›Yo banco la cumbia villera‹ (Néstor Kirchner)#1 #  

Einleitung

Als im Dezember 2001 Massenproteste und Straßenschlachten die Hauptstadt Buenos Aires erschütterten und zur Absetzung der Regierung führten, waren selbst gestandene Argentinien-›Expert_innen‹ nicht wenig überrascht. In einer regelrechten Katharsis schien sich eine neue argentinische Widerständigkeit, ein ›neuer sozialer Protagonismus‹ (Colectivo-Situaciones 2003: 212 ) herauszubilden, der die bisherigen Kategorien allesamt über den Haufen warf. Während man hierzulande oftmals um eine klassenspezifische Identifizierung der neuen Akteur_innen und ihrer ›Interessen‹ bemüht war, bedienten sich andere der Kategorie der Multitude à la Negri und Hardt, um die neuen Widerständigkeiten zu fassen #2#.

Weder die eine noch die andere Variante – so unsere zentrale These – trifft aber den eigentlichen Kern der Artikulationslogik aktueller politischer Kämpfe in Argentinien. Wer derzeit eine Reise durch die Bewegungslandschaft Argentiniens unternimmt, die wird vor allem eines treffen: ›Luchas populares‹ #3#. Die Organisierungen der Arbeitslosen, die Fabrikbesetzer_innen, die Stadtteilversammlungen oder auch diejenigen, die Aktionen gegen straflose Verbrecher_innen der letzten Militärdiktatur durchführen, entwerfen sich allesamt selbst in dem größeren Kontext der ›luchas populares‹. Und wer auf die Frage nach den ›luchas populares‹ in Deutschland antwortet, was die (radikale) Linke gerade so treibt, wird verständnislose Blicke ernten: ›Die Linke‹, das ist geradezu das Gegenteil von ›luchas populares‹, eine in hierarchischen Parteien organisierte Clique, die entweder einem als anachronistisch empfundenen ›setentismo‹ #4# verhaftet ist oder schlicht über keinerlei Profil verfügt.

Zwar sind die jeweiligen Praxen bestimmend für die Identitäten der einzelnen kollektiven Akteur_innen, das zentrale Artikulationsmoment zwischen den verschiedenen Kämpfen ist aber das, was wir als ›lo popular‹ #5# bezeichnen möchten. Diese Artikulationslogik lebt von einer oftmals diffusen Trennung zwischen einem ›Wir‹ und ›die Anderen‹. Die Mitglieder einer Stadtteilversammlung aus dem Norden von Buenos Aires daraufhin befragt, wer denn nun dieses ›Wir‹ und ›die Anderen‹ seien, geben zur Antwort, dass ›die Anderen‹ die ›Elite‹, die ›Mächtigen‹ oder die ›argentinische Rechte‹ seien. ›Wir‹, das sind all diejenigen, ›die kämpfen‹, ›die Widerstand leisten‹, ›die Teil der Leute‹ oder des ›pueblo‹ sind.

Entgegen einer neuen Multitude haben wir es hier also mit einem gar nicht so neuen ›pueblo‹ zu tun. Oder doch? Die zentrale These, die wir im Folgenden anhand eines historischen Exkurses entwickeln möchten, ist vielmehr jene, dass ›pueblo‹ bzw. ›lo popular‹, nachdem es ›Klasse‹ als zentralen Knotenpunkt der Artikulation sozialer Kämpfe abgelöst hatte, seit jeher als Einschreibungsfläche und gemeinsamer emanzipativer Horizont für sehr verschiedene Kämpfe gedient hat. Wie auch die Multitude entspricht ›lo popular‹ einer widerständigen und gegenkulturellen Subalternität. Während aber Multitude den Antagonismus zwischen Ausgebeuteten und Ausbeutern ontologisch begreift #6#, ist ›lo popular‹ keine wie auch immer geartete wesenhafte soziale Konfiguration, sondern vielmehr ein Artikulationsmoment mittels dessen ein solcher Antagonismus aktiv produziert wird und dessen Grenzziehungen auch immer wieder über verschiedene soziale Kräfte hinweg neu ausgehandelt werden. Der Wahlverwandtschaft, die ›pueblo‹ und ›Multitude‹ in Diskursen in und über Argentinien eingegangen sind, ist unseres Erachtens jedenfalls mit einer gewissen Skepsis zu begegnen.

