... getrennt marschieren, vereint schlagen!? - nationalrevolutionäre ideologie und strategie ...



internationalistisch, antikolonialistisch, antiimperialistisch, antikapitalistisch, gegen sexismus, rassismus und umweltzerstörung- so stellen sich manche die ideale linke vor. wer oder was mit solchen begriffen gelabelt wird, gilt als modern, progressiv, aufgeklärt, kann somit kein schlechter mensch sein. trotzdem schmückt sich auch eine ganz und gar nicht emanzipatorisch gesinnte fraktion des politischen spektrums gern mit den genannten attributen - nämlich jener teil der rechten der auf von „linken“ veranstalteten demos mit palituch bewehrt die verbrechen israels anprangert, in diversen publikationen den „völkerzerstörenden charakter“ des kapitalismus beklagt und sich des nachts eine gemeinsame front von linken, rechten und islamistinnen herbeiträumt. wie diese leute (im weiteren als nationalrevolutionäre bezeichnet) auf solche ideen kommen, wie das früher war und wie die linke sich dazu verhalten kann, das erklärt der vorliegende artikel.

... früher/damals/jetzt ...

momentan sind treffen, absprachen und praktische zusammenarbeit zwischen links- und rechtsradikalen (noch?) die ausnahme von der regel. dass dem nicht immer so war, soll im folgenden kurz angerissen werden.

viele führende theoretikerinnen des italienischen und französischen faschismus etwa stammten ursrpünglich aus der linken, waren syndikalisten und marxistinnen, wie zeev sternhell in seinem buch „die entstehung der faschistischen ideologie“ aufzeigt. als wichtige namen seien hier georges sorel und benito mussolini genannt. auch in der weimarer republik, vor allem im dunstkreis der protagonistinnen der „konservativen revolution“ und des nationalbolschewismus, verwischten sich die eindeutigen links-rechts-zuordnungen.

dazu trug von linker seite stark die kpd bei, die mehrmals gemeinsame aktionen mit der nsdap durchführte, z. b. während der ruhrgebietsbesetzung 1923 oder bei einem streik in berlin, den beide parteien zusammen unter der parole „der feind steht rechts“ (!) führten. vor allem zu beginn der 30er jahre verfolgte die kpd eine nationalbolschewistische strategie, mit der sie nach rechtsaußen gewanderte wählerinnen zurückgewinnen wollte. so enstanden absurde situationen wie das umwerben eines nationalkommunisten, den gleichzeitig die nsdap für sich als reichstagskandidaten gewinnen wollte, oder der vorwurf seitens der kommunistinnen an die nazis, letztere verrieten die „deutschen interessen“. ein gleichzeitiges bekenntnis zum deutschtum und zum sozialismus schloss sich weder bei linken noch rechten aus, wie ja schon der name nationalsozialistische deutsche arbeiterpartei nahe legt. vor allem deren „linker“ flügel um die strasser-brüder gefiel sich in antikapitalistischer rhetorik, die in heftigen angriffen auf das finanzkapital gipfelte.

