Pressemitteilung

Frankfurt a. M., 14.05.05


Protest im Filmmuseum trotz Aufklärungsresistenz - Bündnis gegen Antisemitismus Rhein/Main: "Kein Grundrecht auf ungestörte Propaganda für Judenmord"

Sehr geehrte VertreterInnen der Medien,

anbei senden wir Ihnen eine Pressemitteilung des Bündnis gegen Antisemitismus Rhein/Main. Über eine Berichterstattung in ihrem Medium wären wir sehr erfreut.

Im Rahmen seiner Reihe des arabischen Filmes zeigte das kommunal geförderte Filmmuseum trotz einer im Vorfeld erfolgten Intervention des Bündnis gegen Antisemitismus (FR und HR berichteten) am Freitag abend in Anwesenheit des Regisseurs den antisemitischen Propagandafilm "Paradise Now". Die genannte Reihe wird vom Filmmuseum in Kooperation mit der Arabischen Liga gezeigt, jene Institution, die sich bereits im Herbst dadurch auszeichnete, dass sie die Eröffnungsrede zur Buchmesse durch den Holocaustleugner Mohamad Al-Salawy verlesen lies und für die Ausstellung zahlreicher einschlägiger Bücher etwa über "Die Sünden der Juden" oder die angeblich jüdisch beherrschten USA verantwortlich zeichnete. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Moussa, gibt Israel die Schuld an einem Attentat auf die Synagoge in Istanbul, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen, und wärmt somit die alte Mär von der Schuld der Juden am Antisemitismus auf. Von Seiten des Filmmuseums erfolgte keinerlei öffentliche Distanzierung von solchen Aussagen ihres langmonatigen Kooperationspartners, ebenso wenig wie man sich von der Einladung des "Paradise Now"-Regisseurs Hany Abu-Assads abbringen ließ.

Abu-Assad ist der Meinung, "die Besetzung zwingt die Palästinenser, das zu tun, was sie tun", und weigerte sich in einem Interview mit dem Sender quantara.de, die suicide bombings zu verurteilen, da es sich um "eine sehr menschliche Reaktion auf eine extreme Situation handelt." Der Geist dieser den wahllosen Mord an jüdischen ZivilistInnen legitimierenden und zugleich einem erfolgreichen Friedensprozess im Wege stehenden Aussagen setzt sich in seinem Film "Paradise Now" fort. Dort erscheinen die Israelis nicht als Menschen, nur als anonyme Bedrohung, während ein Selbstmordattentäter zum Sympathieträger und zur Identifikationsfigur wird. Jener sprengt sich am Ende des Films in einem vollbesetzten Bus in die Luft, und statt der Bilder der von ihm hinterlassenen zerfetzten Leichen Unschuldiger wird den ZuschauerInnen nur eine weiße, Reinheit symbolisierende Leinwand eingeblendet.

Eine Diskussion über das Pro und Contra von Massenmord erschien dem Bündnis gegen Antisemitismus unangemessen, und so beschränkten sich die 25 anwesenden Protestierenden auf das Verteilen von Flugblättern und auf Diskussionen mit den Gästen des Filmmuseums. Während sich einige sehr interessiert zeigten, reagierte die Mehrheit ablehnend bis aggressiv, sprach Israel das Existenzrecht ab und wetterte gegen "die Zionisten". Einer der Besucher wurde gar körperlich ausfällig und versuchte einen Unbeteiligten zu schlagen, was glücklicherweise verhindert werden konnte.

Pressesprecher Marcus Engländer kommentiert: "Es war wichtig, den Protest gegen einen solchen antisemitischen Film vor Ort zu demonstrieren. Sogar das Filmmuseum musste die Stichhaltigkeit unserer Argumente eingestehen (die FR berichtete). Dass der Film dennoch gezeigt wurde, zeigt, wie wenig dem Filmmuseum an einem Engagement gegen Antisemitismus gelegen ist, eine Tendenz, die schon in den letzten Jahren an der unkritischen Aufführung der faschistischen Riefenstahl-Filme oder des von einem Mitglied der terroristischen Al Aqsa-Brigaden produzierten "Jenin, Jenin" abzulesen war."

Marcus Engländer schließt mit den Worten: "Der Skandal ist nicht die unglückliche Auswahl eines Filmes durch ein provinzielles Kino, sondern die systematische Förderung eines antisemitischen Machwerks wie "Paradise Now" durch kommunale und staatliche Institutionen wie das Filmmuseum und den von Kulturstaatsministerin Christina Weiss ins Leben gerufene World Cinema Fund. Wir wollen das nicht hinnehmen und werden auch beim offiziellen Deutschland-Start von "Paradise Now" im Herbst angekündigte und spontane Proteste durchführen, denn: es gibt kein Grundrecht auf ungestörte Propaganda für Judenmord."

Mit freundlichen Grüßen,

Tanja Machnow

für das Bündnis gegen Antisemitismus Rhein-Main