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Pressemitteilung des Instituts für vergleichende Irrelevanz zum Abschluss der 6. Frankfurter Gegenuni und den Abrissdrohungen gegen das Gebäude des Instituts

Frankfurt, 12.11.2007

Sehr geehrte Vertreter_innen der Medien,

in der Zeit vom 29.10.07 bis zum 11.11.07 fand im Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) die mittlerweile sechste Frankfurter Gegenuni statt. Das Programm bestand aus fast 30 Veranstaltungen, Workshops, Diskussionen sowie der Eröffnung eines mittlerweile im Hause ansässigen offenen Ateliers mit einer Gemeinschaftsausstellung der dort arbeitenden Künstler_innen. Auf den vielfältigen Veranstaltungen, u.a. mit Joachim Hirsch (emeritierter Professor für Gesellschaftswissenschaft), Karl Bruckmaier (Regisseur) und vielen anderen wurde sich über den aktuellen Stand gesellschaftlicher Konflikte, ästhetischer Probleme sowie der Fragen der Sozialphilosophie kritisch ausgetauscht.

Sabine Winter, Sprecherin des Instituts, kommentiert: „Die Veranstaltungen waren jeweils sehr gut besucht. Insgesamt haben wieder mehrere hundert Menschen, teilweise angereist aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet, das IvI zum regen Austausch genutzt. Das verdeutlicht, welchen Stellenwert das IvI mittlerweile in der Region besitzt und wie groß der Bedarf nach selbstorganisierten Freiräumen ist.“

Der Abschluss der sechsten Gegenuni bedeutet allerdings nicht das Ende der dort begonnenen Diskussionen. Vielmehr laufen z.B. Lektürekurse und Lesekreise weiter und weitere Abendveranstaltungen wie am 17.11.07 mit Bernd Belina (Ankündigung siehe unten) werden folgen. Nochmals Sabine Winter: „Die Gegenuni war ein großer Erfolg und die Arbeit am Institut wird in der nächsten Zeit noch intensiviert werden.“

Mit einiger Verwunderung entnahmen die Mitarbeiter_innen des Instituts aus der Presse, dass die Universität sich mittlerweile für einen Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes einsetzt, da es nicht verkauft werden konnte. Nachdem schon mal ein Abrissantrag gescheitert ist, ist dies ein erneuter Angriff auf das vom Architekten Ferdinand Kramer entworfene Gebäude. Dessen Konzept der demokratischen Architektur markiert einen Bruch mit dem nationalsozialistischen Untertanengeist. „Das Institut für vergleichende Irrelevanz versteht sich in der Tradition dieser demokratischen Idee und sieht sich als legitime Nutzerin des Gebäudes. Wie wir schon oft betont haben: Wir werden das Ziel eines dauerhaft angelegten Instituts nicht aufgeben und mit den gegebenen Mitteln dafür kämpfen.“

Am Samstag, den 1.12.07, feiert das Institut sein vierjähriges Bestehen. Winter abschließend: „Wir hoffen auf viele weitere Jahre im Kettenhofweg 130.

 

 

 
 
 
         
 
Denkmalschutz für Kramerbau in Gefahr

Frankfurt am Main, 21.03.07

In den letzten Wochen und Monaten wurde in der Stadt Frankfurt wiederholt der Schutz für ausgewiesene Kulturdenkmäler wirtschaftlichen und politischen Interessen geopfert. Diese Entwicklung, die zuletzt an der Großmarkthalle die Öffentlichkeit spaltete, wird nun am Universitätscampus Bockenheim fortgeführt. Zahlreiche Bauten des wegweisenden Architekten Ferdinand Kramers wurden von der Unileitung zum Verkauf und Abriss freigegeben.

Nun richtet sich das Augenmerk auf das ehemalige Institut für England- und Amerikastudien (IEAS) im Kettenhofweg 130. Dieses bereits 1954 vom Land Hessen ausgezeichnete Gebäude, das im April 2000 als besonders schützenswertes Kulturdenkmal ausgewiesen wurde, soll nun entäußert werden. Die Unileitung bemüht sich derzeit, eine Begehung des Hauses mit Kaufinteressenten, Liegenschaftsverwaltung, dem Projektmanagement DU Diederichs und einem Vertreter des Stadtdenkmalamtes zu vereinbaren. Dieses Treffen soll dazu dienen, eine Lockerung des Denkmalschutzes im Sinne der Pläne der Kaufinteressenten zu erwirken. Diese Pläne beinhalten schwerwiegende Eingriffe in die Architektur des Gebäudes, die sowohl Fassade wie Innenraum betreffen. "Wir sehen darin einen offenen Angriff auf den Denkmalschutz des Gebäudes und das Erbe Ferdinand Kramers, das den wirtschaftlichen Interessen der Universität geopfert werden soll", so Tina Dietrich, eine Sprecherin des Instituts für vergleichende Irrelevanz (kurz: ivi), des derzeitigen Nutzers des Hauses.

