Grenzen der Globalisierung
Einführung in die theoretisch-politische Debatte um Globalisierung
ende
inhalt
Andre Bisevic
     
Einleitung weiter
 

Nachdem die erste Version des Referates »Grenzen der Globalisierung – Einführung in die theoretisch-politische Debatte um Globalisierung« inhaltlich sehr umfangreich war und mir als zu lange erschien um im Rahmen der gemeinsamen Publikation veröffentlicht zu werden, beschloss ich mit dieser neu überarbeiteten Fassung auf einige Kernthesen in Altvater/ Mahnkopfs Buch (1) einzugehen. Hauptsächlich wird hierbei auf den im dritten Kapitel des Buches erörterten Prozess des »Disembedding« global eingegangen, der mir in dreifacher Hinsicht sinnvoll erscheint näher betrachtet zu werden. Erstens lässt sich anhand dieses Gedankenkonstrukts gut die Sichtweise beider Autoren im Hinblick auf ihren Globalisierungsbegriff darstellen. Zweitens sind in diesem Entbettungsprozess Handlungsoptionen für Akteure enthalten die diese Veränderung politisch Regulieren wollen, und schließlich war während der Ausführung des Referates der Begriff des »Disembedding« der am kontrovers diskutierteste in der anschließenden Diskussion.
Chronologisch wird in der folgenden Ausführung wie folgt vorgegangen. Im ersten Teil wird der von Polyani geprägte Begriff des »Disembedding« in seiner Doppelförmigkeit näher ausgeführt, um diesen schließlich durch Altvater und Mahnkopfs Wortbildung des »Disembedding« global zu ergänzen. Anschließend werden einige Entbettungsvorgänge erläutert, die den Entbettungsvorgang auf territorialer und globaler Ebene vorangetrieben, gar erst ermöglicht haben. Abschließend werde ich versuchen anhand des Buches kurz dazustellen, welche Rückwirkung diese gesellschaftliche Transformation auf heutige Gesellschaften, sowie partizipativ handelnde Akteure hat, und warum Altvaters und Mahnkopfs Ansicht nach die Globalisierung an ihre natürliche Grenze stoßen muss, und vollkommene Globalität nicht zu erreichen ist.

 

(1) Altvater, Elmar/ Mahnkopf, Birgit 1999: Grenzen der Globalisierung Ökonomie, Ökologie und Politik in der Weltgesellschaft, Münster, Westfälisches Dampfboot, 4. Auflage

Polyanis Begriff des »Disembedding« weiter / zurück
 

»Die kapitalistische Wirtschaft verselbstständigt sich gegenüber der Gesellschaft. Dieser Prozess der Herausbildung aus dem ›gesellschaftlichen Bett‹ kann als ›disembedding‹ bezeichnet werden« (Altvater/ Mahnkopf 1999: 90). Um den Begriff des »disembedding« global zu verdeutlichen, beziehen sich die Autoren Elmar Altvater und Birgit Mahnkopf auf den Sozialtheoretiker Karl Polanyni, der in seinem Werk »The Great Transformation« (2) diesen oben genannten Sachverhalt am Beispiel Englands in seiner Entwicklung zur Marktwirtschaft verdeutlicht. Das Neuartige an diesem Prozess ist Polyanis Ansicht nach die Unterwerfung und Transformation von Geld, Arbeitskraft, und Boden unter das Diktat von Kapital und Marktwirtschaft. Seiner Ansicht nach bildete sich dieser Prozess in England im 19. Jahrhundert heraus, und hält bis zur heutigen Zeit an. Dem Autor zur Folge waren über Jahrtausende hinweg Märkte sowie das Marktgeschehen in das gesellschaftliche Leben integriert (eingebettet). Mit der kapitalistischen Marktwirtschaft änderte sich dies jedoch, und das System nahm eine Eigenlogik an, die auf die Gesellschaft in Form von Geld- und Sachzwängen rückprojiziert wurde. Polyanis gibt in seinen Schriften einer vollkommenen Geld- und Marktgesteuerten Gesellschaft wenig Chance, und sieht die desaströsen Folgen dieser Entwicklung in der völligen Zerstörung selbigen. Seiner Ansicht nach war der Prozess des »Disembedding« jedoch durch Bewegung und Gegenbewegung gekennzeichnet. Auf den Prozess des »Disembedding« folgte der gesellschaftlich, sozialstaatliche Gegenentwurf, der es vermochte die desaströsen Folgen einer, den Lehren der neoklassischen Ökonomie unterworfenen Marktwirtschaft entgegenzuwirken, und somit gesellschaftlich zu regulieren. Polyani hatte mit dem Begriff des »disembedding« immer den Nationalstaat vor Augen, der es vermochte die Doppelförmigkeit der Transformation, gekennzeichnet durch Bewegung und Gegenbewegung zu regulieren.

