pornokratie, pornosophie, pornologie

wir sehen zwei körper. einen mit hochhackigen schuhen, mit strümpfen, die weder nur die füße wärmen noch strupfhosen sind, sondern am oberschenkel enden, einen körper also mit vagina und busen. und einen anderen ohne vagina und ohne busen. nein, das sehen wir nicht. was wir sehen ist vielmehr eine halbnackte frau in durchsichtiger kleidung und idealisierten körpermaßen. und einen mann mit behaarter brust, breitem oberkörper und einer gewaltigen (durchaus im wortsinne) erektion. oder genauer: ein wahlweise auf dem rücken liegendes oder auf dem tisch kniendes williges flittchen mit blondem haar und rasierter möse und einen hengstschwanz, der es ihr mal so richtig besorgt.

wenn wir uns einen heterosexuellen geschlechtsakt von außen ansehen (z.b. im durchschnittsporno), scheint alles augenscheinlich, offensichtlich. der weibliche körper gilt als der bloßgelegte, unterworfene. er ist der zum objekt degradierte, für den männlichen blick zugerichtete, sexualisierte körper. er scheint unvollkommenheit auszudrücken, abhängigkeit vom männlichen genital. denn der weibliche körper steht in diesem zusammenhang lediglich zur verfügung und besitzt keine eigene handlungsfähigkeit. alles dargestellte scheint seinen ausgangspunkt im penis und dessen befriedigung zu haben. und genauso ist es auch. nur bleibt die frage, was genau es ist, das diesen effekt hervorruft. sind es die (nackten) tatsachen, die zu uns sprechen, die bloßen körper, die so ausführlich plaudern, oder sind es spezielle und zu enttarnende kulturelle und mächtige techniken, die in der inszenierung der bildlichen körper mehr noch in unserer wahrnehmung jener wirken? jene techniken, diskurse, anweisungen zur wahrnehmung: (bilder)sprache in ihrer scheinbar eindeutigen grammatik, all das ließe sich darunter fassen, was im folgenden macht meint.

dialog mit der macht

basiert die körper-sprache nicht unmittelbar auf der anatomie der körper selbst? ist also das, was die körper bedeuten, bewirken, die gefühle, die sie hervorrufen nicht einfach ausdruck ihrer natürlichen, tatsächlichen biologie? oder faselt die scheinbar natürliche anatomie nicht bloß der herrschenden sprache nach dem mund, sprechen die fleischförmchen also nicht lediglich das aus, was sie sagen sollen? die macht würde antworten: natürlich! es sind die körper selbst, die zu uns sprechen. schaut nur hin. ekelt oder ergötzt euch. ändern könnt ihr es nicht. es ist nunmal so wie es ist. hier weiblein da usw. die macht spricht zu und aus uns über techniken der einschreibung und ausschließung von bedeutungen, deren wirkweisen in der folgenden betrachtung und dekonstruktion eventuell noch klarer werden.

die bedeutung der frauen- und männerkörper (denn nur diese beiden sind intelligibel, können überhaupt gedacht werden) wird ständig eingeschrieben durch hegemoniale geschlechterdiskurse. eingeschrieben wird sie in die körper von uns selbst und anderen, in unserer kleidung, unser verhalten als mann oder frau in alltäglichem umgang. dieser binären geschlechterkategorisierung (mann / frau) kann sich keine entziehen. eingeschrieben wird die bedeutung der körper in den erfahrungen vom geschlechtlichen alltag bis zum alltäglichen geschlechtsakt, und ständig müssen wir die bedeutung in unserem handeln wiederholen. unentwegt schreiben wir damit den ideologischen text der geschlechterbinarität fest und immer fester in uns und unsere körper ein. wenn macht das ist: mächtige effekte, wirkungen, die aus allem und allen sprechen, dann wird es leicht sein ihr zuzuhören. wir können uns zurücklehnen und eine ganz beliebige person in der u-bahn befragen. z.b. die mit der blauen jacke, die so freundlich lächelt. zum beispiel die. oder aber auch uns.