herrschte nach dem zweiten weltkrieg in der deutschen rechten eine reaktionäre, antikommunistische orientierung vor, so entstand in den 60er jahren eine „neue rechte“, die nach alternativen mitteln und wegen zum erfolg zu suchen begann. in den folgenden jahrzehnten entwickelten sich aus dieser „neuen rechten“ heraus bestrebungen, kontakte und kooperationen mit linken zu etablieren. querfrontstrateginnen aus dem umfeld der „jungen nationaldemokraten“ versuchten mittels diverser publikationsorgane und aktionsgruppen in die ökobewegung einzusickern, was teilweise gelang. hervorgetan haben sich hierbei die „national-revolutionäre aufbauorganisation“ und der „national-revolutionäre koordinierungsausschuss“, der unter anderem aus ex-grünen und ex-kpd`lern bestand. auch unter den gründungsmitgliedern der partei des derzeitigen außenministers befanden sich nicht wenige kader der nationalrevolutionären und volkssolidaristischen szene, die oft erst nach langem hin und her ausgeschlossen wurden. von rechten wurde außerdem der versuch unternommen, dialoge mit national orientierten kommunistinnen, etwa der kpd, zu initiieren. die linke konnte sich nicht immer dazu durchringen, hier eine klare trennlinie zu ziehen. so sorgte sich der rührige daniel cohn-bendit 1979 anlässlich eines verhinderten nazi-aufmarsches in frankfurt um die „meinungsfreiheit“ der npd und rudi dutschke ließ sich in einer linken zeitschrift auf eine diskussion über die „nationale frage“ mit henning eichberg ein, dem bekanntesten nationalrevolutionär der damaligen zeit, welcher auch in dem nazi-blatt „nationeuropa“ schrieb. die vor allem gegen die usa gerichteten „friedens“proteste, von margret feit als „potentiell nationalrevolutionäre bewegung“ bezeichnet, wirkten ebenfalls anziehend auf die rechte. leute wie der „nationalpazifist“ alfred mechtersheimer konnten dort lange ungestört ihr unwesen treiben. trotz der genannten teilerfolge trugen die bemühungen der rechten um eine einheitsfront auf der straße nicht die gewünschten früchte. deswegen entstanden ab mitte der 80er vermehrt zeitschriften wie etwa wirselbst oder sleipnir, die artikel von linken autorinnen übernehmen und so eine diskussion zwischen den „beiden revolutionären flügeln“ fingieren. größere beachtung fanden diese querfront-gazetten jedoch ebenfalls nicht - im gegensatz zu einem milieu zu dem fließende übergänge bestehen, den nationalkonservativen um die jungefreiheit, criticon und nationeuropa. in den letzten jahren wurden die querfrontbestrebungen der rechten wieder verstärkt. die gruppen, von denen diese impulse ausgehen, sind dabei durchaus unterschiedlich und sprechen somit auch je verschiedene linke spektren an. grob gesagt kann mensch von zwei verschiedenen lagern ausgehen, die personell und inhaltlich miteinander verwoben sind: ein kleineres, nichtsdestotrotz sehr heterogenes, welches sich um das projekt querfront.de, die nationalanarchisten und die anarchokapitalistinnen gruppiert und vorwiegend linke punks oder anarchas anspricht. gemeinsamkeiten bestehen in einer falschen kapitalismusanalyse und einem diffusen kampf gegen „die da oben“. quantitativ stärker wie politisch ernstzunehmender erscheint das zweite, ebenfalls sehr vielschichtige lager, zu dem die npd, etliche freie kameradschaften, die nationalzeitung oder franz schönhuber zählen[i]. wenn ich im folgenden von nationalrevolutionären spreche, beziehe ich mich vor allem auf letztgenannte gruppierung, deren mannigfaltige interne differenzen aufgrund des nur begrenzt zur verfügung stehenden platzes nicht thematisiert werden können.

... die ideologie der nationalrevolutionäre ...

die nationalrevolutionäre grenzen sich von der „alten rechten“ ab, die ihnen als konservativ und bremsend erscheint. vorwürfe an deren adresse reichen dabei von „bierhausmentalität“ über „reformismus“ bis hin zu „salonpatriotismus“ (www.die-kommenden.net). die „alten“ besäßen keine einheitliche ideologie, seien kulturfeindlich und rückwärtsgewandt. mit dieser vergangenheitsfixiertheit wollen die nationalrevolutionäre brechen („weg mit hitler“[ii]), auch um neue bevölkerungsschichten zu erreichen. „nicht das anknüpfen an ideologieelemente des nationalsozialismus wird betont, sondern die gegnerschaft zu den heute ‚etablierten’ weltanschauungen wird, unter bezugnahme auf theoretiker der konservativen revolution, von der neuen rechten in den mittelpunkt gerückt“ (margret feit). die differenzen zwischen beiden spektren gründen also nicht vorwiegend in sich basal unterscheidenden einstellungen, sondern zum großen teil in schwerpunktverlagerungen und strategiefragen.

