Putsches von 1920 und als Massenmörder im Russlandfeldzug von 1941 von sich Reden machte. Dass die geforderte Umbenennung der Universitätsadresse nach Norbert Wollheim solche Reaktionen vom rechten Rand des Stadtparlaments provoziert, zeigt die Dringlichkeit eines angemessenen und verantwortungsbewussten Umgangs mit der Vergangenheit, die nicht vergehen kann.

Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und den Kampf der Überlebenden um Würde und Anerkennung, für das Norbert Wollheim symbolisch steht, darf gerade jetzt nicht unter dem Gedenken an deutsches Leid, das der Vernichtungskrieg der Nazis auch verursachte, oder an deutsche Heldentaten im NS-Widerstand begraben werden, die es zwar gab, aber eben leider viel zu selten.

Jetzt gilt es noch mehr öffentlichen Druck aufzubauen, denn bei vorhandenem politischem Willen dürfte die Umbenennung schnell umzusetzen sein. Am 2. Mai 2005 diskutiert der Ortsbeirat Westend über die Forderung. Bitte unterstützt die Resolution, sammelt auch in eurem Freundes- und Bekanntenkreis weitere Unterschriften und bittet eure ProfessorInnen um Unterstützung.

Auszug aus der Resolution:

„Wir schließen uns dem Komitee der Überlebenden von Buna-Monowitz an, das in seiner Resolution vom 27. März 2004 [...] die Forderung begründete: »An historischem Ort, im IG Farben-Haus, gedenken wir der Opfer von Auschwitz, der Tausenden unserer Kameraden, die der ‚Vernichtung durch Arbeit’ im Werk ‚IG Auschwitz’ zum Opfer gefallen sind. [...] Norbert Wollheim steht stellvertretend für die Opfer von Buna-Monowitz. Den Platz vor dem IG Farben-Haus nach Norbert Wollheim zu benennen wäre für uns Überlebende ein sichtbares Zeichen der Stadt Frankfurt am Main, der unvergänglichen Vergangenheit zu gedenken, der historischen Verantwortung gerecht zu werden. [...] Bevor unser Schicksal nur noch Historie ist, wollen wir dafür streiten, dass Geschichtsvergessenheit nicht Platz greift. Wir appellieren an die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt am Main, die Umbenennung des ‚Grüneburgplatzes’ in ‚Norbert-Wollheim-Platz’ zu veranlassen: in Ehrfurcht vor den Opfern, in Verantwortung für die Zukunft.«  In diesem Sinne fordern wir das Land Hessen, die Stadt Frankfurt am Main und die Johann Wolfgang Goethe-Universität auf, schnellstmöglich alle nötigen Schritte einzuleiten, um die Umbenennung umzusetzen, damit dieses Zeichen der Erinnerung auch für die Generation der Überlebenden noch sichtbar wird.“

Auswahl der ErstunterzeichnerInnen:

Prof. Dr. Elmar Altvater (FU Berlin),

Prof. Dr. Wolfgang Benz (Antisemitismus-Forscher, Berlin),

Prof. Judith Butler (Philosophin, Berkeley),

Dr. Heinz Düx (Vorsitzender Richter am OLG a. D.),

Jutta Ebeling (Stadträtin Frankfurt a.M.),

Prof. Dr. Josef Esser (Uni Frankfurt),

Siegmund Freund (Rat der Überlebenden, Fritz Bauer Institut),

Georg Heuberger (Direktor des Jüdischen Museums Frankfurt a.M.),

Prof. Dr. Axel Honneth (Uni Frankfurt),

Elfriede Jelinek (Schriftstellerin, Nobelpreis für Literatur 2004),

Prof. Dr. Hans-Thies Lehmann (Uni Frankfurt),

Prof. Dr. Burkhardt Lindner (Uni Frankfurt),

Prof. Dr. Ingeborg Maus (Uni Frankfurt),

Robert Menasse (Schriftsteller, Uni Frankfurt),

Rupert von Plottnitz (Staatsminister a. D.),

Werner Renz (Fritz Bauer Institut),

Prof. Dr. Uta Ruppert (Uni Frankfurt),

Prof. Dr. Heide Schlüpmann (Uni Frankfurt),

Abel Schumann (AStA-Vorsitzender, Uni Frankfurt),

Lutz Sikorski (Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer),

Trude Simonsohn (Rat der Überlebenden, Fritz Bauer Institut),

Sarah Sorge (MdL, Wissenschafts- und Kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Hessischen Landtag),