 

(2) Polanyi, Karl 1944/1978: The Great Transformation, Frankfurt a. M., Suhrkamp.

Altvater und Mahnkopfs »Disembedding« global weiter / zurück
 

Kam dem Nationalstaat bei der Regulierung gesellschaftlicher Transformationsprozesse eine wichtige Bedeutung zu, verliert dieser Akteur in Zeiten seiner Negierung eine wichtige Rolle als Regulator des gesellschaftlichen Lebens. Altvaters und Mahnkopfs Ansicht hat die »great transformation« des »disembedding« im 19. Jahrhundert nicht ihren Abschluss gefunden. Sie ist als eine dem kapitalistischen System eigene Tendenz bis heute wirksam. (Altvater/Mahnkopf 1999: 91). Nach außen setzt sich dieser Prozess in seiner Tendenz den Weltmarkt zu schaffen weiter fort. Bezugsgröße ist demnach immer der Weltmarkt. Er ist somit Bezugspunkt für einzelne Nationalstaaten die Anhand diesen Indikators in Produktivitäts- sowie Währungskonkurrenz treten, und sich auf diesem behaupten müssen. Forciert wird dieser Prozess noch durch die Bewertung von einzelnen Rating-Agenturen, die durch ihre Bewertungen einzelne Volkswirtschaften in Konkurrenz treten lassen, und somit oft als Indikator für Anleger gesehen werden in erfolgreiche Ökonomien zu investieren.(3)
Die Vermarktwirtschaftlichung der gesellschaftlichen Reproduktion erfasst somit immer mehr Gesellschaften, und macht sich durch das fast völlige Verschwinden von Subsästenzwirtschaften in einzelnen Regionen bemerkbar. Den Autoren zufolge ist jedes wirtschaftliche Handeln Markt- und somit Geldgesteuert (Altvater/ Mahnkopf: 1999: 92). Durch die schwindende Einflussnahme des Nationalstaates auf die Steuerung der wirtschaftlichen Aktivität wird die Ökonomie globalisiert, und der Einflussnahme des Nationalstaats entzogen. Dieser Transformationsprozess wirkt dann als Sachzwang auf die einzelnen Gesellschaften zurück, und entzieht sich um ein weiteres Mal derer Einflußnahme. Ein Demokratieproblem kann dann aufkommen, wenn Akteure für gesellschaftliche Entwicklungen verantwortlich gemacht werden auf die sie nur bedingt Einfluss haben.
Den von Polanyi beschriebenen doppelförmigen Prozess der »great transformation«, geprägt von Bewegung und Gegenbewegung (Altvater/ Mahnkopf 1999: 90, 121) fügt Altvater noch eine dritte Kategorie hinzu. In dieser wurden die Arbeiter im gramscianischen Sinne in das System eingebunden. Kategorisch umschrieb der italienische Politiker Antonio Gramsci dies mit dem Begriff des »transformismo«. Durch das reformistische Streben der Arbeiterbewegung wurden selbige negativ in das System integriert, und verhalfen diesem sich immer wieder auf das neuste zu reproduzieren. Der Prozess des »disembedding« erzeugt Altvaters und Mahnkopfs Meinung nach immer auch eine notwendige reformistische Gegenbewegung, welche die ökonomischen Sachzwänge für die Gesellschaft erst erträglich macht. In der heutigen »great transformation« der Globalisierung ist der Grad der Re-Regulierung ihrer Ansicht nach nur unzureichend ausgebildet. Auf globaler Ebene sind noch keine ausreichenden Institutionen geschaffen worden, die den deregulierten nationalen, regionalen und lokalen Markt Re-Regulieren. Aus diesem Grund kann man aus Autorensicht auch von einem vorhandenen Weltmarkt, aber einer nicht vorhandener Weltgesellschaft sprechen.
Der von Polyani beschriebene Prozess findet sich auch heute in der Konstruktion des Weltmarktes wieder. Gesellschaftliche Kämpfe verlieren in der Deregulierung ihren Bezugspunkt, und werden im globalen Raum und den entsprechenden Institutionen überflüssig, bilden jedoch weiterhin die soziale Grundlage von geteilten Normen in einer globalisierten Welt, die auf gewisse gesellschaftliche Fragen noch keine adäquaten Antworten besitzt. Jene Institutionen haben aufgrund ihrer stark nationalstaatlichen Geschichte ebenso Probleme Antworten oder Gegenmaßnahmen auf globale Herausforderungen zu geben. In diese Lücke könnten nun NGOs stoßen, welche weniger in den Grenzen des nationalen Raumes agieren. Gegenbewegungen sind also für das Gelingen des Prozesses der »great transformation« von Nöten, und geben diesem die gesellschaftliche Legitimation.

