Die Romantische Zweierbeziehung.

Beleuchtung einer trotzigen linken Praxis


Intro

Die romantische Zweierbeziehung (RZB), wie wir sie nennen. Womit du und ich schon anzeigen, dass es sie zu kritisieren gilt. Das weiß man schon, bevor man wissen kann, wie diese Kritik aussehen wird. Denn so nennt sie sich nicht selbst. Wir gehen also erst einmal auf Abstand. Blick von außen. Der Skandal ist zweifach. Zwei, nur zwei dürfen mit machen. Und was das für zwei sein müssen ist auch klar, es sind ein Mann und eine Frau. Denn wir alle wissen, woher das kommt. Man weiß auch schon, wie das ausgehen wird: reaktionäre, systemtragende Scheiße, affektive Teilnahme...

Seien wir ehrlich, hast Du Dir gedacht, und ich auch. Ehrlich mit uns. Geben wir zunächst einmal zu, dass wir beide in einer leben, irgendwie. Es gibt da also schon etwas zuzugeben. Es gibt da eine gewisse PCness in der ‚Linken’. Nicht so viel Rumgeturtel und Knutschen vor den Freundinnen. Also wieder der Verweis auf das Private. Und so kommt es, dass die jungen coolen sich wundern, dass die Intellektuellen so spießig sind. Wenn schon RZB, dann doch bitte heimlich und verschämt. Denn dass die RZB verdammt ausschließend ist und wer keine hat, das täglich zu spüren bekommt, das ist Konsens, oder?

Nehmen wir RZBs mal als ‚Trotzdems’ an. Als das, was eine lebt, weil sie nur einmal lebt und weil das, was sie wirklich will, so in der Ferne liegt, dass es zu wollen schon ein Wagnis ist. Wir könnten ein paar Fragen stellen. Naheliegend sind sicher ‚wozu?’ und ‚woher?’. Aber das haben schon andere genügend beantwortet. Wozu Familie? Reproduktion als ausgelagerte Sphäre, ausgelagert von der Produktion, unbezahlt, hier findet Ausbeutung statt, hauptsächlich an Frauen. Aber wer spricht hier von Familie? Wir haben uns dann nämlich noch einmal geeinigt, nämlich dass wir jetzt hier nicht kritisieren, was keine „von uns“ mehr lebt und keine mehr erstrebenswert findet. Zumindest keine, die diesen Text in dieser Zeitung liest. Wir sprechen also nicht vom Reihenhaus-Auto-zwei-Kinder-Modell mit ein- oder anderthalb Verdienerinnen. Wir schreiben über Leute, die in WGs wohnen, denen ihre Karriere wichtig ist, die glauben, dass Frauen und Männer das selbe können, die nur an Kinder denken, wenn eine die Pille auskotzt oder das Kondom platzt (falls das kein Mythos ist, ist es einer?) und die bereitwillig zugeben, dass es schon die dritte oder vierte RZB und sicher nicht die letzte ist. Von Leuten, denen natürlich ihre Freundinnen und Freunde wichtig sind, die genervt sind, wenn sie an Weihnachten zu ihren Eltern müssen, aber die selbstgebackenen Plätzchen im Gefühl wohligen Umsorgtseins dankbar einstecken. Was hat das jetzt damit zu tun? Alles. Wir haben uns schon wieder geeinigt: dass es keinen Sinn macht, die RZB zu zerschmettern, in den Boden zu reden, fertig zu machen, wenn wir dann nicht auch mal schauen, warum eigentlich alle so scharf darauf sind. Was stimmt nicht mit den Freundschaften, was stimmt nicht mit den Familien, dass sie nicht bieten können, was die RZB uns verspricht.

Es ist wohl eher die Kombination aus Verlässlichkeit, Zärtlichkeit, Loyalität, dem Gegenteil von Einsamkeit, was haben wir da noch vergessen?

Bisschen Liebe soll schon dabei sein. Vielleicht die neue Gretchenfrage: ‚Sag, wie hältst du’s mit der Liebe?’ denn ganz unromantisch geht das einfach nicht. So eine RZB die soll doch auch den ganzen Menschen meinen, es soll jemand finden, dass ich gut so bin, wie ich bin, ganz. Und das soll sich der anderen einfach so aufdrängen, überwältigt soll sie sein, da sollen Gefühle sein, im Körper unkontrolliert und plötzlich. Aber, es soll doch auch eine Entscheidung sein, für mich. Da soll ja nicht jemand gegen seinen Willen sich verlieben. (Ein bisschen gegen den Willen, denn die Angst vor der Liebe, die ist ja so romantisch.)

In einer Stadt wie Frankfurt, wo jede mit jeder dritten schon mal ‚was laufen’ hatte, wenn dann eine mit dem Ex von der Ex ihres Ex zusammen kommt, ja da schließt sich der Kreis: Lasst uns alle eine große Familie sein. Dann lasst uns über Polygamie reden. Damals die 68er, die unglücklichen Frauen und die Männer, die sich in ihren Harems suhlen. Vielleicht können wir das jetzt anders machen. Wer, wir? Eben jede einzelne, die könnte das. Sind wir jetzt beim Problem, bei der Vereinzelung der Einzelnen: ‚Individualisierung’? Wir wagen hier mal eine Bestandsaufnahme, schauen uns einmal an, was es so gibt und was damit noch anzufangen ist.


