Regieren oder Kontrollieren
in der Wissensgesellschaft?
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Über den Zusammenhang von Wissen, Medien und Macht
Thomas Höhne

 

 

 
abstract ende
 

Im wesentlichen sollen zwei Linien verfolgt werden.

1) Foucaults Beschreibung zur neuzeitlichen Gouvernementalität als moderne Form des Regierens ist verknüpft mit dem Grundgedanken, dass nicht gegen das Subjekt regiert werden kann. Um Betreuung, Versorgung, Erziehung, Bildung usw. realisieren zu können, bedarf es eines umfangreichen, institutionellen Wissens über die Subjekte. Historisch hat dieses Wissen seinen Ausgang in der Pastoralmacht gehabt, die wesentlich auf religiösen Erfahrungen bei Beicht-, Buß- und Befragungspraktiken gründete. Diese beruhen auf dem Glauben »an das Gute im Menschen« und der Gewissheit, dass der Mensch stets zum Besseren bekehrt werden kann, d.h. dass er entwicklungsfähig und Zeit seines Lebens formbar bleibt. Genau an diese Grundidee der Plastizität des Subjekts und der Vorstellung gezielter Entwicklung knüpfen pädagogische Diskurse in der Moderne an. Im pädagogischen Wissen systematisiert sich ein spezifisches Wissen um das Innere, die Seele und die Formbarkeit des Subjekts, so dass man davon ausgehen kann, dass moderne Macht wesentlich eine pädagogische Form besitzt, in welcher systematisch das Verhältnis Hirte-Herde, Lehrer-Schüler, Experte-Laie usw. geregelt ist. Die These ist daher, dass Gouvernementalität zentral auf besagter pädagogischer Form beruht, was stärker als bisher theoretisch berücksichtigt werden müsste.

2) In Deleuze’ Text »Postscriptum – über Kontrollgesellschaften« wird unter anderem gezeigt, wie die disziplinargesellschaftliche Macht durch eine kontrollgesellschaftliche abgelöst wird, die wesentlich neuen Informationstechnologien und neuen Wissenspraktiken beruht. Es fällt auf, dass auch hier eine pädagogische Praktik, nämlich die des lebenslangen Lernens paradigmatisch für die neuen Machtverhältnisse genannt wird. Anhand der Thesen von Deleuze zu einem Wechsel von der Disziplin zur Kontrolle soll untersucht werden, inwieweit es sich um zwei unterschiedliche Modi von Macht handelt und ob die Behauptung eines paradigmatischen Wechsels gerechtfertigt ist.

 

  Führe mich sanft …
// Die Kunst, nicht dermaßen regiert zu werden //
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