"natürlich fickt der mann die frau. was denn sonst? da ist ja auch nix schlimmes dran. klar, wenn frauen heute auch oben liegen: das macht nen unterschied. vamp und so. aber: es bleibt der kerl, der den schwanz hat. die frau hat nunmal ein loch, wo männer einen penis haben. und der penis wird in die vagina gesteckt, nicht andersrum. so wars schon immer. oder hast du schon mal vonner frau gehört, die ihren typ von hinten nimmt? ha ha ha. nein, im ernst: im bett ist der mann der aktive und klar geht damit auch irgendwie sowas wie dominanz oder stärke oder so einher. die frau gibt sich halt eher hin. aber wie gesagt, da ist ja auch nichts schlimmes dran." oder so: "ein mann kann eine frau befriedigen. das kann die frau natürlich auch. aber streng genommen eigentlich nicht. es ist eher so, dass wenn die frau gut ist, dann kann der mann sich an ihr befriedigen, oder meinetwegen auch mit ihr."
oder so: "nein, ich mag das auch nicht. zum beispiel oben liegen: das ist für eine frau ja wesentlich anstrengender. schon anatomisch. ich mag das eher genommen zu werden. andersrum - das fänd ich irgendwie komisch. ich könnte das glaub ich auch gar nicht. außerdem hab ich auch mal gelesen, dass das was mit den hormonen zu tun hat."

wir, die wir gegen die macht sind, weil sie die möglichkeiten von leben auf so lächerliche weise beschränkt, zurichtet, einengt, misstrauen der natürlichen plausibilität solch mächtiger antworten. statt dessen hegen und nähren wir den verdacht, dass es sich bei der these (jetzt ist sie schon nur noch these, keine sich von selbst verstehende wahrheit mehr) von der natürlichen sprachbegabung der körper um einen gewitzten trick handeln könnte. könnte es nicht so sein, dass es sich bei der behaupteten ursache der hierarchie der vergeschlechtlichten körper viel eher um einen effekt der macht handelt? und dass die verdrehung von ursache und wirkung gerade die nicht-natürlichkeit, die historizität der kulturellen körper unsichtbar macht? die behauptung, dass es die natürlichen körper sind, die die geschlechterhierarchie erzeugen, hätte den effekt, dass uns die bedeutung der weiblichen/männlichen körper als natürliche erscheint, als unveränderbare.
andersherum: wenn es die geschlechterhierarchie ist, dieses soziale, konstruierte verhältnis, das den körpern ihre bedeutung verleiht, dann erwiesen sich die gegenwärtigen vergeschlechtlichten und hierarchisierten körper als künstliche produkte menschlicher gesellschaft. sie könnten dann auch anders produziert, hergestellt werden. folgen wir der macht. schauen wir hin. allerdings genauer als es ihr recht sein kann.

natur, halts maul!
warum, ich sach doch gar nix.

in der sprache, in der wir uns bewegen, in der wir leben, die uns ausdrückt, gilt das passive als das unterworfene. passiv ist das, was sich nicht wehren kann, was handlungsunfähig ist. passivität bedeutet schwäche, sprachlosigkeit. aktivität bedeutet dominanz, ist macht. wenig scheint selbstverständlicher als die bedeutung jenes begriffspaars (passivität-aktivität), die worte sprechen für sich selbst. das gilt besonders für jenen ort, an dem diese dichotomie ihren bevorzugten einsatz erhält, aus dem sie andersherum im hohen maße ihre legitimität herleitet: das verhältnis der geschlechter.