Politik der Bedürfnisse

Wenn Beziehungen der Ort sind, wo wir aussprechen können, was unsere Bedürfnisse sind und wie sie frustriert wurden, dann können wir einerseits in Situationen uns selbst kennen lernen und damit umgehen, andererseits können wir Bedürfnisse aber auch viel besser auslagern, wenn wir eine Beziehung haben, die, so stellen wir es uns vielleicht gerne vor, zuhause wartet und dann all die Verletzungen und Enttäuschungen, mit denen wir fertig werden müssen, im Leben ‚draußen’, wieder heile, heile macht. Hier wird das Innen/Außen reproduziert. Denn eines ist klar, wenn wir alle gar keine Möglichkeit mehr hätten, ein wenig Zuneigung zu erfahren, außerhalb der zweckrational organisierten Institutionen, dann würden entweder hypersexistische Macker direkt aus der Hölle empor steigen und alles kurz und klein schlagen, oder die kleinen Menschlein direkt nach der Geburt schon eingehen, wie Blümelein, die niemand gießt. Es gibt da also bestimmte Bedürfnisse, die wir auf eine RZB richten, die wir dort haben und mit denen dort umgegangen wird. Es sind Bedürfnisse, die Menschen haben und für die sich andere nicht spontan zuständig fühlen, für die die RZB die Institution ist, weshalb andere Institutionen davon ‚rein’ gehalten werden. Sie richten sich an Menschen und ob wir ihre Befriedigung kaufen können ist nicht ganz klar. Ich würde sagen, das geht nicht, aber da lege ich mich nicht fest.

Bedürfnisse, die uns belästigen und erfreuen, uns umtreiben, antreiben, uns zurück halten, uns gebieten und verbieten, diese Bedürfnisse drängen sich auf, füllen uns aus und lassen uns leer. Bedürfnisse sind gemacht, gesellschaftlich, entstehen aus Erfahrungen, werden produziert in Praxis, werden verschoben in Situationen, in denen sie nichts zu suchen haben. Sie sind einfach da und wir müssen etwas mit ihnen anfangen. Müssen uns verhalten zu ihnen und mit ihnen. Sie entstehen aus Gewohnheit und vergehen im Überdruss. Zu wenig ist nicht genug und zu viel ist eklig. Zu viel Nähe erstickt, Distanz hält eine am Laufen, hinter einer her, die vor ihr flieht. Wenn Bedürfnisse nicht einfach Natur sind, das Andere des menschlichen, das Tier, jenseits dem Reich der Zwecke, gesetzt von der mythischen, nicht weiter zu diskutierenden Kraft der Physis, wenn das nicht wirklich so ist, wie ist es dann? Frühkindliche Beziehungen, Diskurs, Praxis? Wie auch immer, wenn wir uns einig sind, dass sie nicht einfach sind, sondern schwierig, dann lohnt es vielleicht, sich mit den eigenen und denen anderer zu beschäftigen.

Wie sieht es aus mit den Begehren, die uns umtreiben, so dass wir sie gerne in einer RZB befriedigen wollen? Sind sie zuerst da und dann suchen wir eine Befriedigung und finden einen Menschen, von dem wir sie erhoffen, so wie der Appetit auf was Süßes, der uns verweist auf Schokolade, die so einiges andere auch noch ist, aber eben auch süß? Oder lernen wir einen Menschen kennen und sie weckt Bedürfnisse? Die geschlafen haben? Oder produziert die Andere ein Bedürfnis auf sich selbst? Wie ist das mit dem Begehren, ist es ein Vermissen, ist es ein Mangel, Schmerz und Verlangen, muss gestillt werden von dem Abwesenden, das eine herbeiwünscht und manchmal kommt es dann? Oder ist dieses Begehren nicht vielmehr was uns lebendig macht, sind wir vielleicht vor allem, zunächst und zumeist ein Begehren, das wild und fröhlich strebt, sich vervielfältigt und eine Welt erobert, die es erst schafft? Oder sind wir beides und Freud hat verdammt recht, aber nur jetzt, hier heute, wenn er meine Libido als einen fiesen, zermürbenden Mangel bezeichnet, der sich ein Objekt sucht, das ihn ausfüllt. Und vielleicht hat er recht und eine Beziehung ist immer dann zuende, wenn die nächste anfängt. Und wenn? Wer will denn schon so ein scheiß-autarkes, selbstgenügsames und sich phallisch-trocken und ungebrochen wähnendes Mensch sein? Dass es diese Supermänner nicht gibt, sieht man an ihren Produktionsstätten, wo sie andere und sich selbst zugrunde richten.

Ich bin also verdammt vorsichtig mit der Utopie einer Autonomie, die ihre Herkunft und ihre Verletzlichkeit in zerstörerischer Wut verneinen muss.