als theoretische fixpunkte der nationalrevolutionäre fungieren die vordenkerinnen des italienischen faschismus und die repräsentanten der konservativen revolution. wichtige namen, die immer wieder auftauchen, sind sorel, marinetti, evola sowie jünger, schmitt, spengler, niekisch. deren theorien vom anfang des 20. jahrhunderts werden eifrig rezipiert und an die momentane weltpolitische lage angepasst. wie vor 70 oder 80 jahren existieren für die „revolutionäre“ rechte auch heute wieder zwei wichtige orientierungspunkte: die nation und der „antikapitalismus“ (soziale frage). die synthese aus beiden soll einen deutsch-sozialistischen volksstaat inmitten eines starken europas ergeben.

„antikapitalismus“ und volksgemeinschaft

der propagierten gegnerschaft zum kapitalismus liegt ein recht schlichtes verständnis jener wirtschaftsform zugrunde: lediglich die abstrakte sphäre, der bereich des handels und der finanzen, wird als kapitalistisch identifiziert. jenem sektor werden attribute wie nomadisierend, parasitär, multinational zugeschrieben. aus ihm, genauer gesagt aus den chefs von banken, global agierenden konzernen und transnationalen institutionen (iwf, wto) setze sich die kleine clique der herrschenden zusammen, welche die welt unter ihrer knute halte. dichotomisch wird jener die masse des guten, einfachen volkes gegenübergestellt, welche den sinn ihres lebens in ehrlicher, gesunder deutscher arbeit finde. vor den wenigen, aber grenzenlos macht- und profitgierigen ausbeuterinnen müsse das volk geschützt werden, mittel dazu soll der staat sein, welcher mittels regulativer eingriffe dafür sorge tragen werde, das primat der politik über die ökonomie wiederherzustellen. als repräsentanz des gesamten volkes soll er für einen interessensausgleich sorgen, (gruppen-) egoismen würden nicht mehr bedient werden bzw. nicht mehr existieren, da die individuen sich in die volksgemeinschaft einzureihen und unterzuordnen haben. ergo bedürfe es auch keiner gewerkschaften mehr, denn welche klasseninteressen sollten sie noch artikulieren?

gehen bei der frage nach der verstaatlichung von banken und konzernen die meinungen noch auseinander, so sind sich doch praktisch alle nationalrevolutionäre darin einig, die kapitalistischen prinzipien von konkurrenz und lohnarbeit unangetastet zu lassen. mit dem leitbild „gemeinnutz geht vor eigennutz“ (horst mahler) bleibt der gedanke des privateigentums an produktionsmitteln ebenfalls unhinterfragt, wird aber moralisch aufgeladen. endpunkt einer solchen denke sind parolen wie „nicht kapitalismus! nicht kommunismus! für deutschen sozialismus“ (npd) oder henning eichbergs aussage „nur auf der basis sozialistischer gerechtigkeit ist nationale gemeinschaft möglich“.