aktivität ist macht ist stärke ist dominanz. alles scheint dieser einfachen logik zu entsprechen. sie ist scheinbar die logik der sache selbst. der mann ist der kerl, weil er der aktive ist. meistens liegt er oben und wenn nicht: "hat er dennoch den schwanz. auch wenn sie ihn reitet, ist es der schwanz, der rein und raus gesteckt, gebumst, gerammelt, gestoßen wird." das ist plausibel, weil: so ist es überall. über die verteilung des geldes hat diejenige zu entscheiden, die es verdient. der ernährer füttert die abhängigen, die passiven münder. und wer nichts arbeitet, soll auch nichts essen dürfen oder sich wenigstens dankbar zeigen für die unmotivierten milden gaben der arbeitenden. aktivität bedeutet macht. in der arbeitsgesellschaft wie im bett oder auf/unter dem küchentisch. wenn wir die prämisse akzeptieren, dass der mann also der schwanz der aktive ist, ergibt sich die überlegenheit des starken weil aktiven geschlechts von ganz alleine. wir können schlechterdings nichts mehr dagegen sagen. nun, wir können doch: die allgemeingültigkeit des legitimatorischen diskurses (aktiv = mächtig) gänzlich unberührt lassend ereignet sich gleichsam in dessen rücken unerhörtes. nämlich: beim oralverkehr. die aktivität des blasens, lutschens, leckens trägt von dominanz, von mächtigkeit kaum eine spur. an der flinken zunge, den kosenden lippen erscheint nicht die fähigkeit, die lust des bearbeiteten genitals zu kontrollieren. vielmehr gilt jene sexuelle arbeit als bloße dienstleistung. die blasende frau kann sich im herrschenden verständnis nur schwerlich des nuttigen anstrichs erwehren [ fußnote: nuttig gilt irgendwie als schmutzig, pfui bäh und etc. das ist seltsam, aber wir können hier nicht darauf eingehen] und der männliche kopf zwischen weiblichen schenkeln hat immer ein wenig was ekliges an sich. weil solche aktivität demütigend, erniedrigend ist. außer masochisten praktiziert sowas eigentlich nur der don juan, der um seinen ruf als feuriger liebhaber bemüht ist.

verweilen wir bei dem jetzt gewählten bild ein wenig länger, so wird uns gewahr, dass die entdeckte ausnahme der allgemeinen regel (aktivität = mächtigkeit) eine ausnahme gar nicht ist. denn die arbeitsfetischistische ideologie der kapitalistischen warengesellschaft, die im protestantismus ihren vorläufer hat und die fleißigen schaffer ins töpfchen, die faulen schmarotzerinnen ins kröpfchen wirft, deartikuliert ein ganz grundlegendes verhältnis. in der beziehung von "arbeitgeber" und "arbeitnehmer", von kapital und arbeit ist diejenige dominant und machtvoll, die für sich arbeiten lassen kann, die die (körperliche) arbeit der anderen verwaltet und kommandiert. die macht der aktienbesitzerin speist sich aus ihrer untätigkeit. sie hat wenig von schweiß, viel aber von passivität, nehmen, empfängnis. [fußnote: natürlich ist uns bewusst, dass wir hier mit ideologischen zuschreibungen arbeiten. diese formulierungen sollen nicht bedeuten, dass die kapitalistinnen die macht haben, sondern diese sind vielmehr charaktermasken des kapitalverhältnisses. ] nach diesem ideologischen, virtuellen bilde ist die gesamte sphäre der zirkulation organisiert. nicht die werktätige ist die königin (wie vormals in der ddr), sondern die kundin. macht hat, wer für sich arbeiten, wer sich bedienen lassen kann, wer faul im sessel hängt und sich die pizza ins haus bringen lässt. die aktiven sind die gearschten: sie arbeiten acht stunden am tag für die lust der anderen. (ganz ähnlich unserem porno mann, virtueller don juan.)