 

Von der ›Klasse‹ zum ›pueblo‹

›El pueblo‹ und ›lo popular‹ haben eine lange Geschichte in Argentinien, wobei sich auch verschiedene Bedeutungen überlagert haben. Der vergleichsweise positive Bezug auf ›Volk‹ gründet dabei nicht zuletzt auch in der historischen Erfahrung der Staatsgründung Argentiniens #7#. Zentral scheint uns aber vielmehr jener historische Prozess, in dessen Rahmen ›Klasse‹ als zentrales Artikulationsmoment politischer Kämpfe durch jenes des ›pueblo‹ oder ›lo popular‹ abgelöst wurde.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Argentinien einen raschen – vor allem auf Exporterlöse des Agrarsektors gestützten - wirtschaftlichen Aufschwung, der mit Hilfe eines massiven Imports europäischer Arbeitskräfte in Hafenstädten wie Buenos Aires zur Herausbildung weiterverarbeitender Manufakturen führte. Wirtschaftliche Umstrukturierung und rasches Bevölkerungswachstum bewirkten auch eine entsprechende gesellschaftliche Differenzierung: Ein städtisches Bürger_innentum und eine breite Arbeiter_innenschicht entstanden. Diese gesellschaftliche Differenzierung übersetzte sich dabei nahezu unmittelbar in eine entsprechende politische Organisierung. In der kurzen Zeitspanne von 1880 bis 1930 kam es nicht nur zu einer Art bürgerlicher ›Revolution‹, sondern zeitgleich auch zur Herausbildung einer Arbeiter_innenbewegung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als eine der stärksten weltweit zählte.

Das liberale städtische Bürger_innentum, das sich zunächst in der so genannten ›radikalen‹ Bewegung formierte und dann die ›radikale‹ Partei (Unión Cívica Radical) gründete, drängte auf die demokratische Öffnung der bisherigen gesellschaftlichen Ordnung, die bis dato von den so genannten Agraroligarchien – also den Großgrundbesitzer_innen – bestimmt wurde. Zum selben Zeitpunkt formierte sich aber auch bereits die argentinische Arbeiter_innenbewegung, die nicht zuletzt durch die Immigration aus Europa, mit der auch politische Flüchtlinge, wie z.B. Anarchist_innen aus Spanien und Sozialist_innen aus Deutschland nach Argentinien gekommen waren, über einen enormen Organisationsgrad und mehr noch über ein klares Verständnis von sich selbst als ›Klasse‹ verfügte. Zwar gab es eine konkurrierende Differenzierung zwischen den drei Hauptströmungen der Anarchist_innen, Sozialist_innen und Syndikalist_innen – und von geringerer Bedeutung die Kommunist_innen –, nichtsdestotrotz war aber ›Klasse‹ das entscheidende Artikulationsmoment dieser verschiedenen Identitäten. In dieser Situation waren es die bürgerlichen Radikalen, die mittels der Opposition ›Oligarchie‹ vs. ›Volk‹ versuchten, ihr eigenes Klassenprojekt einer bürgerlich-liberalen Gesellschaftsordnung auch zur Einschreibungsfläche für die Emanzipationskämpfe der Arbeiter_innen zu machen und sich dann auch bei den ersten allgemeinen Wahlen 1916 mit ihrem Präsidentschaftskandidaten durchsetzten. Nichtsdestotrotz kam es nach 1916 zunächst zu einem erneuten Anstieg von Gewerkschaftsstreiks, Generalstreiks und (anarchistischen) Attentaten. Nachdem dann Anfang der 20er Jahre das politische Projekt der bürgerlichen Radikalen eine zunehmende Integrationskraft entfaltete und zusammen mit Spaltungstendenzen innerhalb der Arbeiter_innenbewegung zu einer ersten Schwächung derselben führte, putsche im Jahr 1930 – unterstützt durch die Agraroligarchien – das Militär und leitete eine konservative Restauration ein. Die darauf folgende Phase wurde von Wahlbetrug, Korruption und Repression bestimmt, wodurch nicht nur die radikale Partei herbe Rückschläge erlebte, sondern auch die Arbeiter_innenbewegung eine weitergehende Demobilisierung erfuhr, während die Arbeiter_innenklasse gleichzeitig durch einen beschleunigten Industrialisierungsprozess in ihrer Zahl wuchs.