antisemitisches weltbild

der rechte „antikapitalismus“ zielt also stets auf die (völkisch definierte) nation ab. die vorstellung von gerechtigkeit bleibt nebulös und wird überlagert vom leistungsgedanken, der sich in der fetischistischen verherrlichung der arbeit ausdrückt. während „harte arbeit“ als konkrete, ehrliche und deutsche naturalisiert wird, spalten die nationalrevolutionäre, wie oben beschrieben, die abstrakte sphäre des kapitalismus als aufgesetzte, schmarotzende, künstliche ab und personalisieren sie in einer kleinen gruppe als jüdisch identifizierter weltverschwörerinnen. der antisemitismus, der an dieser stelle zu tage tritt, geht aber noch viel tiefer, bis an die grundlagen des westlichen systems. die werte der aufklärung wie rationalität, individualismus, universalismus werden als widernatürliche, identitätszerstörende abgelehnt (wobei identität immer als kollektive gedacht ist). durch eine „konservative revolution“ soll die „künstliche zivilisation“ zertrümmert und die rückkehr zu einer organischen, nicht entfremdeten, ewigen kultur ermöglicht werden. authentische innere leistungen sollen die „dekadent-oberflächliche konsumwelt“ ersetzen. als weltanschaulicher zwillingsbruder des verhassten liberalismus, der mindestens seit `89 als ideologischer hauptfeind fungiert, gilt der kosmopolitische marxismus, dessen gift die gewachsenen völker zerstöre. hier vermischt sich reaktionäre zivilisationskritik und antisemitisches weltbild - die ideen der moderne: universalismus (=“völkerzerstörend/imperialistisch“), individuelles glücksstreben (=“perverser materialismus“) und rationalität (=“gift gegen organische einbindung ins kollektiv“) werden von den nationalrevolutionären als typisch „jüdische eigenschaften“ verworfen. liest mensch sich die entsprechenden texte durch oder schaut sich in diskussionsforen um, offenbart sich sofort die tiefsitzende, paranoide angst der nationalrevolutionäre vor den als unfassbar mächtig halluzinierten, die freie welt vernichten wollenden jüdinnen.

usraelische weltherrschaft

der antisemitische hass macht natürlich nicht halt vor israel. da die jüdinnen kein echtes volk sind, sondern gerade dessen negation, darf der nach den erfahrungen der shoah gegründete staat, im nazi-jargon „staatengebilde“ genannt, mit allen mitteln bekämpft und vernichtet werden. glücklicherweise (aus sicht der rechten) setzt sich das wie die deutschen vertriebene und unterdrückte volk der palästinenserinnen aufrecht und entschlossen zur wehr gegen den „zionistischen staatsterror“ bzw. „vernichtungskrieg“ (npd). nicht zuletzt deshalb solidarisieren sich nationalrevolutionäre mit der palästinensischen intifada und panarabischen oder islamistischen regimes wie dem irak und libanon. so führten die nationalanarchistinnen gemeinsam mit freien kameradschaften im jahr 2001 in jena eine demonstration unter dem motto „für eine welt freier völker! solidarität mit irak und palästina“ durch. mittlerweile gehören die entsprechenden nationalflaggen, pali-tücher und „solidarität mit möllemann“-transpis zur grundausstattung vieler nazis.

als handlanger israels, somit als jüdisch kontrolliert, gelten die usa, die den nationalrevoluzzerinnen schon allein aufgrund ihrer pro-israelischen interventionen im nahen osten ein dorn im auge sind. zudem wird ihnen ein künstlicher, den deutschen vorstellungen von blut und boden zuwiderlaufender nationenbegriff vorgeworfen. überhaupt ist im american way of life mit seinem kulturnivellierenden one world-ideal, seinem ungehemmten, amoralischen profitstreben und seinem „die reste aller überlieferten sitten und werte zerstörenden turbokapitalismus“ (reinhold oberlercher) alles verachtenswerte verkörpert. folglich gelten die vereinigten staaten gemeinsam mit israel als hauptfeinde der menschheit, die mit ihrem griff nach der weltherrschaft den weltfrieden bedrohen. galt es vor `89 noch, den kampf gegen die beiden „raumfremden supermächte“ usa und udssr zu führen, wurde gar israel noch von vielen rechten als teil des westlichen wertesystems verteidigt, richtet sich nach dem wegfall des kommunismus die attacke aller relevanter rechter gruppierungen in deutschland nurmehr gegen den „usraelischen globalismus“. doch auch die bundesregierung gerät ins fadenkreuz der nationalrevolutionäre, da sie nicht eigene, sondern fremdinteressen verträte, nämlich die des internationalen kapitals. durch das ethnopluralistische konzept kann die brd sogar als besetztes land der dritten welt imaginiert werden, welches um seine entkolonialisierung kämpfen müsse.

