18.04.03



Pressemitteilung der Gruppe sinistra! radikale linke

Massive Störungen bei HR-Talkshow im IG Farben-Gebäude

Gegen die Verhöhnung der Opfer im Haus der Täter


Am heutigen Abend - Donnerstag, den 18. März 2004 - wurde live aus dem Foyer des IG Farben-Gebäudes der Universität Frankfurt unter dem Motto "Made in Germany - Wieviel ist Deutschland noch wert?" die Sendung "talk vor ort" des Hessischen Rundfunks übertragen. Ursprünglich eingeladen waren Hans-Olaf Henkel, ehemaliger Präsident des BDI, sowie Dr. Stolpe, die jedoch beide absagten.

So war neben dem Trigema-Boss Grupp der ehemalige Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) sowie ein Journalist der Zeitschrift Stern als Diskutanten zugegen.

Kurz nach Beginn der Live-Sendung um 20:15 Uhr entrollten mehrere AktivistInnen ein Transparent mit der Aufschrift "IG Farben, Zyklon B - das ist 'Made in Germany'. Zwangsarbeiterauszahlung sofort" und verlasen das angehängte Flugblatt. Bereits nach wenigen Sekunden stürmten mehrere Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks auf die Protestierenden zu, entrissen ihnen das Transparent und brachten sie mit körperlicher Gewalt zum Schweigen.

Trotz der berechtigten Intervention wurde die Veranstaltung wie geplant fortgesetzt. Die im Folgenden durch die deutsche Nationalhymne unterlegten Beiträge machten jedoch einen weiteren Einspruch notwendig. Mit dem Ruf "Nieder mit Deutschland!" wurden dutzende Exemplare des Flugblattes (siehe Anhang) von der Empore in den Zuschauerraum geworfen.

Der Protest wurde von etwa 15 kritischen Studierenden und anderen Linken getragen. Sinistra-Pressesprecherin Anna Lüsinger begrüßt die gelungene Aktion:

"Die Reaktion der VeranstalterInnen offenbart die Notwendigkeit solcher Interventionen, angesichts der Geschichtsvergessenheit der Deutschen, die sich lieber um den nationalen Standort kümmern, anstatt sich mit ihrer historisch singulären Schuld adäquat auseinander zu setzen."

Lüsinger weiter: "Ausgerechnet in der ehemaligen Zentrale des IG Farben-Konzerns, dessen Zwangsarbeiter bis heute keine nennenswerte Entschädigung erhalten haben, auf derlei aggressive Weise Nationalismus zu propagieren, ist bezeichnend für den Zustand dieses Landes, das immer ungehemmter die eigene barbarische Geschichte zugunsten neuer Weltmachtambitionen nivelliert."


Anna Lüsinger

für die Gruppe sinistra!


--