Als nach einem weiteren Putsch 1943 der Offizier Juan Domingo Perón die Führung des Arbeitsministeriums übernahm, galt dieses als ein wenig einflussreiches Amt. Perón, ein findiger Machtpolitiker, erkannte aber rasch die Chancen, die ihm dieses Amt bot: Ausgehend von seiner Funktion im Arbeitsministerium schaffte sich Perón zunächst durch politische Kooperation mit den geschwächten Gewerkschaften eine Basis in der Arbeiter_innenklasse, um dann in den folgenden Jahren – insbesondere während seiner eineinhalb Amtszeiten als Präsident von 1946 bis 1955 – ein umfassendes korporatistisches Verhandlungssystem aufzubauen. Eine starke politische Beteiligung der Gewerkschaften, weit reichende Sozial- und Arbeitsrechtsgesetze, steigende Löhne, ein umfassendes Wohlfahrtsnetzwerk und nicht zuletzt die Einführung des Wahlrechts für Frauen wurden nach und nach von der zunehmenden Repression der Opposition durch eine Zentralisierung und ›Säuberung‹ der Gewerkschaften, Verbot oppositioneller Gewerkschaften und Parteien, einer Zensur der Medien und andere Einschränkungen individueller Freiheitsrechte begleitet. Sein Klientel fand Perón vor allem in der Arbeiter_innenklasse, bei den Angestellten des expandierenden öffentlichen Sektors sowie bei den binnenmarktorientierten Kapitalfraktionen, die von der Wirtschaftspolitik Peróns profitierten. Demgegenüber waren es die Agraroligarchien (deren Exporterlöse durch die Zoll- und Fiskalpolitik Peróns zurückgingen), das liberale Bürger_innentum und Intellektuelle (die sich in ihren bürgerlichen Freiheiten beschränkt sahen), die von der Repression Peróns betroffenen Gewerkschaftler_innen sowie die marxistisch orientiere Linke (die in Perón die argentinische Variante des europäischen Faschismus verortete), die in Opposition zu Perón standen. Eine gewisse Ausnahme bildete hier die kommunistische Partei, die nach einer ersten oppositionellen Phase versuchte, auf den peronistischen Zug aufzuspringen und derart die peronistischen Gewerkschaften zu infiltrieren.

Während diese knappe Zusammenfassung das institutionelle Arrangement des peronistischen Korporatismus und die Elemente der materiellen #8# Einbindung bestimmter gesellschaftlicher Gruppierungen beschreibt, ist es uns daran gelegen zu zeigen, wie es in jener Zeit zu einer erneuten Re-Artikulation von politischen Kämpfen im ›Volk‹ kam, in dessen Zentrum diesmal aber die Arbeiter_innenklasse stand. Um uns dieser Frage in aller gegebenen Kürze zu nähern, scheint uns ein historisches Ereignis besonders exemplarisch: Während die repressiven Elemente für die spätere Phase seiner Präsidentschaften kennzeichnend waren, betrieb Perón in der ersten Phase von 1943 bis 1945 in seinem Amt des Arbeitsministers eine politische Öffnung, die auch die Entstehung neuer Artikulationskanäle und eine verstärkte politische Mobilisierung zur Folge hatte. Diese Öffnungspolitik stieß aber auf die Opposition eben jener Militärregierung, zu der auch Perón selbst gehörte. Als die Militärs daher Perón im Oktober 1945 in Arrest setzen, schien die Hoffnung auf politische und soziale Teilhabe eines Gutteils der argentinischen Bevölkerung aufs Neue enttäuscht zu werden. Die Protestaufrufe durch die Gewerkschaften einerseits und die Rundfunksprecherin María Eva Duarte andererseits bewirkten schließlich am 17. Oktober 1945 eine Massendemonstration ungeahnten Ausmaßes: Aus den Arbeiter_innenvierteln und Vororten der Hauptstadt strömten die Menschen in großen Mengen auf den Platz vor dem Präsident_innenpalast und forderten die Freilassung Peróns, die sie schließlich auch erwirkten. Die Einnahme des Platzes vor dem Präsident_innenpalast darf in ihrer Symbolik nicht unterschätzt werden: Bis dato war dieser Platz den gehobenen Schichten von Buenos Aires vorbehalten, Menschen, die nicht ›anständig‹ gekleidet waren, wurden von Ordnungskräften regelmäßig entfernt oder sogar verhaftet. Am 17. Oktober 1945 aber versammelten sich die unteren Schichten auf diesem Platz, badeten ihre Füße in den Zierbrunnen und feierten ihren Erfolg in einem Karneval. Viele Bewohner_innen von Buenos Aires – wie z.B. der argentinische Historiker Felix Luna, der als junger Mann Zeuge dieses Ereignisses wurde – sahen das erste Mal in ihrem Leben diese ›andere‹ Bevölkerung Argentiniens, die für sie aus einer vollkommen anderen Welt zu kommen schien. Nach der langen Phase der konservativen Restauration, die große Teile der argentinischen Bevölkerung sowohl in ökonomischer, politischer, sozialer, kultureller und auch räumlicher Hinsicht marginalisiert hatte, nahmen die Subalternen hier nun die zentrale Bühne der argentinischen Elite ein und machten sich über diese in einer Art ›Gegen-Theater‹ #9# lustig. Darüber hinaus war aber auch die Erfahrung eines erfolgreichen Widerstandes konstitutiv für die hier versammelte Menge: Nach der frustrierenden und demobilisierenden Erfahrung der konservativen Restauration bot man nun den Militärs und ihren Verbündeten die Stirn.