ethnopluralismus/befreiungsnationalismus

die anhängerinnen des ethnopluralismus behaupten von sich selbst, antirassistinnen zu sein. sie gehen von der vielfalt und ungleichheit der völker und kulturen aus, die angeblich objektive tatsache sei. der vorgeblich natürliche „territorialtrieb“ bedinge die bindung eines jeden menschen an eine kollektive kultur, wobei die zugehörigkeit zu dieser jahrhundertealten gemeinschaft vordergründig nicht über biologische kriterien definiert wird. zwar sollen die kulturen einander gleichwertig sein, jedoch unterschieden sie sich so fundamental, dass keine assimilation möglich sei. im gegenteil: jede „vermischung“ führe zu einer „schwächung des volkskörpers“. nur durch die absolute reinhaltung der kulturen könne rassismus bekämpft werden, der lediglich als natürliche abwehrreaktion auf immigration verstanden wird. da jedes volk seinen anlagen und fähigkeiten entsprechend seinen eigenen weg gehen müsse, verbiete sich jegliche einmischung in fremde kulturen. hier liegt der schlüssel des für die indymedia-linke unverständlichen paradoxons, wie rechte sich einerseits mit palästina solidarisieren können und andererseits in deutschland lebende arabischstämmige menschen durch die straßen hetzen: im ersteren fall wird der nationale befreiungskampf eines volkes für seinen lebensraum als adäquater ausdruck des gewachsenen kollektivs abgefeiert, während die in europa lebenden migrantinnen als in ein fremdes volk eingedrungene identifiziert werden. nach dem selben muster funktionieren parolen wie die der npd: “für die vielfalt der völker! ausländerstopp jetzt!“. der nutzwert des ethnopluralismus für die rechte ist ein doppelter: zum einen zieht er letztenendes die selben konsequenzen wie die plumpen „ausländer raus!“-sprüche aus früheren tagen nach sich, formuliert dies aber wesentlich subtiler und kann über den differenz-begriff sogar an linke multikulti-diskurse anknüpfen. darüber hinaus kann das „deutsche volk“ so in das globale ordnungsmodell des befreiungsnationalismus integriert werden. extremster ausdruck dessen ist die vorstellung von deutschland als teil der dritten welt, das in einer gemeinsamen antiimperialistischen solidaritätsfront mit allen unterdrückten völkern gegen die besatzerinnen und kolonialherren stehe. wer in einer solch verrückten weltanschauung die kolonialistinnen sind sollte mittlerweile klar geworden sein. das endziel dieses anti-universalistischen kampfes, in dem die völker als eigenständige subjekte verstanden werden, ist die etablierung eines unabhängigen „europäischen reiches“ bzw., in den worten von jürgen schwab, „ein europa der vaterländer als gegenmodell zur globalisierung“. damit muss logischerweise die atlantische orientierung deutschlands beendet und eine neue phase der außenpolitik eingeläutet werden, die über die „achse paris-berlin-moskau“ laufen soll. wie schon bei den nationalrevolutionärinnen der 20er jahre besteht momentan wieder ein großes interesse an kontakten nach osteuropa und russland, wo alexander dugin mit dem von ihm gehypten nationalbolschewistischen eurasien-konzept bereits zum berater des parlamentspräsidenten aufgestiegen ist.

aus den bisherigen ausführungen ergibt sich, dass den nationalrevolutionärinnen, die mittlerweile einen großen teil der deutschen rechten stellen, nicht mehr allein mit dem klischee des strohdummen, um sich schlagenden naziskins beizukommen ist. genauso gut können sie sich als martialisch-maskulinistische, mc donalds-scheiben einwerfende streetfighterinnen inszenieren, bei gothic-parties zu den klängen eines julius evola-tributesampler tanzen oder sich als ökofantinnen für den schutz der deutschen scholle vor der atommafia engagieren. der relativ komplexen ideologie entspricht eine ausdifferenzierte vorgehensweise, mittels derer gedanken in taten gewandelt werden sollen.