 

(3) Als Beispiel hierfür könnte man die zwei führenden Rating Agenturen »Moodys« und »Standard & Poor« heranziehen, die durch ihre negative Bewertung südostasiatischer Volksökonomien mitverantwortlich sind für die Währungskrise Mitte der neunziger Jahre.

Entbettungsmechanismen weiter / zurück
 

Im folgenden Abschnitt wird der Frage nachgegangen, welche grundlegenden Voraussetzungen erforderlich waren, damit solch ein gewaltiger Transformations- und Verselbständigungsprozess möglich wurde, und welche Folgen dies für das persönliche Leben all jener hat, die diesem Prozess unterworfen sind.
Folgende Mechanismen bedingen Altvater und Mahnkopfs Ansicht nach den Prozess des »Disembedding« global.

  1. Das Geld verselbstständigt sich gegenüber dem Markt.
  2. Ein neues Zeitregime ist entstanden und nimmt im Zuge der Raumkompression globale Dimensionen an. Zeit ist demnach nicht mehr eine persönliche Bezugsgröße, sondern auf der ganzen Welt einheitlich in Arbeitszeit, Freizeit, Lebenszeit getaktet.
  3. Durch neue fossile und nukleare Energieträger wurde die Raum- und Zeitkompression erst möglich.
  4. Institutionalisierte Sachzwänge

1. Die Verselbstständigung des Geldes gegenüber dem Markt

Der marktwirtschaftliche Prozess ist ohne das Geld nicht vorstellbar. Geld reguliert Handelsbeziehungen und weist der Ware einen Wert zu. »Es« entwickelte jedoch seit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods System (1973) ein Eigenleben, welches es als Zahlungsmittel zum »Geldfetisch« verkommen ließ. Den Entbettungsprozess des Geldes kann man an den globalen Finanzmärkten ausmachen. Das Geld steht nicht mehr in unmittelbaren Zusammenhang zur Ware, und wird seit dem Zusammenbruch fixer Wechselkurse selbst als Ware auf den internationalen Devisenbörsen gehandelt. Das Geld entwickelt hierbei ein aus dem Markt herausgelöstes Funktionssystem, und drückt diesem eigene Kapitalzwänge auf. In diesem System ändern sich auch die primären Aufgaben der Zentralbanken, von Institutionen »der geldpolitischen Unterstützung der Regierungen bei der Verfolgung ihrer wirtschaftspolitischen Ziele, hin zur Sicherung von Geldvermögen und ihrer Verwertung« (Altvater/ Mahnkopf 1999: 109). Zentralbanken unterliegen in diesem Prozes dem Druck internationaler Finanzmärkte. Die negativen Auswirkungen auf die innerstaatliche Politik ist hierbei verheerend, da diese es nicht mehr vermag Ereignisse die sie politisch zu verantworten hat zu selber zu steuern.
Geld ist in diesem Prozess ein geeignetes Medium um im digitalen Zeitalter das globale System neu zu strukturieren. Während Waren relativ unflexibel sind und nur mit viel Mühe von einem Teil des Globus zum anderen transferiert werden können, ist Geld durch die Computertechnologie um ein vielfaches flexibler, und der Tausch erfordert nicht einmal die physische Präsenz von Akteuren. Gesellschaften werden so im globalen Währungsraum einer vergleichenden ökonomischen Bewertung unterzogen, und somit ist jeder Nationalstaat dem Sachzwang des »Geldfetisch« ausgesetzt. Geld ist den Autoren nach das eigentliches Gemeinwesen, und übt einen starken Einfluss auf Gesellschaften aus, die sich dem Diktat des Geldes zwangsläufig unterziehen müssen. In der monetaristischen Geldpolitik des IMF kam dieser Sachverhalt in den letzten großen Währungskrisen deutlich zum Tragen.