Machen meine Bedürfnisse aus Dir jemanden (oder: etwas?!)? Stellt sich womöglich mein Ich her über die Begehren, die andere an mich richten? Wenn das so ist, dann sollten wir wohl verdammt vorsichtig sein, welches Begehren wir auf wen richten. Aber ist da nicht schon jemand, der mich zurück weisen kann, mir nicht nur sagt, ich will nicht, sondern auch, ich will nicht, dass du willst? Und manchmal weiß ich dann auch einfach nicht mehr, ob ich denn wollen kann was ich nicht wollen darf. Sicher wäre es hier an der Zeit von ‚Entfremdung’ zu sprechen, wenn damit nicht allzu viel gesagt wäre, es zunächst nur bedeuten könnte, dass jemand sich selbst fremd ist, dass eine nicht Eins ist, in einer Welt in der es sie zerreißt.

Wo treten politische Überzeugungen und Vorstellungen darüber, wie ein gutes Leben aussehen könnte, in Konflikt mit den Bedürfnissen, die wir in unserem Alltag erfahren? Wie viel können und sollten wir von uns erwarten, an Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen? Ist eine RZB der richtige Weg zur Befriedigung, der Weg der Auseinandersetzung? Was ist mit dem Bedürfnis, eine solle doch bitte ein Bedürfnis nach mir haben. Will ja die andere nicht einfach sehen, will auch, dass sie mich sehen will. Und, wenn wir so darüber nachdenken, will ich auch, dass sie will dass ich sie sehen will. Jede Menge Reziprozität und dass es mit der nicht immer hin haut, ist auch allzu bekannt. Wie gut bist Du darin, ‚nein’ zu sagen? Sagst Du, was Du möchtest, auch wenn Du Dir nicht sicher bist, dass Dein Wunsch erfüllt wird? Wie gehst Du damit um, wenn Du ein ‚nein’ zu hören bekommst? Strafst Du mit Gefühlen oder mit Schuld? Glaubst Du, dass Du immer alle Wünsche Deines RZB-Gegenübers kennen möchtest, um dann zu entscheiden, ob Du ihr bei ihrer Erfüllung behilflich sein kannst und willst? Oder möchtest Du lieber öfters gar nicht behelligt werden mit Wünschen, von denen Du findest, Deine RZB sollte sie gar nicht haben, oder wenigstens für sich behalten?


Heterosexismus

Bisher habe vor allem ich, aber auch du so geschrieben, als könnten wir über alle gleichermaßen schreiben, die sich in RZBs engagieren, als sei die RZB das gleiche für die zwei, die als verschiedene teilnehmen. Denn, dass die RZB eingerichtet ist für eine Frau und einen Mann, das hatten wir ja eigentlich gesagt. Das heißt allerdings nicht, dass sie nicht auch - so oder so ähnlich - funktioniert, wenn sich in einer RZB nicht eindeutig vergeschlechtlichte, gleich- oder ähnlichvergeschlechtlichte Menschen treffen, so zumindest unsere Vermutung. Innerhalb einer zutiefst misogynen, heterosexistischen Gesellschaft ist jedes Verhältnis, das Menschen miteinander eingehen durch ihr geschlechtliches Sein mit geprägt. So müssen sich beide immer dazu verhalten, es ist ständig präsent und muss, soll es nicht explizit Thema sein, doch implizit immer berücksichtigt werden. Die Verweise auf das Geschlecht der Interagierenden sind vielfältig und bestimmen die Bedeutung, die jeder Handlung, die sie vollziehen, zukommt. Die Vorstellung, wir könnten unsere Geschlechtlichkeit in Freundschaftsverhältnissen ‚einfach ignorieren’ ist so naiv, dass ihre Befolgung in der Praxis ständig unbewussten und unthematisierbar gewordenen Sexismen den Weg ebnet.

Die RZB soll dagegen als der Rahmen für eine Begegnung mit der ‚ganzen Person’ dienen, intim und jenseits von ‚Rollen’, fordert Authentizität und damit auch ein Ausleben des ‚wirklichen’ sexuellen Seins beider Personen. So zumindest die Idealvorstellung der ‚Linken’ - Beziehungen ohne repressive Referenz auf ein Geschlecht, das von außen aufgezwungen wird. Oder?

In der heterosexuellen Beziehung steht hierbei der Unterschied im Zentrum der Begegnung. Denn, bei aller bekundeten Bisexualität (oder vielleicht auch Polymorphperversität) richtet sich die RZB mit einer andersgeschlechtlichen immer auch an das ganz ‚Andere’. Die meisten sozialen Differenzen werden in RZBs mindestens so weit raus gehalten, wie aus Freundschaftsverhältnissen, nämlich so weit Schließungsprozesse reichen, das heißt, weitestgehend. RZBs werden, wie die meisten intimeren Beziehungen zu Menschen, zumeist innerhalb eines relativ eng umgrenzten, sozialen Milieus geschlossen. Nur die Geschlechterdifferenz ist nicht nur transitiv, sie ist sogar konstitutiv für den ‚Normalfall’ Heterosexualität. Das heißt nicht weniger, als dass sich hier zwei Menschen in einem potentiellen Unterstützungs- und/oder Ausbeutungsverhältnis begegnen, in dem sie mindestens sehr verschiedene Bedingungen mitbringen.