An diesem 17. Oktober 1945, der auch als Gründungsmythos der peronistischen Bewegung gilt, finden sich alle Aspekte dessen, was unserer Ansicht nach bis heute die Logik des ›lo popular‹ bestimmt: In einer gelebten subalternen politischen Kultur der Opposition konstituierte sich die Menge als ein anti-elitäres, gegenkulturelles und vor allem widerständiges ›Wir‹. Dies zeigte sich in einer fundamentalen Ablehnung der vorangegangenen politischen, sozialen und kulturellen Ordnung, in einer räumlichen Ausdehnung der eigenen Praxen und in einer Ablehnung der Normen und Werte der traditionellen Elite. In diesem Kontext kam es durch die konkreten Praxen der Subalternen zur Konstruktion eines politischen Antagonismus ›von unten‹, der zu einer Dichotomisierung des politischen Raumes führte und den Begriff der Klasse als zentralen Artikulationspunkt politischer Kämpfe verdrängte. Nicht die ›Klasse‹ war nunmehr der Punkt, an dem sich der Antagonismus entzündete, sondern neue Konfliktlinien: ›Arm‹ gegen ›Reich‹, die ›einfachen Leute‹ gegen die ›Elite‹, ›popular‹ gegen ›no popular‹.

An diese Erfahrung knüpfte Perón an. Die Zustimmung, die er hierbei erfuhr, muss in seiner außerordentlichen Fähigkeit gesehen werden, diese Elemente des ›lo popular‹ zu re-artikulieren: Perón wendete sich in seinen unzähligen Ansprachen häufig gegen die argentinische Elite und bediente sich dabei beispielsweise der Sprache des Tango, eine Sprache, die in den Spielunken im Hafenviertel und an den Rändern von Buenos Aires entstanden war und sozusagen ›aus der Gosse‹ kam. Auch die Heirat mit María Eva Duarte im Dezember 1945 war in gewisser Hinsicht ein antielitärer Akt #10#, der es ihrerseits gelang als ›Evita‹ ihre eigene Biographie zu einem wichtigen Identifikationsmoment für die besonders Armen und gesellschaftlich Marginalisierten zu machen. Evita adressierte ihre Anhänger_innen oftmals auch als ›la gente humilde‹ (die einfachen, bescheidenen Leute) oder ›die Hemdlosen‹, wodurch diese ursprünglich von der argentinischen Ober- und Mittelschicht abfällig genutzte Bezeichnung der Klientel Peróns zu einer stolz getragenen Identität wurde. Perón selbst adressierte zu Beginn seiner politischen Karriere zunächst ›die Arbeiter‹, woraus bald ›das arbeitende Volk‹ und schließlich auch einfach nur ›das Volk‹ wurde, wobei jedes dieser rhetorischen Elemente ergänzend hinzutrat, so dass diese synonym wurden #11#. Während einige Jahre zuvor die bürgerlichen Radikalen mit ›Volk‹ eine bürgerliche Gemeinschaft von Individuen adressiert hatten, stand im Zentrum von Peróns ›pueblo‹ nun die Arbeiter_innenklasse, womit er aber auch gleichzeitig der rivalisierenden Linken ihre Adressatin nahm. Das Adjektiv ›popular‹ wurde zu dem entscheidenden Qualifikationsmoment politischen Handelns und alles, was nicht ›popular‹ war, wurde gleichgesetzt mit elitär und unwahrhaftig. Entscheidend war neben der diskursiven Ebene allerdings auch der oben erwähnte materielle Gehalt, der dieser Re-Artikulation korrespondierte. Durch die nun ›von oben‹ durchgeführte Anrufung der Subalternen als ›Arbeiter‹ - ›arbeitendes Volk‹ - ›Volk‹ konnte die Richtung des Antagonismus umgedreht und die Subalternen in ein neues politisches Projekt eingebunden werden: ›Lo Popular‹ wird zum Populismus. Es nimmt daher nicht Wunder, dass das politische Projekt des Peronismus in den folgenden Jahren seiner zwei Präsidentschaften immer stärkere autoritärere und repressivere Züge annahm. Der oben beschriebene Re-Artikulationsprozess wurde in dieser Zeit dahingehend einseitig, dass der Artikulationsrahmen der Subalternen im peronistischen Projekt immer mehr zurückgedrängt und eingeengt wurde, bis er schließlich fast nur noch eine einseitige Repräsentationsbeziehung darstellte. So wurden nun auch die Gewerkschaftsführer_innen in hierarchisierten Gewerkschaftsapparaten zu reinen ›Für-Sprecher_innen‹ ihrer Mitglieder und deren Interessen. 

 

Bye, bye pueblo?