2. Die Entstehung eines neuen Zeitregimes

Zeitregime bilden sich in der Funktionslogik des Geldes an den Stichtagen von Zahlungsfälligkeiten heraus, und prägen demnach ein neues Zeitgefühl jenseits von Erntezyklen und dem Zeitgefühl vergangener Generationen.. Dem evolutionär gewachsenen Zeitgefühl jenes einzelnen Menschen wird ein global, digitalisiertes gegenübergestellt, dessen Logik abstrakt, und nicht unmittelbar den Bedürfnissen des einzelnen entspricht. Es entsteht somit ein globales Zeitregime welches sich deutlich von dem vergangener Tage unterscheidet. Verantwortlich für diesen Prozess sind Altvater und Mahnkopfs Ansicht nach die Funktionslogiken des Marktes (Geldmarktes), »welcher das Vergessen des Vergangenen ebenso zur Folge hat, wie den Verlust der Zukunft als Projekt« (Altvater/ Mahnkopf 1999: 99). Vergangenheit ist den Autoren zur Folge immer »Gegenwart minus«, und Zukunft »Gegenwart plus«. Was für die Autoren nichts anderes heißt, dass sich die Menschheitsgeschichte bedingt durch das kurzfristige ökonomische, im »Präsens« abspielt, und so die Zukunft als Projekt in Vergessenheit gerät. Generationskonflikte müssten unter diesen Gesichtspunkten ihrer Ansicht nach neu diskutiert werden.
Politisch hat das Verschwinden der Zeiten zur Folge, dass Utopien den Prognosen weichen müssen, und die reflektierte, für soziale Beziehungen so wichtige Vergangenheit schwindet und der überpräsenten Gegenwart weichen muss. Die innovationshemmende Kraft die in diesem Vorgang zu sehen ist, müsste man auf gegebene Sachzwänge zurückführen, welche Resistent gegenüber Erneuerungen sind, da dieses System kurzsichtige Entscheidungsakteure zur Folge hat. Die für das Überleben von Gesellschaften so notwendig zu führende Debatte über das »Projekt Zukunft« ist den Autoren ihrer Ansicht nach ohne eine natürliche Zeit- und Raumverortung nur schwer vorstellbar. Zwei Folgen bilden sich demzufolge aus diesem Sachverhalt heraus. Zum einen eine Dominanz des weltzeitlichen Raum- und Zeitregime, gegenüber den banalen Raum- und Zeiterfahrungen, und zum anderen eine Überpräsenz der Gegenwart gegenüber der Zukunft.

3. Entbettung als Potenzierung von Innovationen

Verlief die Menschheitsgeschichte über Millionen von Jahren relativ langsam in einem steten gleichen Fluss, so sind gerade in den letzten Jahrhunderten entscheidende Erfindungen getätigt worden, welche die Menschheit aus ihrem gewohnten Zeit- und Raumempfinden herausgelöst haben. Durch die Umwandlung von Biotischen, hin zu A-biotischen, fossilen Energieträger ist dieser Prozess in den letzten zwei Jahrhunderten möglich geworden. Über Hunderte von Jahren war Wasser und Windkraft die einzige Energiequelle, räumlich und zeitlich in die Lebenswelt der Menschen eingebunden. Durch diese Einschränkung konnten gewisse Erfindungen, wie bspw. Leonardo da Vincis Konstruktionen nicht in die Tat umgesetzt werden. Ebenso stoßen verschiedene Formen der Kapitalakkumulation an ihre natürliche Grenzen. Mit dem Beginn der Industrialisierung wurden nun diese natürlichen Grenzen überwunden. Ein neues Zeit- und Raumregime entstand, und durch neue Antriebsmöglichkeiten ist eine massive Arbeits- und Innovationsakkumulation möglich geworden. Der Übergang vom absoluten zum relativen Mehrwert kann auf diese Zeit rückdatiert werden. Die von Marx analysierte Unterwerfung der Arbeit unter das Kapital ist ein weiterer Entbettungsvorgang in diesem Zeitalter. Der Profit entzieht sich seiner natürlichen Grenzen, diese werden gar als Einschränkung im Akkumulationsprozess empfunden.