Richtig schwierig wird es, wenn eine oder beide ein Bewusstsein davon haben, dass seine Privilegien und ihre Schwierigkeiten keine individuell-persönlichen Probleme, sondern durch ihre jeweilige geschlechtliche Existenz zu verstehen sind. Dann sieht sich frau plötzlich in der Position, einen in seiner Arbeit zu unterstützen, womöglich auf eine ähnliche Karriere hinarbeitend wie sie selbst, in der er qua Geschlecht schon immer einen kaum zu ermessenden Vorteil hat. Für sich selbst Einschränkungen hinzunehmen, damit es ihm besser geht, ihn bekochen und sich kümmern, wird zum Problem, wenn das Leben als die gute Hausfrau hinter den Kulissen der männlichen Arbeitswelt, das Leben der Mutter und der Großmutter noch greifbar nah, ihr einen Hauch von Angst einjagt vor den Gespenstern nicht weichen wollender Geschlechterverhältnisse. Zugleich fällt es Frauen im Allgemeinen, aber auch im Speziellen schwerer, sich abzugrenzen, Zeit für sich zu beanspruchen, ihre Arbeit, Politik, Freundschaften, Interessen ernst zu nehmen. Sie scheinen immer verfügbar zu sein für die Bedürfnisse eines männlichen RZB-Partners, der niemals auf die Idee käme, seinerseits einen Termin für sie abzusagen.


Liebe, Freundschaft, Verwandtschaft und die Gesamtscheiße

Und somit steht die Einzelne einzeln erst mal der Gesamtscheiße gegenüber und ist trotzdem immer schon darin verwickelt. Aufgewachsen in einer kleinbürgerlichen Familie mit Schwester und Hund in einem Vorort, hat sich die heterosexistische Matrix bereits tief in eine eingeschrieben. Wie ich mich mit einer solchen Geschichte als Linke zu Liebe, Freundschaft und Verwandtschaft ins Verhältnis setze, erscheint dann als mein eigenes, persönliches Problem. Diese sozialen Beziehungen, die unseren Alltag strukturieren und uns als Person immer wieder ins Spiel/Gespräch bringen, sind allgegenwärtig und in den linken Debatten doch meist ausgespart. Natürlich gibt es die feministische Debatte um care, es gibt queere Interventionen um selbstgewählte Verwandtschaft und die Umdeutung von Familienverhältnissen, es gibt die Kritik an dem Begriff der Liebe, der offensichtlich total überdeterminiert ist. Und dennoch macht sich im konkreten Lebensverhältnis eine gewisse Ratlosigkeit breit.

Die Kritik an der RZB muss da ansetzen, wo sie selbst auch ansetzt, an unzulänglichen Freundschaftskonzeptionen, an verletzenden Verwandtschaftsbeziehungen, an den Enttäuschungen und Demütigungen, die alle aufgehoben und wiedergutgemacht werden sollen in einer einzigartigen, tollen RZB.


Romantische Liebe ist…

Vorhin hast du ja von ein ‚bisschen Liebe’ gesprochen. Pfui, was soll das denn? So ein bürgerlicher Scheiß. „DIE Liebe ist eine Ideologie. Die Vorstellung, daß Liebe romantisch ist (…) existiert seit der Mitte des 18. Jahrhunderts und ist ein Produkt der durch die Aufklärung und die Entstehung der Bourgeoisie und des Kapitalismus gesellschaftlichen Umwälzungen. Diese Umwandlungsprozesse erzeugten neue Produktions- und Reproduktionssphären und damit auch neue Rollenanforderungen innerhalb der Produktionsgemeinschaft "Familie".“ (Arsen 13) In diesem Zuge setzen sich auch die herkömmlichen Vorstellungen eines bipolaren Geschlechtermodells, und biologistische Zuschreibungen an sogenannte Männer und Frauen durch. Somit wird die romantische Liebe DIE Ideologie, um die Anziehung zwischen den unterschiedlichen Geschlechtern zu naturalisieren. Demnach findet die romantische Liebe „nicht im herrschaftsfreien Raum statt, sondern ist Trägerin herrschaftsförmiger Ideologie.“ (Arsen 13) Das sollte ja nun Konsens sein. Aber dir ging es ja wohl eher um das Gefühl, als ganze Person mit Fehlern und komischen Füssen anerkannt zu werden und zwar bedingungslos. Also etwas, was man vielleicht höchstens noch von seinen Eltern erfährt. Geborgenheit, das hat doch jede mal nötig, ohne gleich einen Vergemeinschaftungsvorwurf einstecken zu müssen. Für solche Sachen ist die RZB doch auch ein sehr angenehmer Ort: Nähe und Körperlichkeit ohne Scham und ohne Berührungsängste, Rücksichtnahme auf die Empfindlichkeiten, Verlassen und Einlassen können. Vertrauen, dass die andere nicht morgen – oder zumindest nicht so schnell und ohne Vorwarnung – mich nicht mehr mögen könnte.