Als Perón 1955 vom Militär weggeputscht wurde und ins Exil nach Spanien ging, war das peronistische Projekt trotz der repressiven Tendenzen seiner letzen Jahre und der Einschränkung des partizipativen Rahmens jedoch noch nicht diskreditiert. Vielmehr überdauerten die konkreten – und zumeist positiven – Erfahrungen der Subalternen mit dem Peronismus diesen Moment und ein gewisser emanzipativer Horizont blieb erhalten. In der Zeit von 1955 bis 1973, in der die peronistische Partei weitgehend verboten blieb und die Autonomie der Gewerkschaften erheblich eingeschränkt wurde, kam es erneut zu einem von ›unten‹ getragenen Widerstand in der Tradition des ›lo popular‹, wobei der Bezug auf Perón ein zentrales Moment blieb. So bildeten sich auch verschiedene, konkurrierende peronistische Strömungen heraus, die sich allesamt als die ›wahren‹ Vertreter_innen Peróns imaginierten, worin sie auch von diesem – unabhängig voneinander und aus strategischen Gründen – bestätigt wurden. Während unter wechselnden militärischen, semizivilen und zivilen Regierungen die Peronist_innen durchgängig verboten blieben #12# und sich die peronistische Bewegung zunehmend in links und rechts spaltete, kam es Ende der 60er Jahre auch wieder vermehrt zur Bildung marxistischer Organisationen (insbesondere auch Guerilla-Gruppierungen). Als die Peronist_innen 1973 wieder die Regierung übernahmen und Perón aus dem spanischen Exil zurückkehrte, war das peronistische ›pueblo‹ zutiefst gespalten und Perón gelang eine erfolgreiche Re-Artikulation der verschiedenen Kämpfe nicht mehr. Vielmehr bildete sich ein reaktionäres Regierungsprojekt heraus, von dem sich die links-gerichteten Peronist_innen lossagten und stattdessen mit der marxistischen Linken zu kooperieren begannen.

Nach dem Tod Peróns 1974 kam es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Als 1976 das Militär erneut putschte, bildeten diese auch den ›Legitimationsgrund‹ für die Implementierung einer auf ›Wiederherstellung von Sicherheit und Ordnung‹ ausgerichtete nationale Sicherheitsdoktrin, deren Durchsetzung dieses politische Projekt zu einer der brutalsten Diktaturen Lateinamerikas machte. Zentrale Anrufungsfigur war nunmehr nicht länger das ›pueblo‹, das längst mit Subalternität und Widerständigkeit konnotiert war, sondern die ›Nation‹ als ›zu reinigender Körper‹, dessen Existenz durch die ›Subversion‹ bedroht war. Dieser ›Prozess nationaler Reorganisation‹ – in dessen Rahmen etwa 30.000 als ›Subversive‹ eingestufte Personen verschleppt, gefoltert und ermordet wurden und viele Argentinier_innen ins Exil flüchteten – überzog das Land mit einem bis in die Mikrophysik des Alltags reichenden Terror, der eine nahezu völlige Desartikulation politischer und selbst sozialer Bindungen zur Folge hatte. Für geraume Zeit verschwand das ›pueblo‹ von der argentinischen Bühne. Stattdessen wurden vor allem gegen Ende der Militärdiktatur und während der ersten Phase formal-liberaler Demokratie seit 1983 ›Menschenrechte‹ und ›Demokratie‹ zum zentralen Artikulationsmoment sozialer Kämpfe (die nun auch ›movimientos sociales‹ – ›soziale Bewegungen‹ hießen). Das Projekt der ›Demokratie‹ bedeutete aber keinen Bruch mit der von den Militärs eingeleiteten neoliberalen Umstrukturierung des Landes, die sich durch ökonomischen Ausschluss und hohe wirtschaftliche Instabilität auszeichnete. So kam es in dem Wahlkampf des Peronisten Carlos Menem im Jahr 1989 noch mal zu einer Anrufung des ›pueblo‹, bevor dieser dann in einer 180 Grad-Wendung eine krude neoliberale Politik durchsetzte und die ›Konsumentin‹ zur zentralen Adressatin machte. Die neoliberale Anrufungsfigur der Konsumentin und mehr noch das Versprechen wirtschaftlicher Stabilität korrelierte zwar durchaus mit materiellen Bedürfnissen und kulturellen Praxen eines Gutteils der argentinischen Bevölkerung, gleichzeitig wurde damit aber auch ein politischer Ausschluss betrieben, der sich nicht zuletzt in einer ständigen Aushöhlung formal-demokratischer Partizipationsmechanismen, anhaltenden Menschenrechtsverletzungen sowie der sozialen Entrechtung durch sukzessive Einschnitte in die Arbeits- und Sozialgesetzgebung manifestierte. Relativ schnell zeigten sich dann auch die negativen Auswirkungen neoliberaler Wirtschaftspolitik, wie zum Beispiel die nahezu vollständige Deindustrialisierung des Landes mit der Folge von steigender (Langzeit-) Arbeitslosigkeit und der Verarmung ganzer Landstriche, wodurch auch die Figur der Konsumentin zunehmend ihr materielles Korrelat verlor.

 

¡El pueblo no se va!

