OZ - Foucaults Überwachen und Strafen als Fernsehserie
Der US-amerikanische Fernsehsender HBO ist bekannt für seine aufwendigen und
provokanten Serien (in Deutschland liefen Sopranos, Six Feet Under, Angels
in America und Sex & the City). In 2002 brachten sie die erste von
mittlerweile insgesamt 6 Staffeln einer Gefängsnisserie u.a. des Autors
Barry Levinson (Rain Man) auf den Markt.
OZ spielt im Hochsicherheitstrakt eines Männergefängnisses der schon rein
architektonisch eine moderne Interpretation des Benthamschen
Mustergefängnisses ist - Ausgangspunkt von Foucaults Überwachen und Strafen.
Anders als die putzigen Knastserien im deutschen Fernsehen ist OZ von einem
gnadenlosen Realismus. Mein Eindruck beim sehen war, dass die Autorinnen
nicht nur Foucault gelesen haben, sondern auch mit Haroun Farocki sowie
Gender- und Racetheories auf dem Laufenden sind.
Als Zuschauerin fand ich mich konfrontiert mit rivalisierenden Gangs,
korrupten Bullen, rechten Zero-Tolerance-Politikern, wobei die Aryans am
miesesten und die Black Muslims noch am besten abschneiden.
Ich habe drei folgen am Stück gesehen, konnte es dann nicht mehr ertragen
und muss sagen, dass es das Beeindruckendste war, was ich je im TV gesehen
habe.
In einem nitribitt spin off* im Nachmittagsformat würde ich mir gerne zwei bis drei Folgen - je
nach Interesse und auch Ertragen-Könnens - gemeinsam ansehen und anschließend drüber
sprechen, da es mir alleine nicht gelungen ist, einen kritischen Abstand zu
gewinnen.
Nicolette
Sonntag, 23. April 2006, 16 Uhr
Atelier Frankfurt,
Hohenstaufenstrasse 13-27
* spin off: Wenn sich von einer erfolgreichen Fernsehserie eine neue
abspaltet, z.B. ausgehend von einer der Figuren (Frasier von Cheers und Joey
von Friends).
> link >> Official HBO-Homepage
> link >> Wikipedia (en)
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