...konservativ: Ort der Auseinandersetzung und der Vermeidung von Auseinandersetzungen

„[D]er Mensch liebt die Schwierigkeit nicht; mit sich selber im Widerspruch, strebt er gleichzeitig nach Leben und Ruhe, nach Existenz und Sein; er weiß wohl, dass die ‚Unruhe des Geistes’ der Preis für seine Entwicklung ist.“

Sich mit einem anderen Menschen intensiv und ohne Ausweichungen konfrontieren, sich mit sich und der anderen auseinandersetzen, sich ausliefern. Das ist sicher auch ein Moment an der RZB, das ich nicht nur schlecht finden kann, denn hier kann auch Veränderung stattfinden. Hier werden mir meine alltäglichen Handlungen zurück gespiegelt, erlebe ich einen anderen Menschen, mit anderen Hintergründen, der alles ein bisschen anders sieht und tut. Zugleich wirkt kaum etwas normalisierender als eine RZB, in der jede Schrulligkeit ständig Stein des Anstoßes ist. Und ob wirklich eine Auseinandersetzung stattfindet oder nicht doch ein Aussitzen, ob die Hornhautbildung angeregt wird und die Ohren taub oder sehr durchlässig werden, ist nicht immer so eindeutig. Tatsächlich begeben wir uns aber doch in ein emotionales Abhängigkeitsverhältnis, in dem wir intensive Bindungen zulassen, weil wir zu wissen meinen, dass die Andere nicht einfach weg ist, uns nicht spontan doof findet. Die Abhängigkeit von den Gefühlen der Anderen macht uns zu Bewacherinnen ihrer Persönlichkeit. Jede unkontrollierte Veränderung wird zur Gefahr. Das kann auch bedeuten, dass wir uns unwohl fühlen, wenn sie neue Erfahrungen macht, Angst haben, dass sie etwas erlebt, das sie aus unserer Zweisamkeit emanzipiert oder sie ihren Charakter ändern lässt, so dass sie mich oder ich sie nicht mehr mag.


...exklusiv

Dass die RZB eine exklusive Sache ist, hattest du ja schon gesagt, doch da gibt es noch eine Hinsicht, in der das gilt und die ist nicht ganz unproblematisch. Denn nicht nur haben andere keinen Anteil an der zweisamen Gemütlichkeit, sie fühlen sich auch nicht weiter zuständig für all die Verletzungen, die sich (in der Regel?) in einer RZB gegenseitig - was nicht von vornherein Neutralität suggerierend ‚gleichermaßen’ heißen soll - angetan werden. Das Verhältnis Dritter zur RZB der Zwei ist zumeist bestimmt durch Zurückhaltung. Staatlicherseits geht das so weit, dass bis vor kurzem in der Ehe (dem Dinosaurier unter den RZBs) Vergehen gegen die physische Integrität der in sie involvierten Frauen, die im ‚öffentlichen’ Bereich Straftaten sind, gesetzlich als legitim zugesichert wurden. Doch auch im informellen Kreis der Freundinnen ist die RZB eine Art außermoralischer Raum. Da sie in ihrer Heimlichkeit als undurchsichtig gilt, ist man und frau vorsichtig mit Urteilen und Positionierungen. Die zwei Romantischen sind drinnen und ich bin draußen. Doch es kommt wohl mehr noch dazu, dass mit der Freiwilligkeit, mit der sich eine auf eine RZB eingelassen hat weiter angenommen wird, dass sie sich immer noch oder immer wieder freiwillig darauf einlässt. Die materiellen, sozialen und emotionalen Zwänge, die sich in einer RZB entwickeln können, geraten so schnell aus dem Blick. Schon bei Freundschaften ist es nicht selten so, vielleicht eine heimliche Regel, dass mich das Verhalten meines Freundes gegenüber einem anderen gemeinsamen Freund nichts weiter angeht. Ich will nicht ‚hinein gezogen’ werden. So darf der Betroffene kaum noch sein Leid mir vortragen, denn das wäre ja rücksichtslos, würde mich nötigen und in eine unangenehme Situation bringen, denn: gestehe ich zu, dass ihm Unrecht geschah, dann ist der Schritt so nahe gelegen, den gemeinsamen Freund danach zu beurteilen, zumindest emotional Konsequenzen zu ziehen, dass ich doch lieber gar nicht erst davon hören möchte. Ausgesprochen hat es wohl noch selten einer, doch handelt es sich hier auch um ein Ausweichen vor dem ethischen Verhältnis, das sich mir immer wieder aufdrängt im Umgang mit anderen Menschen.


Kritik der Freundschaft

Anscheinend erwarten also die meisten von ‚Liebe’ mehr als von Freundschaft. Bei uns beiden war ja schnell Thema, inwiefern die bedingungslose Liebe und das „im Ernstfall füreinander da sein“ und sich um einen anderen Menschen kümmern, eine zentrale Rolle in der Struktur und im Anforderungsprofil einer RZB spielt. Natürlich ist das eine Extremsituation: ich sitze durch einen Unfall im Rollstuhl oder werde chronisch krank. Ist die RZB dann immer noch da und wie lange hält sie es aus? Aber würde ich es nicht erwarten und sich die andere verpflichtet fühlen, eben mehr verpflichtet als die enge Freundin, die ich schon viel länger kenne und mit der ich schon so viel erlebt habe?