Von einer Re-Artikulation von Kämpfen konnte in den 90er Jahren keine Rede sein. Der einzige einigermaßen funktionierende Kanal zwischen Regierung und Regierten waren lokale klientelistische Netzwerke, während Korruption und geradezu ›mafiöse‹ Machenschaften sowohl Parteien wie Gewerkschaften völlig diskreditierten. So setzte auch spätestens Mitte der 90er Jahre ein erneuter Suchprozess jenseits bestehender institutioneller Arrangements ein: Alternative Gewerkschaftsgründungen, die Organisierungen (Langzeit-) Arbeitsloser oder auch die Gründung der Organisierung H.I.J.O.S. durch die Kinder der Opfer der Militärdiktatur (die auch explizite Bezüge zu den Kämpfen ihrer Eltern herstellten) sind nur einige Beispiele für diesen neuen Zyklus politischer Kämpfe, die sich zunehmend auch wieder die Artikulationslogik des ›lo popular‹ zu eigen machten, ja mehr noch, sich diese jenseits des Peronismus wieder ›aneigneten‹.

Die inzwischen entstandene Bewegungslandschaft könnte vielfältiger nicht sein, weshalb Argentinien wohl zu Recht wiederholt als ›Freilichtlaboratorium‹ neuer Formen der Mobilisierung und Organisierung bezeichnet wurde. Zahllose Stadtteilversammlungen entstanden kurz nach den Dezemberprotesten des Jahres 2001, wovon viele mit der Zeit wieder verschwanden, während andere kontinuierliche Praxen entwickeln konnten. Ähnlich steht es auch um die Tauschzirkel zum direkten Austausch von Dienstleistungen und Waren, an denen zwischenzeitlich ein Viertel der argentinischen Bevölkerung zumindest passiv partizipierte und von denen nur noch einige und in wesentlich kleinerem Maßstab fortexistieren. Nicht zu vergessen auch die weit über einhundert von ihren Besitzer_innen verlassenen und von den Arbeiter_innen in Eigenregie weitergeführten Betriebe (von Keramik- oder Textilfabriken über Großbäckereien bis hin zu Hotels), von denen die meisten um das Jahr 2001 herum besetzt wurden und sich größtenteils bis heute behaupten können. In Protesten gegen staatliche Repression spielten in jüngster Zeit – neben Familienangehörigen der Opfer polizeilicher Willkür und diversen organisationsübergreifenden Koordinationen – auch die Organisierungen von Sexarbeiter_innen (oftmals mit transsexuellem Hintergrund) eine wichtige Rolle und indigene Bewegungen aus dem Süden oder ländliche Organisierungen aus dem Norden des Landes sind ebenfalls Teil jenes eingangs erwähnten ›Wir‹, zu dem auch unzählige Medienprojekte, wie Radiostationen oder Internetseiten und kulturelle Initiativen, wie Straßentheater- oder Musikgruppen gehören. Wer hier einen Überblick behalten möchte, muss dies schon zu einem Fulltime-Job machen, denn fast täglich entstehen neue, punktuelle Koordinationen, die sich nach getaner Arbeit wieder auflösen, während selbst den einzelnen Abspaltungen und Neugründungen im Bereich der Arbeitslosen-Organisierungen die wenigsten folgen können. Schließlich konzentrieren sich auch viele Gruppierungen auf lokale Projekte und verschwinden damit vorübergehend aus dem Blickfeld der Medien, weshalb ganze Organisationsformen, wie jene der Stadtteilversammlungen, frühzeitig tot gesagt wurden, während andere Kämpfe gar nicht erst in dieses Blickfeld geraten.