am oralsex bricht sich also die legitimatorische ideologie, die die überlegenheit des mannes in seiner aktivität verbürgt sieht. an jener stelle kommt eine subrealität zum vorschein, die aus dem innersten der kapitalistischen formation herrührt und so über ein hohes maß an plausibilität verfügt. aus dieser perspektive erscheint aktivität als sklavisch. die heterosexistische ideologie, die über die kette schwanz = aktiv = macht (also mann) funktioniert, reißt so an einer entscheidenden stelle: aktiv = unmacht, ohnmacht. auch die anderen kettenglieder sind zu dekonstruieren.

dass der penis, der phallus eine aktive angelegenheit darstellt, ist eine zutiefst wirkmächtige fiktion. sie strukturiert einen großteil unseres verhältnisses zur wirklichkeit und wird von eben jenem immer wieder neu gerechtfertigt. davon zeugen die vielfältigen metaphern, die den penis bebildern: prügel, rute, schwert, geschoss, ständer, stecher und so fort. dass es nicht anders sein kann, liegt auf der hand: das schwert wird in die scheide gesteckt, der nagel in die wand geschlagen, die lanze in den leib gebohrt, die schraube in den tisch gedreht. es sind diese bilder, die uns in den sinn kommen, die unsere wahrnehmung strukturieren und die uns unsere sexualität als so wenig verwunderlich erscheinen lassen. dabei gäbe es genügend anlass sich zu wundern: der steuerknüppel wird von der hand umfasst, die mutter (!) wird über die schraube gedreht, der spargel wird vom kiefer zermalmt und vom schlund verschlungen, das netz fängt die fische und die räuber. vielleicht sind diese bilder, von denen das unbewusste romane zu erzählen weiß, an anderen orten eher am werk. es gibt jedenfalls gesellschaften, wo es die kleinen knaben sind, die schreckliche angst vor ihrer entjungferung haben: sie fürchten das kleine ding könne von der großen vagina abgeschnitten, verschlungen werden. die herrschende pornografie nähert sich solch textueller dekonstruktion in ihren bildern regelmäßig und eher unbeabsichtigt an. in den großaufnahmen, die nur noch bräunliches fleisch sehen lassen, verschwimmt der ausgangspunkt der bewegung. sichbar ist nur noch, dass die vagina wesentlich größer als jeder penis ist, saugt sie diesen doch immer wieder vollständig auf.

möglicherweise funktioniert die gleichung, die kette "penis = macht" gar nicht wesentlich über den umweg "aktivität" (penis = aktiv = macht). das männliche genital wäre dann so mit der konnotation des verletzenden, gefährlichen schwertes verschmolzen, dass auf die rechtfertigung, der penis sei nun einmal aktiv, durchaus verzichtet werden könnte, ohne dass die macht des phallus ernsthaft in frage gestellt würde. diese naturwüchsige macht des pimmelchens lässt sich ernsthaft in frage stellen: "der männliche penis, heißt es, symbolisiere die einseitige und aggressive sexualität des mannes usw. bullshit! wer je die abwehr beim freistoß beobachtet hat, weiß wie wenig gefährlich ein penis als solcher ist, und wie geschickt geschützt der weibliche kleine unterschied doch liegt." [fußnote: jutta dittfurth, was ich denke, münchen 1995, s.91]

pornotheismus und pornoaskese

solche dekonstruktion macht spaß, sie öffnet verschlossene türen, erschafft diese erst. sie kann heilsam wirken. ihre notwendigkeit mag sich an dem beispiel einer feministin der alten schule erläutern, die resigniert feststellte, das patriarchat werde ewig existieren, weil der mann die frau beim geschlechtsakt, mindestens beim zeugungsakt penetriere und damit unterwerfe. eine solche feministische position kritisiert zwar zurecht die passive, unterdrückte, penetrierte haltung der frau bei der darstellung in hardcorefilmen. in ihrer konzentration auf den bösen, mächtigen phallus erhält sie jedoch zum einen die zweigeschlechtlichkeit und die zwangsheterosexualität, die damit untrennbar verknüpft ist, aufrecht, zum anderen wird die mächtigkeit des phallus nicht in frage gestellt, ja sogar naturalisiert. es muss aber das ziel sein, die konstruktion penis nicht mehr untrennbar mit macht und dominanz zu lesen, das heißt gewalt und unterwerfung nicht immer an ein körperteil zu koppeln, welches sogenannte frauen nicht haben und somit machtlos und unterworfen sind. eine kritik, die den phallus aus der sexualität verbannen will, weil er immer nur als gefährlich und aggressiv gelesen werden kann, reproduziert stets die mächtige bedeutung, die es dem phallus gerade zu nehmen gilt. ein weiblicher oder lesbischer phallus wird somit sowohl zur unmöglichkeit als auch zum moralischen unding.