... strategie der nationalrevolutionäre ...

die nationalrevolutionäre rechte kennt wenigstens zwei voneinander verschiedene gründe für ihren versuch der querfrontbildung: der erste strang bezieht seine legitimation aus geopolitischen zielen: ein hauptziel ist und bleibt die errichtung eines starken europäischen reiches. notwendige vorraussetzung für ein solches imperium stellt die innere geschlossenheit und harmonie dar, die im idealbild der volksgemeinschaft verkörpert ist. dieser völkische zusammenhalt kann keine internen konflikte mehr vertragen, die volkszugehörigkeit soll alle anderen widersprüche aufheben. somit können auch keine auseinandersetzungen zwischen linken und rechten mehr geführt werden - alle sind deutsche bzw. europäerinnen.

die zweite begründung betont vor allem den angeblich gemeinsamen kampf der rechten und linken gegen das momentan herrschende „system“. „die gegnerschaft zum politischen status quo in der brd wird unter dem banner der systemgegnerschaft als große klammer für die potentiellen bündnisse zu nutzen versucht“ (feit). rechts und links gelten nicht mehr als zwei einander diametral entgegengesetzte pole der politischen ordnung, sondern als „peripherie, in der alle nicht dem zentrum zugehörigen miteinander diskutieren können“ (alain de benoist). einer der exponenten der konservativen revolution in der brd, armin mohler, meint, die neue grenze liege „zwischen den bejahern und den gegnern des statu quo“. weit verbreitet ist die auch bei linken beliebte vorstellung, eine kleine clique von politikerinnen und konzernchefs, die sogenannten „herrschenden“, halte alle macht in ihren händen und spalte das „volk“ zum zwecke seiner niederhaltung in verschiedene fraktionen auf. so schrieb die „kameradschaft osthavel“ zum tod des raf-mitglied wolfgang grams: “dass grams auf der falschen seite stand, würden wir eher als zufall bezeichnen. es existieren keine biologischen unterschiede zu den linken, wohl aber zu den herrschenden“. vorerst vernachlässigbar erscheint den rechten vordenkerinnen die frage nach der motivation und den zielen der linken, herausgestellt wird vor allem die einigkeit in der wahl der feinde. wichtig ist der angeblich „gemeinsame, wenn auch faktisch noch getrennte kampf“ (www.die-kommenden.net) aller als antiimperialistisch identifizierten (nationalrevolutionäre, islamistinnen, linke anti-imps). eine tatsächlich im größeren maßstab praktizierte kooperation mit der linken, die sich in wechselseitigen kontakten, zusammen durchgeführten veranstaltungen und ähnlichem ausdrücken könnte, ist für die nationalrevolutionäre durchaus eine attraktive vorstellung, fungiert aber vorrangig als ideologie und strategisches instrument im kampf um politischen einfluss. eine wichtige rolle in jener auseinandersetzung spielen die ideen von antonio gramsci, auf dessen konzept der kulturellen hegemonie sich mittlerweile viele rechte theoretikerinnen beziehen. erfolge sollen nicht mehr auf institutionellem wege (parteien, parlamente etc) errungen werden, sondern auf der straße und durch interventionen im „vorpolitischen“, kulturellen bereich. einzelne rechte ideologeme sollen in alle gesellschaftlichen bereiche hin exportiert werden, um so nach und nach einen richtungsumschwung zu erzeugen. zu diesem zweck wird an aktuelle probleme angeknüpft, in virulente diskurse interveniert und versucht, sich als „systemalternative“ anzubieten.