Dr. Paul Spiegel (Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland),

Prof. Dr. Klaus Theweleit (Schriftsteller, Uni Freiburg),

Andrea Werner (MdL, Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag),

Olaf Cunitz, Dr. Andrea Lehr, Marina Demaria, Martina Feldmayer, Ulrike Gauderer, Bastian Bergerhoff, Wulfila Walter, Ulrich Keck (Kreisvorstand und Geschäftsführung von Bündnis 90/Die Grünen Frankfurt am Main)

Zur Auswahl aller UnterzeichnerInnen

 

 

Initiative »Norbert-Wollheim-Platz«

c/o AStA Uni Frankfurt | Mertonstr. 26 | 60325 Frankfurt am Main

 
Zum Unterstützen der Resolution bitte eine kurze Mail mit Namen, Funktion oder Beruf und Wohnort an: norbertwollheimplatz@gmx.net

 
Download der Resolution als PDF hier: Resolution.pdf
 
 
Resolution
für die Umbenennung des »Grüneburgplatzes«

in »Norbert-Wollheim-Platz«

 

Die Unterzeichnenden dieser Resolution fordern das Land Hessen, die Stadt Frankfurt am Main und die Johann Wolfgang Goethe-Universität auf, die Umbenennung  des »Grüneburgplatzes« in »Norbert-Wollheim-Platz« zu veranlassen.

Norbert Wollheim war der erste ehemalige Häftling des vom IG Farben-Konzern betriebenen KZ Buna-Monowitz (Auschwitz III), der nach Kriegsende, 1951, die IG Farbenindustrie AG i. L. erfolgreich auf Entschädigung verklagte und so zur Symbolfigur und zum Vorbild für andere Überlebende der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager wurde.

Vor seinem Zwangsarbeitseinsatz in Berliner Rüstungsbetrieben und seiner Deportation nach Auschwitz im März 1943 (zusammen mit Ehefrau und dreijährigem Kind), organisierte Wollheim in den Jahren 1938/39 Rettungstransporte für jüdische Kinder, die dank seiner unermüdlichen und aufopferungsvollen Arbeit den Holocaust überlebten. Nach der Befreiung war er an der Gründung des Zentralrats der Juden in Deutschland beteiligt.

Im Anschluss an den gerichtlichen Vergleich zwischen der Jewish Claims Conference und der IG Farbenindustrie AG i. L. im Jahre 1957 widmete sich Wollheim als Vorsitzender der »Compensation Treuhand GmbH« mit großem Einsatz der Zuteilung der Entschädigungszahlungen an Überlebende des Konzentrationslagers Buna/Monowitz.

Norbert Wollheim steht somit einerseits für die Erinnerung an den Kampf der NS-Zwangsarbeiter um Entschädigung und andererseits für den Neubeginn jüdischen Lebens in Deutschland nach der Befreiung vom Nationalsozialismus.

Der »Grüneburgplatz« befindet sich direkt vor der ehemaligen Konzernzentrale der IG Farbenindustrie AG und dient vor allem als Postadresse der Frankfurter Universität, die das IG Farben-Gebäude 2001 bezog.

Das IG Farben-Haus ist untrennbar verbunden mit der Judenvernichtung, war die IG Farben doch nicht nur für die Verbrechen im KZ Buna-Monowitz und den Tod tausender Zwangsarbeiter verantwortlich, sondern auch (neben der Degussa) an der Produktion des Giftgases Zyklon B durch die Konzerntochter Degesch beteiligt.

Der Erinnerung an die IG Farben und ihre Verbrechen könnte durch einen nach Norbert Wollheim benannten Vorplatz die ebenso gebotene Erinnerung an die Leiden der Opfer und ihren Kampf um Anerkennung zur Seite gestellt werden.