Der lieblose Umgang der Uni mit den Bauten des Architekten ist hinreichend bekannt. Nach dem Auszug des IEAS wurde das Gebäude dem Verfall preisgegeben, ein Abrissantrag scheiterte nur an der Intervention des Landesdenkmalamtes Hessen. Erst durch den Einzug des ivi, einem interdisziplinären, studentisch-verwalteten Projekt, konnte der Verfallsprozess gestoppt werden. "In den über drei Jahren unserer Arbeit fanden hier unter dem Motto 'Theorie, Praxis, Party' zahlreiche Kongresse, Seminare, Lesekreise und kulturelle Veranstaltungen statt, die das Institut bis weit über die Grenzen Frankfurts bekannt gemacht haben. Mit dieser Nutzung verstehen wir uns in der Tradition der demokratischen Architektur Kramers." Als wichtiger Vertreter der Nachkriegsarchitektur stand dieser für Offenheit, Transparenz und Ent-Hierarchisierung – Elemente, die das Institut als zentrale Bestandteile seiner demokratischen Selbstorganisation sieht.

Dietrich abschließend: "Durch die Verkaufspläne der Uni ist nicht nur der Fortbestand eines der herausragenden Bauten des Werks Ferdinand Kramers gefährdet, sondern auch die Arbeit des Instituts."

Institut für vergleichende Irrelevanz
Kettenhofweg 130

60325 Frankfurt/ Main

email: kette130[at]gmx.net


     
         
Pressemitteilung des Instituts für vergleichende Irrelevanz zum IvI-Sommerkongress

Frankfurt am Main, 18.07.06

Sehr geehrte VertreterInnen der Medien,

seit Mittwoch letzter Woche findet im Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) im Kettenhofweg 130 der IvI-Sommerkongress statt. In verschiedenen Workshops, Diskussionen und Veranstaltungen, u.a. mit dem Förderverein Roma und Martin Saar (Uni-Dozent, FB Gesellschaftswissenschaften) wurde sich kritisch mit allgemeingesellschaftlichen Zuständen und vor allem der derzeitigen Verfassung der Universität auseinandergesetzt.

Rosalie Schnecke, Sprecherin des Instituts, kommentiert: „Die Veranstaltungen waren rege besucht und wurden als Gelegenheit für rege Diskussionen genutzt. Dass in der letzten Woche mehrere hundert Menschen – Studierende und andere Irrelevantisierte – das IvI besucht und genutzt haben, zeigt an, wie groß der Bedarf nach selbstorganisierten Freiräumen in Frankfurt ist.“

In den kommenden Tagen werden weitere Lesekreise, Veranstaltungen und Filmeabende, u.a. zur Kritischen Theorie des Antisemitismus und zu den Nürnberger Prozessen, stattfinden. Besonders hinweisen möchten wir Sie auf die am Donnerstag Abend zu eröffnende Ausstellung, die einen kritischen Rückblick auf die Fußball-WM 2006 bietet. Sämtliche Termine finden Sie untenstehend.

Rosalie Schnecke ergänzt: „Das IvI hat sich zu einem wichtigen Treffpunkt kritischer, selbstorganisierter und unkommerzieller Kräfte an der Universität sowie in ganz Frankfurt entwickelt und ist aus dem intellektuellen sowie kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken. Wir fordern die Uni-Leitung auf, diesen Fakt endlich anzuerkennen und dem Institut eine langfristige Nutzung der Räume im Kettenhofweg 130 zu ermöglichen.“

Über eine Berichterstattung in Ihrem Medium wären wir sehr erfreut.
Falls Sie Interesse an Interviews haben oder eine der Veranstaltungen besuchen wollen, wenden Sie sich bitte per Mail an kette130@gmx.net

Mit freundlichen Grüßen,

Rosalie Schnecke
Institutssekretariat

 
 
Pressemitteilung vom 02.03.06
Arbeit des Instituts für vergleichende Irrelevanz (IvI) geht vorerst weiter!

Am Mittwoch, den 01.03.06, wurde in einem Verhandlungsgespräch von Seiten der Leitung der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität der Delegation des Instituts für vergleichende Irrelevanz mitgeteilt, dass die angedrohte Räumung des Instituts vorerst ausgesetzt wird und es die Arbeit bis zum Vorlesungsende des Sommersemesters 2006 in den Räumlichkeiten des Kettenhofweg 130 fortsetzen kann. Institutssprecherin Rosalie Schnecke dazu:
„Wir begrüßen es, dass das Uni-Präsidium die weitere Nutzung des Instituts im Kettenhofweg 130 bis zum Ende des Sommersemsters zugesagt hat und somit die geplanten Veranstaltungen stattfinden können.“ Allerdings wurde gleichzeitig deutlich gemacht, dass die Universität nach dem Verkauf des Gebäudes, an dem weiterhin festgehalten wird, keine Alternativräumlichkeiten zur Verfügung stellen will. Nochmals die Institutssprecherin: „Dies bedeutet für uns andererseits nur eine zeitliche Verschiebung des Problems. Eine langfristige Planungssicherheit bietet diese Entscheidung weiterhin nicht.
Da die Universität im Besitz vieler leerstehender und ungenutzter Gebäude ist, kann dies weiterhin nur als eine politische Entscheidung gegen die mittlerweile in der studentischen Kultur, und weit darüber hinaus fest verankerte Institution verstanden werden.“ Die Hauptforderung, der dauerhafte Fortbestand des Instituts in angemessenen Räumlichkeiten, wurde daher bisher nicht erfüllt, sondern nur temporär vertagt. Gerade angesichts des großen UnterstützerInnenkreises aus Wissenschaft, Forschung und Kultur weit über Frankfurt hinaus, wird das Institut für vergleichende Irrelevanz den Kampf um ein adäquates Ersatzobjekt nicht aufgeben. Ein letztes mal die Sprecherin: „Für uns bedeutet dies, dass wir uns weiterhin für den dauerhaften Betrieb des Instituts einsetzen werden. Die Verhandlungen müssen fortgesetzt werden. Wir werden unser Ziel eines dauerhaft angelegten Instituts nicht aufgeben und mit den gegebenen Mitteln weiter dafür kämpfen.“ Als Anlage finden sie die nächsten Veranstaltungstermine.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Institut für vergleichende Irrelevanz

