Bullen im KoZ – Schweine im Weltall

Flugblätter zum KoZ-Konflikt hat es mittlerweile genug gegeben. Die Fakten scheinen also hinreichend bekannt: Eine Horde gewaltbereiter, breitschultriger, lederjackenbewehrter Autonomer in Kapuzenpullis – kreischende Frauen, die nicht davor zurückschrecken, „Polizisten mehrmals in die Eier“ zu greifen, „in die erste Reihe“ gestellt – bedrängen „unschuldige Blumen“, mindestens ebenso unschuldige AStA- Mitglieder und KoZ-Angestellte, springen auf Theken, lassen „Messer blitzen“. In dieser Gewaltausübung manifestiert sich das mangelnde Demokratieverständnis des KoZ-Kollektivs, das nicht einsehen will, daß der von ihm privatisierte Raum endlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden muß. War es doch unter der Ägide des Kollektivs für Normalsterbliche kaum denkbar, Zutritt zu den heiligen Hallen des KoZ zu erlangen. Privilegierte, die unter dem gestrengen Blick der KoZ-Türsteher den Schlagbaum passieren durften, berichten von strengen Zensurmaßnahmen hinter dem eisernen Vorhang.

Blut und Eisen bleibt die wirksamste Kur!

Mit erhobener Lanze, dem heiligen Georg gleich, reitet der AStA wider dieses dem studentischen Kaffekonsum auferlegte Joch. Sein Banner zieren die hehren Ideale von Pluralismus und Demokratie. „Demokratisch und offen für alle StudentInnen“ soll das KoZ in Zukunft sein. Raum für „kontroverse politische Auseinandersetzungen“ soll es bieten. Daß „alle“ dabei nicht alle meint, wird erst auf den zweiten Blick deutlich. Ausgeschlossen sind dabei diejenigen, die dem demokratischen Zwangskonsens sich verweigern. Das Eggertsche (im StudentInnenparlament geäußerte) Postulat, der AStA dulde im KoZ keine „verfassungsfeindlichen, gewaltverherrlichenden, sexistischen und rassistischen“ Veranstaltungen und Äußerungen, beschreibt bereits ansatzweise das der Ideologie von Demokratie und Pluralismus innewohnende Prinzip der Ausschließung. Die Offenheit, die sie scheinbar verspricht, gilt stets nur Äußerungen, die den bestehenden Verhältnissen von vornherein sich unterwerfen. Die emphatische Bezugnahme auf die Verfassung meint nichts anderes als die Forderung nach bedingungsloser Unterwerfung unter die Dekrete der durch „demokratische Wahlen“ legitimierten Volks- und StudentInnen-VertreterInnen. In diesem Sinne erzwingt bereits die von den Stadt-Jusos verbreitete Aufforderung zum Schwarzfahren im RMV ob ihres umstürzlerischen Potentials die entschiedene Distanzierung seitens des (Juso-)AStA-Vorsitzenden. In diesem Zusammenhang wird die von den Begriffen Gewaltverherrlichung, Sexismus und Rassismus erheischte Bedeutung offensichtlich: Gewalt wird für die Verteidiger der Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung erst dann verwerflich, wenn sie selbst sich durch sie bedroht fühlen.

Auf die Knie, elender Schklafe! Ich bin die Herrin, Du bist der Untertan!

Sehr wohl werden sexistische und chauvinistische Parolen im KoZ geduldet, solange sie im Einvernehmen mit dem AStA sich befinden. Vergewaltigungsdrohungen gegen Frauen aus dem KoZ-Kollektiv dienen der Verteidigung der Freiheit und sind im Eifer des Gefechts allemal gerechtfertigt: ist es doch perfide Taktik des Kollektivs, sich hinter „seinen Frauen“ zu verstecken und somit eine ehrliche Auseinandersetzung unter Männern zu verunmöglichen; ein Gentleman schlägt schließlich keine Frau. Vorbildlich hingegen die Verfahrensweise der AStA-Kämpen, Frauen in ihren Reihen gar nicht erst zu dulden und ihnen statt dessen den Schutz der Küche in den hinteren Räumen des KoZ angedeihen zu lassen. Neue Maßstäbe setzte das Verhalten eines Internationalisten in den Reihen des AStA, der es sich kinderwagenschiebend nicht nehmen ließ, seinen Stammhalter in vorderster Front mit den Härten des politischen Kampfes vertraut zu machen.

Analog zu dieser Geschlechterrollenauffassung gestaltet sich die Aufgabenteilung des AStA-Vorstandes: Während Frau Riedel im KoZ durch Abwesenheit glänzt und es vorzieht, sich die Finger lieber nicht schmutzig zu machen, etabliert sich der zweite Vorsitzende Thomas „Noske“ Eggert als Mann für's Grobe, der die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen weiß und bei Bedarf seine Kettenhunde von der Leine läßt.

Ein Feind, und der ist mein Feind!

Identitätsstiftend wirkt der Konflikt allemal: Selten sah man eine so einmütig Schulter an Schulter agierende AStA-Koalition. Eventuelle Zweifel an der Richtigkeit ihres Tuns macht die Internationale Liste durch besonders forsches Auftreten wett und selbst die Autonomen Unifrauen haben bis jetzt zumindest durch Schweigen ihre Zustimmung bekundet. Diese Einigkeit wird auch nach außen projiziert: Getreu dem Motto unseres letzten Kaisers „Wer nicht für mich ist, ist wider mich!“ gibt es in diesem Konflikt nur noch einen Feind. Sämtliche Kritik am AStA wird unterschiedslos dem Label „KoZ“ subsumiert. Entsprechend undifferenziert fallen die Reaktionen des AStA dann auch aus.

In diesem Konflikt geht es dem AStA nicht mehr um richtig oder falsch, sondern nur noch darum, Recht und Ordnung durchzusetzen. Als Titel dient ihm dabei die tausendfach zitierte „demokratische Legitimierung“, die es erlaubt, Machtansprüche im Namen des „Allgemeininteresses“ gegen politisch Mißliebige wie das KoZ-Kollektiv mit Polizeigewalt durchzusetzen.

Und schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, wenn Sie Thomas Eggert sagen hören: „Ich kann sehr unangenehm sein!“