Die ›rebelión popular‹ wie der Aufstand vom Dezember 2001 auch oft genannt wurde, ist sicherlich der entscheidende Kristallisationspunkt dieser neuen ›luchas populares‹, für die – zumindest zu jenem Zeitpunkt – auch die Abgrenzung von den Peronisten ein entscheidender Bestandteil war. Die inzwischen bekannt gewordene Parole der Dezemberproteste ›¡Que se vayan todos!‹ – ›Alle sollen abhauen!‹ ist in eben diesem Kontext zu lesen, denn gemeint waren damit Politiker_innen egal welcher coleur, auch – und vielleicht gerade – die Peronist_innen #13#. Es ist daher auch noch keineswegs raus, ob die Bemühungen des aktuellen – ebenfalls der peronistischen Partei entstammenden – Präsidenten Néstor Kirchner um eine Re-Artikulation der aktuellen Kämpfe von Erfolg gekrönt sein werden. ›Den Lahmen erkennt man beim Gehen‹ war ein häufig zu hörender Spruch unmittelbar nach der Wahl Kirchners. Zwar rekurriert dieser teilweise recht erfolgreich auf eine modernisierte Variante von peronistischer Rhetorik und personalisiertem Verhandlungssystem und konnte sich damit auch das Vertrauen einiger Sektoren sichern. Gleichzeitig ist Kirchner aber auch mit einer (wieder) wachsenden Opposition sowohl von der ›Straße‹ als auch innerhalb seiner eigenen Partei konfrontiert, während sich ein konkretes politisches Projekt nicht abzeichnet. Und selbst die Zugeständnisse auf dem Terrain der Menschenrechte sind für Viele eher fragwürdig, sitzen doch auch unter der Regierung Kirchner derzeit tausende politische Aktivist_innen im Gefängnis. Dies korreliert mit der historischen Erfahrung einer Staatlichkeit, die sich allzu oft – und ungeachtet des jeweiligen ›labels‹ als Diktatur oder Demokratie – insbesondere in ihrer repressiven Funktion zeigte, weshalb sich derzeitige ›luchas populares‹ zwar nicht weniger an ›Staat‹ abzuarbeiten haben, dieser aber kein zentraler Referenzpunkt der eigenen Emanzipationskämpfe ist. Die historische Re-Artikulation von ›lo popular‹ in Populismus ist jedenfalls kein Automatismus und hängt auch nicht nur von dem ›Willen der Macht‹ ab. Und umgekehrt ist ›lo popular‹ weniger als eine Festschreibung von Artikulationen zu verstehen, sondern vielmehr als Teil eines Suchprozesses.

Als es am 20. Dezember 2001 zu einer Straßenschlacht zwischen Protestierenden und Sicherheitskräften auf dem Platz vor dem Präsident_innenpalast kam, wurde das ›¡Que se vayan todos!‹ jedenfalls von einem anderen zentralen Spruch begleitet: ›¡El pueblo no se va!‹ – ›Das Volk geht nicht weg!‹. Da war es wieder: Jenes ›pueblo‹, das für eine gelebte subalterne politische Kultur der Opposition steht. Und als Organisierungen Arbeitsloser im August 2004 – zum wiederholten Male – eine Nacht auf dem Platz vor dem Präsident_innenpalast zelteten, dachte man fast eine Neu-Inszenierung des Gegen-Theaters von 1945 zu sehen: Wer noch nie die Alltagskultur der Arbeitslosen sehen konnte, durfte sie hier inmitten des Zentrums von Buenos Aires erleben. Während die meisten Medien am folgenden Tag skandalisierten, dass umliegende Kirchen und Hauseingänge – offensichtlich aus Ermangelung anderer Gelegenheiten – zum Abort geworden waren, bot sich der unvoreingenommenen Betrachterin vielmehr jenes Bild, dass die argentinische Tageszeitung ›Clarín‹ genau zwei Jahre zuvor von einem ähnlichen Ereignis gezeichnet hatte: ›Man machte einige Lagerfeuer, trank Mate und kochte das ›Piquetero-Gericht‹ (Reis und winzige Hühnchenstücke). Einige spielten Karten, andere Schach und zwei Fußballfelder wurden errichtet‹. Und über den gesamten Platz in die angrenzenden Straßen schallte die Musik zu der die Piqueteros feierten: Jene Cumbia, über die man in besseren Kreisen bis heute die Nase rümpft und die nur wenige Wochen zuvor Regierungskreise und Presse erheblich beschäftigt hatte. Wenigstens der Präsident Kirchner – so viel stand zu diesem Zeitpunkt fest – hält es nicht ganz so eng mit der Cumbia.

Markus-Michael Müller und Martina Blank #14#

 Literatur

Auyero, Javiar 2003: Contentious Lives: Two Argentine Women, Two Protests, and the Quest for Recognition, Durham/ London.

Colectivo-Situaciones 2003: ¡Que se vayan todos! Krise und Widerstand in Argentinien, hrsg. v. Ulrich Brand, Berlin/ Hamburg/ Göttingen.

James, Daniel 1988: Resistance and Integration: Peronism and the Argentine working class, 1946-1976, Cambridge/ New York/ Melbourne.

Negri, Antonio/ Cocco, Guiseppe 2003: El trabajo de la multitud y el éxodo constituyente o el "quilombo" argentino, in: Negri, Antonio et al. (Hrsg.), Diálogo sobre la globalización, la multitud y la experiencia argentina, Buenos Aires, S.51-70.

Negri, Antonio/ Hardt, Michael 2004: Multitude: War And Democracy In The Age Of Empire, New York.

 

.notes

#1#›Ich unterstütze sie‹: So der regierende Präsident Argentiniens im August 2004 in Rückgriff auf die argentinische Umgangssprache über eine argentinische Variante der lateinamerikanischen Cumbia-Musik zum Moderator einer sehr populären Musiksendung. Diesen hatte Kirchner in den Präsident_innenpalast eingeladen, nachdem einige Tage zuvor ein Mitglied seiner Regierung die Cumbia Villera, in der die Realitäten der in den Elendsvierteln lebenden Bevölkerung besungen werden, für den Anstieg von Gewalt und Kriminalität verantwortlich gemacht hatte.