Eine Benennung einer Straße oder eines Platzes an anderer Stelle in Frankfurt am Main nach Wollheim wäre nicht zweckmäßig, da die Erinnerung an Norbert Wollheim untrennbar mit dem Namen »IG Farben« verbunden ist. Etwaige Bedenken, durch eine Umbenennung würde den Frankfurterinnen und Frankfurtern eine jahrhundertealte Tradition genommen, sind unbegründet.

Der Name »Grüneburg«, der auf die einst auf diesem Gelände erbaute »Grüne Burg« zurückgeht, ist tatsächlich ein traditionsreicher, wie es in den Bezeichnungen »Grüneburgpark« und »Grüneburgweg« zum Ausdruck kommt. Dagegen kann der Name »Grüneburgplatz« auf eine nur sehr kurze Geschichte zurück blicken: Lediglich für 15 Jahre, von 1930 bis 1945, diente er der IG Farbenindustrie AG als Postadresse der Konzernzentrale; weder vorher noch nachher war er in Gebrauch, bis die Universität das Gebäude bezog.

Einer Umbenennung steht also auch unter diesem Gesichtspunkt nichts entgegen, zumal nur die Adresse der Universität von einer Änderung betroffen wäre.

In Gedenken an Norbert Wollheim und die 25.000 Ermordeten von Buna-Monowitz unterstützen wir die Forderung der Überlebenden von Buna-Monowitz, den »Grüneburgplatz« in »Norbert-Wollheim-Platz« umzubenennen.

Diese Forderung war anlässlich des Umzugs der Universität von Karl Brozik sel. A., Repräsentant der Jewish Claims Conference in Frankfurt am Main, vorgebracht, bei einem weltweiten Treffen ehemaliger IG Farben-Zwangsarbeiter in Frankfurt 2004 bekräftigt und auch von Prof. Dr. Micha Brumlik, Direktor des Fritz Bauer Instituts, aufgenommen worden.

Wir schließen uns dem Komitee der Überlebenden von Buna-Monowitz an, das in seiner Resolution vom 27. März 2004, die der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth übergeben wurde, die Forderung begründete:

»An historischem Ort, im IG Farben-Haus, gedenken wir der Opfer von Auschwitz, der Tausenden unserer Kameraden, die der »Vernichtung durch Arbeit« im Werk »IG Auschwitz« zum Opfer gefallen sind. (...) Norbert Wollheim steht stellvertretend für die Opfer von Buna-Monowitz. Den Platz vor dem IG Farben-Haus nach Norbert Wollheim zu benennen wäre für uns Überlebende ein sichtbares Zeichen der Stadt Frankfurt am Main, der unvergänglichen Vergangenheit zu gedenken, der historischen Verantwortung gerecht zu werden.

Wir versammeln uns heute zum letzten Male in Frankfurt am Main. Unsere Generation, Zeugen und Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung, stirbt aus.

Bevor unser Schicksal nur noch Historie ist, wollen wir dafür streiten, dass Geschichtsvergessenheit nicht Platz greift. Wir appellieren an die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt am Main, die Umbenennung des »Grüneburgplatzes« in »Norbert-Wollheim-Platz« zu veranlassen:

in Ehrfurcht vor den Opfern, in Verantwortung für die Zukunft.«

In diesem Sinne fordern wir das Land Hessen, die Stadt Frankfurt am Main und die Johann Wolfgang Goethe-Universität auf, schnellstmöglich alle nötigen Schritte einzuleiten, um die Umbenennung umzusetzen, damit dieses Zeichen der Erinnerung auch für die Generation der Überlebenden noch sichtbar wird.

 

V.i.S.d.P.:

Initiative »Norbert-Wollheim-Platz«

c/o AStA Uni Frankfurt | Mertonstr. 26 | 60325 Frankfurt am Main

 

 
Download der Resolution als PDF hier: Resolution.pdf
     
  Zum Unterstützen der Resolution bitte eine kurze Mail mit Namen, Funktion oder Beruf und Wohnort an: norbertwollheimplatz@gmx.net  
 

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