auffällig ist, wie viele der derzeitigen nationalrevolutionären theoretikerinnen über einen linken background verfügen. mensch denke nur an die gewendeten 68er horst mahler, reinhold oberlercher, bernd rabehl und günter maschke oder den ehemaligen marxisten und jetzigen „staatsbriefe“-herausgeber hans-dietrich sander. deren linksradikale vergangenheit wird nicht etwa verschämt verschwiegen, sondern regelmäßig erwähnt. so soll zum einen das stigma der „ewigen nazis“ abgeschüttelt und damit die glaubwürdigkeit und gesprächsfähigkeit der rechten gestärkt werden. zum anderen stehen die konvertiten für die von den nationalrevolutionären propagierte aufhebung des rechts-links-schemas, da sie ja tatsächlich die grenzen zwischen den beiden richtungen überschritten haben und als türöffner oder scharnier zur linken dienen können.

derzeit am empfänglichsten für propaganda und interventionen von rechts sind die sich überschneidenden friedens-, palästinasolidaritäts- und antiglobalisierungsbewegungen, welche sicherlich nicht zufälligerweise auch die quantitativ stärksten als links wahrgenommen strömungen repräsentieren. bereits anlässlich der ausschreitungen während der wto-konferenz in seattle schrieb die „deutsche stimme“ von einer „querfront der linken und rechten globalisierungsgegner“, während der „schlacht von genua“ standen viele deutsche nazis (imaginär) auf seiten der protestierenden und im august 2001 kündigte die npd ihre beteiligung an den global action days gegen die wto an. die initiatorinnen der anti-amerikanischen manifestationen im mai machten es den nazis gar so leicht, dass diese nur noch einen verweis auf die mobilisierungsseite der linken setzen brauchten und, statt eigene aktionen auf die beine stellen zu müssen, gleich zur teilnahme an den von der linken szene organisierten kundgebungen aufrufen konnten. die größte anziehungskraft scheint der antisemitismus der palästina-fraktion auszuüben, denn allein im letzten halben jahr liefen mehrmals bis zu 30-köpfige nazigruppen bei den antizionistischen aufmärschen mit. in ihren gegen israel gerichteten pamphleten beziehen sich die nationalrevolutionäre oft auf die selben kronzeugen wie die linke (uri avnery, noam chomsky ...) oder werben gleich für den kauf „linker“ gazetten wie der „intifada“, herausgegeben von der „anti-imperialistischen koordination“.

mittlerweile werden die erfolgsaussichten einer querfront immer besser, die objektiven bedingungen sind günstig (irakkriegshysterie, allgemeiner anstieg des antisemitismus ...), und umso mehr die bemühungen der rechten um anschluss an die linke zunehmen, umso mehr offenbart sich deren orientierungslosigkeit in fast allen theoretischen fragen. es sollte klar sein, dass die installation einer einheitsfront „gegen das system“ nicht an der mangelnden bereitschaft der nationalrevolutionäre scheitern wird, denn die sind entschlossen, leerstellen, schwachpunkte und anti-emanzipatorische versatzstücke als andockstellen zu nutzen, um ans linke land zu gehen. vollkommen sicher vor vereinnahmung von der falschen seite kann mensch zwar nie sein, die brisanz der momentanen lage macht allerdings die immer notwendige selbstkritische reflexion von theorie und praxis geradezu zum muss.