Können also Verwandtschaft und Freundschaft Orte sein, an denen nach der Befriedigung von Bedürfnissen gesucht werden kann, die vornehmlich den RZBs vorbehalten sind? Verwandtschaft bzw. Familie ist hierfür ein schwieriges Verhältnis, da die Beziehungen mit diesen Menschen - dem herkömmlichen Verständnis nach - nicht selbst gewählt sind und Familie oft der Ort von physischer und psychischer Gewalt ist und auch die Funktion von extremer sozialer Kontrolle übernimmt. In der queeren und homosexuellen Szene wird der Begriff Familie auch affirmativ für eine selbstgewählte Szenegemeinschaft verwendet, die mehr bedeutet, als nur zusammen auf Parties und ins Kino zu gehen. Aber ist das so einfach, sich seine eigene Familie zusammenzustellen? Rechtliche und soziale Absicherung und Sorgerecht für eventuelle Kinder verdeutlicht, dass hier die institutionalisierte Heterosexualisierung greift und Einfluss auf mein Leben hat, auch wenn ich nicht in klassischen heterosexuellen Beziehungen lebe (Antke Engel). Einige Möglichkeiten bietet dieser angeeignete Familienbegriff bei allen Ambivalenzen wohl schon, wobei die Verhältnisse des traditionellen Familienbegriffs im Auge behalten werden müssen: Gewalt, Zwangsvergemeinschaftung, bürgerliche Reproduktionssphäre, zentrale Institution zur Aufrechterhaltung der Gesamtscheiße.

Freundschaft dagegen ist ein Ort, der individuell aushandelbar erscheint und daher auch ein unterschiedlich besetztes Verhältnis ist: Was kann ich legitimer Weise von einer Freundin an Nähe, Solidarität oder ähnlichem erwarten und was nicht? Welche Freundin nimmt mich in den Arm, wenn es mir schlecht geht, für welche ist das vielleicht zu viel des guten? Wie viel Zeit bringe ich für meine Freundinnen auf, wenn ich in einer RZB stecke? Sind sie nicht oft dann Lückenbüßer oder muss ich mir nicht oft schon Wochen vorher einen Termin für einen Abend frei schaufeln?

Die RZB ist im Gegensatz zu allen anderen Beziehungen der privilegierte Ort, die Verabredung, die man als letztes absagt oder sausen lässt. Damit treten alle anderen sozialen Beziehungen in ihrer Wichtigkeit und Intensität hinter der RZB zurück. Ist einem doch mal der Fernsehabend mit Freundinnen wichtiger, bedarf es schon einer Erklärung, wenn nicht gegenüber der RZB selbst, dann vielleicht gegenüber anderen, die das irgendwie komisch finden, wenn andere Menschen einen so großen Raum im Leben einnehmen. Aber verlieren Freundschaften nicht gerade durch diese exklusive Stellung der RZB an Verbindlichkeit und Nähe? Gleichzeitig sind Freundschaften der Ort, an dem Probleme in einer RZB (oder wegen keiner RZB) verhandelt werden, wobei die Intensität der Gespräche wohl eindeutig vom Geschlecht der Freundinnen abhängt. Wenn Typen nicht mir ihren FreundInnen über ihre Beziehungen reden, dann sagt das auch etwas über deren Freundschaftskonzeption aus. Freundschaften sind also auch schon immer drin, in and out.

In diesen Verhältnissen ist es demnach unerlässlich, Liebe, Freundschaft und Verwandtschaft bzw. Familie als Institutionen zu kritisieren, die ineinander greifen, sich gegenseitig stützen und überhaupt erst ermöglichen. Weil Freundschaften oft wenig auf körperlicher Nähe beruhen und meistens einen sehr vertrauten und intimen Umgang ausschließen, ist das Bedürfnis groß, dies in Liebesbeziehungen zu finden. Die RZB ist damit eine hoch aufgeladene Angelegenheit, in der die intimsten Bedürfnisse, die geheimsten Wünsche einer Person zur Geltung kommen sollen. Funktioniert das in einer RZB nicht, ist dies meist mit extremen Leiden aller Beteiligten verbunden. Freundschaften, die sich explizit und verbindlich kümmern, die Nähe, Geborgenheit und Zärtlichkeit nicht ausschließen, könnten so eine exklusive und aufgeladene Zweisamkeit auflösen, zumindest deren Dringlichkeit reduzieren.

Weil mir lediglich eine Liebesbeziehung mit einer Person zugestanden wird, stelle ich alle Erwartungen an Nähe, Geborgenheit, Sexualität an eine Person, die alle meine Bedürfnisse befriedigen soll/muss. Diese Kumulation von Erwartungen an die eine Person ist natürlich überdimensional groß. Damit muss ich als Teil der RZB auch umgehen: Meine Erwartungen an die andere Person und deren Erwartungen an mich, die sich ja auch mal gerne diametral gegenüberstehen können.


RZB, ein informeller Vertrag?

Wie diese unterschiedlichen Erwartungen von den Teilnehmerinnen an einer RZB gehandhabt werden, ist nicht zufällig. Selten ist es eine Aushandlungssache zwischen beiden Menschen. Viel eher sind Umgangsweisen an einen informellen Vertrag ausgerichtet, der sich stark an geschlechtlichen Zuschreibungen ausrichtet. Wer was wann und wie in einer RZB fordern und erwarten kann, richtet sich demnach nach den geschlechtlichen und heterosexuellen Anforderungsprofilen einer „normalen“ Beziehung. Explizit stimmt diesem Vertrag niemand zu; das würde wahrscheinlich keine Linke tun, wenn die informellen Bedingungen explizit ausgesprochen würden. Implizit sind Bilder, Vorstellungen und Erwartungen jedoch sehr wohl präsent, mal mehr, mal weniger.

