Pressemitteilung der Initiative »Norbert-Wollheim-Platz« vom 22.04.05

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

die Initiative »Norbert-Wollheim-Platz«, die in den vergangenen Wochen verstärkt die Forderung nach der Umbenennung des »Grüneburgplatzes« – dem Vorplatz der ehemaligen IG Farben-Zentrale – in »Norbert-Wollheim-Platz« an die Öffentlichkeit gebracht hat, lädt für den 28. April 2005 um 19 Uhr zu einem Vortrag des Historikers Peter Heuss von der Jewish Claims Conference ins Casino des IG Farben-Hauses (Raum 1.802) ein, in dem heute die geisteswissenschaftlichen Fachbereiche der Uni Frankfurt unterkommen.

 

Heuss wird unter dem Titel »... helfen, wo es nur möglich war« über Norbert Wollheim und sein Leben berichten. Norbert Wollheim war einer der Überlebenden des KZ Buna/Monowitz und hatte dort für die IG Farben Zwangsarbeit leisten müssen. Bereits vor dem Krieg spielte Wollheim eine wichtige Rolle innerhalb der jüdischen Gemeinde in Deutschland, als er Rettungstransporte für jüdische Kinder nach England organisierte; nach der Befreiung vom Nationalsozialismus engagierte er sich für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Deutschland; u.a. war Wollheim Mitbegründer des Zentralrats der Juden in Deutschland.

 

Wollheim war der erste überlebende NS-Zwangsarbeiter, der ein deutsches Industrieunternehmen erfolgreich auf Entschädigung bzw. Lohnnachzahlung verklagte; sein Name steht nicht nur für das Gedenken an das Leid der Opfer, sondern auch für deren Kampf um Anerkennung. Sein Musterprozess gegen die IG Farbenindustrie i.A. von 1952 führte zu einem außergerichtlichen Vergleich, die IG Farben zahlten der Jewish Claims Conference 30 Millionen DM, die Holocaust-Überlebenden zugute kamen. Norbert Wollheim wurde so zum Wegbereiter der NS-ZwangsarbeiterInnen-Entschädigung, zur Symbolfigur und zum Vorbild für andere Überlebende der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager.

 

Die Resolution für die Umbenennung des »Grüneburgplatzes« in »Norbert-Wollheim-Platz« hat in den vergangenen Wochen viele neue UnterstützerInnen gewonnen. Die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und die Philosophin Judith Butler halten das Gedenken an Wollheim an diesem historischen Ort genauso für geboten wie zahlreiche ProfessorInnen und Studierende der Uni Frankfurt sowie Kommunal- und LandespolitikerInnen und viele mehr. Zuletzt haben die grünen Landtagsabgeordneten Andrea Werner und Sarah Sorge sowie der komplette Kreisvorstand  und die Geschäftsführung von Bündnis 90/Die GRÜNEN Frankfurt am Main unterschrieben, die auch beschlossen haben, das Vorhaben der Umbenennung auf politischem Wege und in der Öffentlichkeit zu unterstützen.

 

Wir würden uns über einen Hinweis auf die Veranstaltung mit Peter Heuss am kommenden Donnerstag in Ihrer Zeitung und eine Erwähnung unserer Internet-Präsenz www.norbert-wollheim-platz.tk freuen. Nach dem Vortrag wird die Initiative »Norbert-Wollheim-Platz« auch über ihre Arbeit und den Stand der Diskussion berichten, sowie weitere UnterstützerInnen für eine Umbenennung sammeln.

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

Felix Jakob

für die Initiative »Norbert-Wollheim-Platz«

Mail: norbertwollheimplatz@gmx.net

Web: www.norbert-wollheim-platz.tk