Ahistocats
Geschichte wiederholt sich - diesen Eindruck könnte gewinnen,
wer sich mit studentischer Kritik am bundesrepublikanischen
Hochschulsystem beschäftigt. Schon in den ersten Ausgaben der
Frankfurter StudentInnenzeitung diskus finden sich Klagen über
fehlendes Lehrpersonal und überfüllte Hörsäle. Ein
Kommilitone schlägt 1951 vor, die "Fluten" der
Studierenden (bundesweit 200 000) durch getrennte Ein- und
Ausgänge zu leiten, um das Gedränge zu Beginn bzw. am Ende
der Seminare zu verhindern, denn "wie schön wäre es,
könnte man bei unseren Hörsälen die eine Tür als
Eingang, die andere als Ausgang benutzen!" (diskus 1951) Auch die
soziale Situation von Studierenden bietet sich scheinbar immer schon
recht trostlos dar: "Der überwiegende Teil der heutigen
Studentenschaft kann sein Studium nur unter größten
finanziellen Anstrengungen durchsetzen." (diskus Juni 1951) Als
Ende der Fünfziger Jahre der Bundesinnenminister jeden vierten
Studierenden "rausprüfen" lassen wollte, stellte ein
diskus-Autor fest: "Wir haben nicht zuviel Studenten, sondern
zuwenig Hochschulen und zuwenig Hochschullehrer." (diskus November
1959) Der breite Zugang zur Hochschule wird mit einer besseren
Ausschöpfung des Begabungsreservoirs begründet; es sei besser
"99 Meyers studieren zu lassen, als durch eine fragwürdige
Auslese einem Einstein den Weg zur Hochschule zu verbauen."
(ebd.; Herv.i.O.) Wenn auch die studentische Argumentation heute nicht
ganz so selbstlos daherkommt ("Wir sind die Juristen, Ärzte
und Lehrer von Morgen"), scheint die Forderung nach besserer
Ausstattung mehr oder weniger die gleiche gebleiben zu sein: "Mehr
Profs, mehr Geld, mehr Bücher".
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