     
         
 
Frankfurt, den 23.01.2006
Ende der Kritik – Kritik am Ende?

Das Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) wurde am 3.12.2003 im Kettenhofweg 130 eröffnet. Die Nutzbarmachung des seit 2001 leerstehenden Universitätsgebäudes (ehemals Institut für England- und Amerikastudien) war auf einer im Rahmen des Unistreiks einberufenen Vollversammlung der Studierenden der Johann Wolfgang Goethe-Universität beschlossen und sofort umgesetzt worden. Die Studierenden reagierten damit auf die massiven Missstände im Bildungs- und Sozialbereich im Zusammenhang mit der damals von der CDU-Landesregierung geplanten und umgesetzten „Operation sichere Zukunft“. Außerdem richtete sich ihre Kritik gegen die aus ihrer Sicht ablehnend-autoritäre Haltung der Universitätsleitung gegenüber kritischen Wissenschaften.
Genau diesen sollte im Institut für vergleichende Irrelevanz neuer Raum geboten werden. Zahlreiche Vorträge, Konzerte, Film- und Theatervorführungen, Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen, zogen seitdem Interessierte aus dem Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus an. Lese- und Arbeitsgruppen zu wissenschaftlichen, kulturellen und politischen Themen arbeiten kontinuierlich in den Räumlichkeiten des Instituts.

Das Institut konnte in einvernehmlicher Absprache mit dem damaligen Kanzler Wolfgang Busch seine Arbeit bis heute fortsetzen. Wenn es aber nach der Universitätsleitung geht, wird damit nun bald Schluss sein. Schon im September 2005 wurde die Liegenschaft, die als Bau des berühmten Architekten Ferdinand Kramer unter Denkmalschutz steht, in der Frankfurter Rundschau zum Verkauf angeboten. Die Mitarbeiter der Universität sagten zu, das Institut zu informieren, sobald Interessenten sich gemeldet haben würden und eine Begehung des Gebäudes anstehe. Nachdem die Universität die Kontaktmöglichkeit zum Institut längere Zeit nicht genutzt hatte, wurde vergangene Woche plötzlich ein Gespräch anberaumt, in dem die Verhandlungsdelegation mit der Aussage konfrontiert wurde, dass das Gebäude zum 1. April 2006 verkauft sein soll. Dazu eine Institusmitarbeiterin: „Die wissenschaftliche, interdisziplinäre Arbeit am Institut hat nicht zuletzt durch die große Resonanz in der Studierendenschaft ihre Notwendigkeit unter Beweis gestellt. Das Institut hat sich zu einem wichtigen Element der Uni entwickelt, so dass eine ersatzlose Schließung nicht hinnehmbar ist.“
Nachdem im Dezember qua Beschluss, den Erhalt des Instituts für Sexualwissenschaft von einer mindestens fünfzigprozentigen öffentlichen Finanzierung abhängig zu machen, dessen Bestand in seiner Substanz gefährdet wurde, wäre die Abwicklung des Instituts für vergleichende Irrelevanz ein weiterer, ökonomischen Kriterien geschuldeter, Schritt zum
Abbau wissenschaftlicher Vielfalt an der Universität Frankfurt. Nochmals das
Institutsmitglied: „Wenn an der Universität kein Raum mehr besteht, kritisch über Gesellschaft und Wissenschaft nachzudenken, dann arbeitet die Universität an ihrer eigenen Abschaffung. Es ist von daher notwendig, dass das Institut seine angestammten Räume im Kettenhofweg weiter nutzen kann, oder dass ein adäquates Ersatzobjekt zur Verfügung gestellt wird.“
Am kommenden Montag (30. Januar) wird die Zukunft des Instituts auf einer Sitzung des Universitätspräsidiums auf der Tagesordnung stehen. Das Institut denkt derweil über weitere Schritte nach.

Für weitere Nachfragen: Institutstelefon: 0176-25238400