deshalb ist es für feministische politik wichtig, dekonstruierend zu verfahren. eine moralische argumentation gegen pronografie beschränkt in diesem sinne auch frauen in ihrer suche nach begehren und lust. wenn das in der männlichen mainstream-pronografie dargestellte das männlich heterosexuelle imaginäre ist, dann geht es eher darum ein weibliches, homosexuelles (vielleicht fällt dir noch mehr ein) imaginäres gezielt zu produzieren, das dem gängigen bild entgegenwirkt. ziel wäre es in solchen filmen deutlich zu machen, dass die dargestellten geschlechter inszenierungen sind und mensch sie anderes inszenieren könnte.

die umkehrung des diskurses der rolle von "mann" und "frau" beim geschlechtsakt und ihrer darstellung in hardcorepornos würde an den zuschreibungen des geschlechts über die klammer der "natürlichen" genitalen merkmale nichts ändern. dabei bliebe die wahrnehmung einem hierarchischen system der geschlechter verhaftet, das es zu überwinden gilt. angesichts der realen gewalt, auf körperlicher oder symbolischer ebene, der frauen tagtäglich ausgesetzt sind und den körperlichen wie psychischen verletzungen, die sie dabei davon tragen, wollen wir die ablehnung des umkehrdiskurses nicht vertreten. eine emanzipation von patriachalen strukturen auf der basis von der kategorie des biologischen geschlechts wäre eine revolution. matriarchat: wir sind voll dafür!

darüber hinaus gilt es, um das alltägliche utopische moment zu streiten: in der umdeutung der bedeutung sind schritte einer offenen, freiwilligen, temporären und punktuellen aneignung von fremden, "falschen" rollen zu erkämpfen. unabhängig vom zwangsmantel des "biologischen" geschlechts. solche art von umdeutung findet statt, wo als frauen konstruierte menschen männliche merkmale, charaktere und handlungen rauben, sich ihrer bedienen. und andersrum. aber die umdeutung findet sehr deutlich und konkret dort statt, wo frauen versuchen, ihre lust und ihr begehren in pornos zu inszenieren, und damit grenzüberschreitungen der konventionellen geschlechterzuschreibungen als spiel mit dem anscheinend natürlich gegebenen biologischen geschlecht produzieren.
mainstreampornos als projektionsfläche für männliche phantasien und geschlechterbilder reproduzieren die alltägliche heterosexistische gewalt [fußnote:gewalttätig sind sie teilweise auch in der realität: bei porno-produktionen ist es zu vergewaltigungen gekommen (bezeichnenderweise ist der bekannteste film einer realen vergewaltigung der pronodarstellerin linda lovelace ein kassenknüller geworden), frauen werden teilweise zu praktiken gezwungen, die nicht vereinbart wurden. rechtssicherheit für die darstellerInnen ist nicht gegeben, solange sich die pornoindustrie mit milliardenumsatz am rande der legalität und der gesellschaft aufhält und doch in fast jedem wohnzimmer konsumiert wird.]
, indem sie uns die binären geschlechterzuweisungen vorexerzieren und in ihrer performativen darstellung eine naturalisierung dieser verhaltensweisen bewirken.