... was tun? ...

als erstes mittel, um die nationalrevolutionären querfrontbestrebungen abzuwehren, erscheint, frei nach dem althergebrachten diktum wonach faschismus keine meinung sondern ein verbrechen ist, die energische zurückweisung aller diskussions- und kooperationsangebote der rechten unabdingbar. leider halten manche linke nicht einmal diesen mindeststandard jeglicher emanzipatorischer bewegung ein. da wäre etwa der deutsche ableger von attac, der auf seinen mailinglisten mitglieder der rechtsradikalen „bürgerrechtsbewegung solidarität“ mitdiskutieren lässt, oder die organisatorinnen der bundesweiten bambule-soli-demo, die offenbar nichts gegen die teilnahme der nazi-freundinnen von der appd einzuwenden hatten. doch mit der ablehnung von kontakten zur rechten allein ist es nicht getan: vor allem käme es darauf an die eigenen theorien auf leerstellen und blinde flecke zu untersuchen, mehr noch, die traditionellen welterklärungsmuster der mainstreamlinken müssen fundamental in frage gestellt werden. es genügt nicht, sich als antifaschistisch, antirassistisch etc zu labeln und sich dann als guten menschen, als bereits fertige emanzipationskanone zu denken, vielmehr muss reflektiert werden, dass jede linke (auch) von den diskursen der herrschenden ideologie und dem kapitalistischen fetischdenken geprägt ist. gerade in deutschland muss diese reflexion eine auseinandersetzung mit der deutschen geschichte und der zeit des dritten reichs beinhalten. denn „als gesellschaftlich geprägte individuen sind die linken potentiell so nationalistisch und antisemitisch [rassistisch, sexistisch etc., die verf.] wie die sie umgebende gesellschaft, als in deutschland aufgewachsene sind sie ebenso anfällig für die spezifischen zwänge des deutschen nationalismus, für die verweigerung der auseinandersetzung mit der belastenden vergangenheit und für die symptomatische wiederkehr des verdrängten in form eines sekundären antisemitismus“ (thomas haury). insbesondere die vernichtung der europäischen jüdinnen als einzigartiges verbrechen in der bisherigen karriere der menschheit zwingt zur intensiven theoretischen auf- und verarbeitung, auch angesichts der nie vollkommen zu verstehenden dimensionen von auschwitz. in diesem zusammenhang sind der deutsche antisemitismus, die realität der volksgemeinschaft im dritten reich, ihr postfaschistisches nachwirken und die „antikapitalistische sehnsucht des deutschen volkes“ (otto strasser) zu analysieren. in dieser manifestiert sich eine immer noch wirkmächtige rückwärtsgewandte zivilisationskritik, die gegen die moderne ein archaisch-asketisches, naturwüchsiges kollektiv setzt - ein gedanke der leider vielen linken nicht fremd ist. solcherlei linksdeutsche negieren dann ausgerechnet diejenigen versprechen der aufklärung, die doch gerade von einer progressiven linken eingefordert werden müssten: emanzipation von der natur, universelle gleichheit aller menschen und individuelles glück. die versprechen der bürgerlichen gesellschaft einzufordern kann jedoch nicht bedeuten, die an diesen postulaten vorgebrachten differenzierten einwände, wie z. b. die von feministinnen formulierte kritik an der männlich codierten autonomie des individuums oder die forderung nach reflektion des eigenen standpunktes nicht mehr ernstzunehmen. wenn etwa, den eigenen sprechort ausblendend, auch einige antideutsche auf letztlich die entlastung deutschlands befördernde pali-nazi-mob-projektionen verfallen, so muss auch dies gegenstand kritischer selbstreflektion werden.

eine progressive linke sollte ein selbstverständnis als globale elendsverwalterin zurückweisen und nach einem guten leben für alle streben, frei von arbeitsfetisch, (auto-) repression, heterosexistischer zurichtung und völkischen zwangskollektiven. dann wäre auch das andocken rechter querfrontstrateginnen ein für alle mal ausgeschlossen.



[i] exemplarisch sei auf die homepages www.deutsche-stimme.de, www.die-kommenden.net und www.kds-im-netz.de verwiesen.

[ii] trotzdem scheinen immer noch die demos am attraktivsten zu sein, die sich positiv auf das dritte reich beziehen, siehe der rudolf-hess-gedenkmarsch oder die diversen kundgebungen gegen die wehrmachtsausstellung.