Es gibt eine geschlechtliche Arbeitsteilung innerhalb von RZBs, die auch in linken Zusammenhängen erst mal vorausgesetzt werden muss. Nur weil ich mich entschieden habe, linksradikal leben zu wollen, sind nicht die eingeschriebenen Vorstellungen und internalisierten Anforderungen aus dem Kopf verschwunden. Gerade weil diese aber kaum explizites Thema sind und sie sich eher in Form von einem informellen Vertrag einschleichen, können sich Verhaltensmuster und Vorstellungen so leicht weiter im Alltag und im Imaginären tummeln. Gleichzeitig ist diese heterosexistische Arbeitsteilung in ‚linken’ RZBs kaum Gesprächsgegenstand. Denn heterosexistische Arbeitsteilung ist ja pfui und es ist ja eh klar, dass wir eindeutige geschlechtliche Zuschreibungen ablehnen. Dass ein solcher informeller Vertrag verbunden mit einer Thematisierungshürde in vielen Teilen repressiver ist, als einer, der von allen Beteiligten ausgehandelt wird, dürfte auch klar sein. Feministinnen haben diesen Mechanismus, mit dem emanzipierte Frauen zur Aufrechterhaltung ihres Selbstbildes die eigene gängig geschlechtliche Arbeitsteilung innerhalb ihrer Partnerschaft legitimieren als, „Familienmythos“ benannt (Arlie Hochschild/ Anne Machung). Das ist die…


…„Diskrepanz zwischen Diskurs und Praxis“

Angelika Wetterer beschreibt die „Rhetorik der Gleichheit“, wie sie sich vor allem im „<individualistischen Milieu>, das durch höhere Bildung und einen urbanen Lebensstil geprägt ist“ finden lässt. (Das sind wir, einige von uns!) „Hier und nur hier dominiert ein neues Leitbild der Paarbeziehung, das geprägt ist von Gleichheitsdiskurs, Selbstverwirklichungsanspruch und dem Modell der Autonomie zweier Subjekte, die sich im Rahmen einer individualisierten, egalitären Partnerschaft zusammenschließen und sich an ihren individuellen Interessen und Bedürfnissen orientieren, während tradierte Geschlechternormen jede Legitimität verloren haben“. Allerdings verweist sie sogleich auf das Ergebnis vorliegender Studien: In der Praxis hat sich nichts geändert. „Aus den expliziten sind latente Geschlechternormen geworden, die ihre Wirksamkeit auch daraus beziehen, dass ihre Problematisierung schwierig und riskant geworden ist.“ Denn im Individualisierungsdiskurs sieht sich diejenige, die mehr aufräumt, sauber macht und aufmerksamer ist, wenn sie es offen legt, eventuell noch mit dem Vorwurf der Spießigkeit konfrontiert. Sie ist eben noch „veralteten, bürgerlichen oder gar typisch weiblichen Standards“ verhaftet.

Riskant ist die Thematisierung der Ungleichheit, weil das Selbstbild damit ins Wanken gerät und die großen Hoffnungen, mit denen das Paar antrat enttäuscht werden. Verursacht wird nach Wetterers Ansichten das Fortdauern der Ungleichheiten durch das „Beharrungsvermögen des praktischen Handelns“, „tradierte Verhaltensmuster und Gewohnheiten“ entwickeln und verfestigen sich eben außerhalb und unabhängig von expliziten Aushandlungen. Das zentrale Moment in dieser „Logik der Praxis“ ist das überlegene "inkorporierte Wissen, über das die Frauen in Haushaltsdingen verfügen“, „sie können nicht nur manches besser, sie verfügen über die unschätzbare Fähigkeit, einfach zu sehen, was getan werden muss.“

Neben dem Kampf ums Spülen und wer als erste aufräumt oder putzt, gehört auch zur geschlechtlichen Arbeitsteilung in RZBs, wer sich emotional mehr einlässt, wer wen zuerst tröstet, wer für wen mehr und öfter der seelische Mülleimer ist. Diese Erwartungen sind besonders schwer auszuhandeln, da sich hier nicht so einfach ein „seelischer Mülleimer Plan“ wie eine Spüluhr aufhängen lässt. Deshalb sind die impliziten und internalisierten Geschlechterrollen hier noch stärker präsent, die besonders dann ein Problem werden, wenn man nicht seiner geschlechtlich vorbestimmten Rolle entspricht. Wenn ich bspw. als Frau also auf meinen Freiraum bestehe und lieber auf eine politische Veranstaltung gehe, obwohl es meinem Freund gerade total schlecht geht, dann bin ich einfach ungleich mehr „der Arsch“, als wenn es andersrum wäre.

Anstatt einer Aufkündigung ginge es also eher darum, den impliziten Vertrag explizit auszuhandeln und für beide transparent zu machen. Dabei bliebe dies allerdings wieder nur eine individuelle Lösung im privaten Raum. Denn bereits vorhandene Bedingungen, Abhängigkeiten und Hierarchien spielen bei einer solchen Aushandlung auch eine entscheidende Rolle.