unter dem kompost der normalität gärt die subversion

wenn wir jetzt - nach gelungener dekonstruktion - einen nochmaligen blick auf "den" film werfen, sehen wir einen anderen. der weibliche körper scheint uns jetzt im zentrum zu stehen. auf ihn ist die aufmerksamkeit gerichtet, ihm gilt das begehren, das verlangen, die unerfüllten wünsche. der weibliche körper hat keinen phallus, er ist somit unangreifbar steht weiter oben in der hierarchie [zur dekonstruktion der dichotomie oben-unten siehe: politiken aus dem alltag gekratzt, in: diskus "alles ist anders", 3/2001]. er liegt unten, ist passiv: er ist also dominant. die genitalien - falls wir immer noch welche sehen - erscheinen uns aggressiv, herrisch. der körper erstrahlt durch und durch von macht. der männlich körper hingegen ist eine randerscheinung. er ist lang, unförmig: also schwach, unschön. er ist keines blickes würdig: wird nicht begehrt. die genitalien wirken klein, zerbrechlich, verletzlich, sie sind permanent am verschwinden. dabei sind sie das einzige was an diesem körper, an jenem menschen interessiert. der männliche körper ist nur genital. und jenes wird ihm zu allem unglück auch noch rhytmisch enteignet, es verschwindet, ertrinkt, kurz: es wirkt erbärmlich. dabei ist der männliche körper durch und durch aktiv: ein arbeitstier, eine bloße maschine zur "bedienung", zur befriedigung des anderen. dieser eindruck verstärkt sich an der tatsache, dass ihn mensch beinahe kein einziges mal stöhnen hört, auf dem versteinerten, von anstrengung gezeichneten gesicht ist keine lust zu entdecken. der männliche körper existiert nur für den weiblichen. er ist jenem untergeordnet, unterworfen. was wir jetzt sehen sind zwei körper. einen körper mit brüsten und vagina und einen körper ohne brüste und ohne vagina. der zweite körper hat die form einer kleinen fleischigen röhre. er wird von einer unförmigen und unwichtigen muskelmasse in bewegung gehalten. was wir jetzt sehen - nach gelungener dekonstruktion - ist nicht die wahrheit. allerdings liegt der wahrheitsmangel jener subrealität nicht in der sache begründet. woran es ihr mangelt, ist nicht der zwanglose zwang des besseren arguments oder ein wie auch immer behaupteter wissenschaftlicher beweis. woran es ihr mangelt ist schlicht die macht, sich vom status des subtextes zu befreien und hegemonial zu werden. dies wird durch ausgefeilte techniken der macht verhindert. unsere wahrnehmung der geschlechter ist zentral an ein gesellschaftliches, kulturelles system gebunden, welches das durchbrechen der vielfältigen perversionen, abweichungen andersartigkeiten, die es selbst ins leben ruft, stets neu zu deartikulieren und integrieren weiß.

unter vorgefundenen bedingungen sprechen die körper überall eine sehr ähnliche sprache - von abweichungen in feministischen kontexten und einigen s/m-zirkeln vielleicht einmal abgesehen. dass sie auch etwas anderes sagen könnten, dass sie in nahezu unbegrenzten möglichkeiten und sprachen schillern könnten und es heimlich auch tun, ist hier gezeigt worden. dass sie es nicht laut und schrill tun, ist ebenso wenig schuld der körper, wie der graue senf, den sie sonst so von sich geben, auf ihrem mist gewachsen ist. schuld daran ist: die gesellschaft. die gesellschaft ist schuld. als ein teil von ihr, dieser den kampf anzusagen, dafür zu sorgen, dass das flirren im schatten der hegemonialen geschlechterdiskurse zu einem mächtigen rauschen anwächst, dafür zu sorgen, dass die stupide und monoton sabbelnden körper von heute und gestern an die wand gestellt und dort stehen gelassen werden: ist absicht zb. dieses textes.

tapete75 + borderline