4. Institutionalisierte Sachzwänge

Altvaters und Mahnkopfs Ansicht stellen durch Menschen geschaffene Sachzwänge weitere Entbettungsmechanismen dar, auf die sie nur bedingt Einfluss haben. Als Beispiel führen sie hier »synthetische Indikatoren« ein, die Gesellschaften bewerten, und »die komparative Position eines nationalen Währungsgebietes in der globalen Währungskonkurrenz« definieren (Altvater/ Mahnkopf 1999: 111). Die Transformation eines Staates zeigt sich hierbei auch durch die Verschiebung seiner Grenzen. Die neue Grenzlinie ist nun der Währungsraum, »dessen Grenzen an den Theken der Devisenbörsen oder im globalen ›swift‹-Netzwerk der Banken verteidigt wird« (Altvater/ Mahnkopf 1999: 111). Dieser Geldfetisch stellt dabei einen Entbettungsmechanismus dar, der als Sachzwang auf die jeweiligen Gesellschaften rückwirkt. Einmal geschaffene Standards können nicht mehr rückgängig gemacht werden, da sie auf globaler Ebene institutionalisiert sind. Der Nationalstaat verliert durch diesen Verlust, bspw. der Zinsautonomie die Möglichkeit die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zu steuern.. Die Politik muss sich in diesem Prozess den Gesetzen der Marktwirtschaft beugen, um deren Rationalitätskriterien folgen zu können.

 

 
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Eine ausreichende Theorie des Marktes ist Luhmanns Ansicht nach bis heute nicht gegeben. Es reicht nicht aus den Markt als eine reine Anhäufung von Tauschbeziehung zu sehen, in der das Streben jedes einzelnen nach dem maximalen Profit der Allgemeinheit zu Gute kommt. Die neoliberale Doktrin, dass mehr Markt zugleich immer weniger Staat bedeutet ist nur bedingt richtig. Bei aller Deregulierung und dem Zurückdrängen des Staates aus dem Marktgeschehen, bleibt dieser von Nöten um eine für alle Marktteilnehmer verbindliche Rechtsregelung festzusetzen. Der Prozess der Deregulierung geht immer einher mit einem »Mehr« an rechtlicher Verregelung und Regulation. Zentrale Aufgabenbereiche die dem Staate zugute kommen, wie bspw. die Sicherung eines funktionsfähigen Preissystems oder die Sicherung der Geldwertstabilität sind unabdingbar für das Gelingen einer funktionsfähigen Marktwirtschaft. Außerdem ist ein rein Geld- und Marktgesteuerter Wirtschaftsprosses ohne eine gut funktionierende Zivilgesellschaft nicht möglich. Erst diese schafft die für den Marktprozess für alle Marktteilnehmer so wichtige Vertrauensbasis.
All diese Gründe werden von Altvater und Mahnkopf als Begründung dafür angeführt, dass die vollkommene Globalität an ihre natürlichen Grenzen stoßen wird, und nicht erreichbar ist.

 

 
Literatur  

 

Altvater, Elmar/ Mahnkopf, Birgit 1999: Grenzen der Globalisierung. Ökonomie, Ökologie und Politik in der Weltgesellschaft, Münster, Westfälisches Dampfboot, 4. Auflage.

Polanyi, Karl 1944/1978: The Great Transformation, Frankfurt a. M., Suhrkamp.

 
     
Protestbewegungen im globalen Kapitalismus.
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