Letztlich ist ein Vertrag um ein Ideal herum, das uns seit Mädchenbeinen an als Romantische Liebe verkauft wird, nicht auszuhandeln. Das Ideal verspricht eine Sphäre frei von Konkurrenz und Verwertungslogik und genau diese Funktion soll sie auch erfüllen. Eine Beziehung innerhalb kapitalistischer Verhältnisse kann aber nie frei von diesen sein.

Und wo bleibt da die Romantik? Ja, geht die flöten, oder was? Irgendwie hat sich’s gesträubt in mir gegen den expliziten Vertrag. Denn, dass es nicht funktioniert mit der Beziehung als dem ganz anderen kuscheligen Innen, der Belohnung für den Kampf im bösen K. draußen, das ist uns jetzt klar geworden, doch ganz aufgeben? Was genau gibt eine denn da auf?

Die Beziehung, in der nicht gesprochen wird, in der Konflikte vermieden werden müssen, weil jetzt Kuscheln und Kerzenschein angesagt ist, in der eine Einigkeit angenommen wird, die entweder bis zur Trennung nie in Frage gestellt werden durfte, oder in einzelnen brutalen Streits sich völlig bricht und dann vögelnd wieder hergestellt wird. Diese Beziehung, in der einer meine Wünsche kennt, noch vor mir selbst, in der seine Bedürfnisse heilig sind und meine zurück stecken, wenn er sie nicht von alleine kennt, in der sie illegitim sind, weil sie nicht erfüllt werden wollen, anstatt sie auszuhalten und auch mal ein bisschen traurig zu sein, weil einer das, was ich von ihm will mir nicht gibt. Und einfach mal zuzulassen, dass meine RZB nicht der Ort ist, an dem ich alles bekomme, was ich gerne mag und auch mal Freundinnen fragen, ob ich bei denen schlafen kann, weil’s mir nicht so gut geht, auch wenn die RZB zur Verfügung stünde? Vielleicht ginge es darum, die Romantik raus aus den RZBs und rein in die Freundschaften zu denken. Mehr Rechte für Freundschaften und selbstgewählte Familien, weniger Privilegien für die RZB, äh natürlich ZB.


Gemeinsam leben

Und jetzt können wir anfangen, uns auszumalen, wie wir Beziehungen lieber leben würden. So als Utopie, trotz Bilderverbot, oder doch nur als Idee, wie das Leben schöner sein könnte, trotz Gesamtscheiße, Freundschaften wohl irgendwie als „Trotzdems“ leben: Sexistische Praxen und Verhältnisse thematisieren, obwohl und weil wir Butler gelesen haben, den Vertrag vielleicht noch expliziter aushandeln, sich endlich trauen, doch mal was anderes auszuprobieren, ohne alte Fehler zu wiederholen.

Was ich jetzt sofort will? Ich will gerne mit Euch reden, über meine Beziehungen und mit meinen Beziehungen. Will, dass es nicht gleich peinlich ist, wenn zwei Leute ein enges Verhältnis haben und andere sind mit dabei.

Und ich will in einer WG wohnen, mit ganz vielen Frauen, wir sollen Kinder zusammen haben und wir teilen das verdiente Geld. Ich will...

Ich will Ich will Ich will Ich will Ich will Ich will Ich will Ich will Ich will Ich will Ich will

Das will ich, was willst du?

Oh, du hast gesagt ‚keine Bekenntnisse’

und das finde ich auch.



alek und die katrina von fremdgenese

fremdgenese@yahoo.de



Literatur

Arsen 13: Manifest der Anti-Liebe. http://ainfos.de/sectionen/crimethinc/Anti-Liebe.html [dez.04]

Autorinnenkollektiv GegenBez (2001): Aber Dich gibt’s nur einmal für mich – Eine Kritik an romantischen Liebesbeziehungen. http://talk.to/pakt (Politische Aktionsgruppe PAKT Erfurt) scheint nicht mehr online zu sein.

Beauvoir, Simone de (2003[1951]): Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau. Hamburg

Bourdieu (fussnote 2)

Engel, Antke (2003): Sandkasteträume. Queer-feministische Gedanken zu Verwandtschaft und Familie. In: femina politica, Nr.1

Firestone, Shulamith (1970): The dialectic of sex. New York

Hochschild, Arlie/ Machung, Anne (1993): Der 48-Stunden-Tag. Wege aus dem Dilemma berufstätiger Eltern. München

Krais, Beate/ Gebauer, Gunter (2002): Habitus. Bielefeld

Woolf, Virginia (1989 [1929]): Ein Zimmer für sich allein. Frankfurt am Main

Eva Cyber (1995): „Grenzen der Theorie sozialer Schliessung? Die Erklärung der Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern“ In: Wetterer, Angelika (Hg.): Die soziale Konstruktion von Geschlecht in Professionalisierungsprozessen. Frankfurt am Main

Wetterer, Angelika 2003: „Rhetorische Modernisierung: Das Verschwinden der Ungleichheit aus dem zeitgenössischen Differenzwissen“; In: Dies. / Knapp, Gudrun-Axeli (Hg.): Achsen der Differenz. Gesellschaftstheorie und feministische Kritik II, Münster