#2# Nicht zuletzt beschreiben Negri und Hardt selbst die argentinischen Verhältnisse ab und an als Multitude en acto (Negri/ Cocco 2003; Negri/ Hardt 2004: 216f.).

#3# Nicht ohne Grund finden sich hierzulande wenige Erwähnungen dieses Begriffs, müsste doch eine Übersetzung des Wortes ›popular‹ zur wenig erklärenden Kategorie des ›Volks‹ oder schlimmer noch zu einem Adjektiv greifen, das in unserem Wortschatz nichts zu suchen hat. In der englischsprachigen Literatur hingegen wird viel über die ›popular struggles‹ der Argentinier_innen geschrieben und bei dieser vorläufigen Übersetzung ins Englische wollen wir es auch belassen. Wenn wir im Folgenden also auch von ›lo popular‹ sprechen, dann wäre dies am ehesten mit dem Englischen ›the popular‹ zu übersetzen, wobei auch dies einer konkreten Füllung bedarf, die wir im Folgenden zu leisten versuchen. Demgegenüber werden wir ›pueblo‹ häufig in Volk übersetzen, aber auch hier sei Vorsicht angemahnt, dass Volk nicht gleich Volk ist.

#4# Setentismo ist eine Wortkreation, die die 70er Jahre zu einem –ismus macht, womit die vorherrschende linke Praxis, Kultur und Ideologie der 70er Jahre gemeint ist, die jener der westdeutschen Linken der 70er Jahre relativ ähnlich war.

#5#

#6#›(A)ntagonism results from every relationship of exploitation, every hierachical division of the global system, and every effort to control and command the common” ( Negri/ Hardt 2004: 212 ).

#7# Eine umfassende Genealogie vom argentinischen ›el pueblo‹ müsste sicherlich mit dem europäischen Nationen- und Staatsvolksbegriff beginnen, vor dessen Hintergrund auch die Gründung der argentinischen Republik erfolgte. So wurde auch auf der Grundlage des rassistisch-essentialistischen Ideals einer ›europäischen‹ Nation ein nahezu vollständiger Genozid an der indigenen Bevölkerung begannen, während gleichzeitig aktiv eine massenhafte Immigration aus Europa gefördert wurde. Während aber der Genozid an der indigenen Bevölkerung bis heute in der argentinischen Geschichtsschreibung weitgehend verschwiegen wird (die letzte Phase dieses Genozids, ein brutaler Krieg gegen die in der Pampa und in Patagonien lebende indigene Bevölkerung, wird bis heute in argentinischen Geschichtsbüchern als ›conquista del desierto‹ – ›Eroberung der Wüste‹ bezeichnet und als Besiedelung eines menschenleeres Land verhandelt), eröffnete das Land den europäischen Migrant_innen sehr weit reichende Integrationsmöglichkeiten, was Argentinien den Status einer integrativen, inkludierenden Nation verlieh.

#8# Mit materiell meinen wir hier nicht nur ›ökonomische‹ Einbindung, sondern auch substanzielle politische Teilhabe und nicht zuletzt die erstmalige Verankerung von Rechten.

#9#Diesen Ausdruck haben wir von Daniel James, dessen außerordentlich lesenwerter Klassiker zum Peronismus (James 1988) vielen unserer Ausführungen zu Grunde liegt.

#10# María Eva Duarte wuchs als ›illegitime‹ Tochter eines Großgrundbesitzers in sehr ärmlichen Verhältnissen auf dem Land auf und arbeitete bis zu ihrer Heirat mit Juan Domingo Perón als eher zweitklassige Schauspielerin und Sängerin. Bis zu ihrem frühen Tod blieb ihr jedwede Anerkennung durch bürgerliche Kreise verweigert.

#11#Darüber hinaus wurde die Rhetorik Peróns auch von starken nationalistischen Elementen bestimmt, indem er z.B. (latent antisemitisch) auch zwischen dem produktiven und sozialen inländischen Kapitel einerseits und dem ausbeuterischen ausländischen Kapital andererseits unterschied, wobei er zu letzterem auch die Agraroligarchien als ›interne Verbündete‹ rechnete. Obwohl durchaus zentral für Peróns Rhetorik handelt es sich hier um ein in lateinamerikanischen Diskursen weit verbreitetes Element, das letztlich auch das gesamte Entwicklungsdenken jener Zeit durchzieht.

#12# Eine Ausnahme bildet eine Regionalwahl von 1962, zu der die reorganisierte peronistische Partei zugelassen wurde und in der diese dann auch mehrere Distrikte gewann, woraufhin das Militär sogleich den Kongress auflöste und eine neue Regierung einsetze.

#13# Auch wenn der Spruch ›Alle sollen abhauen‹ erst in diesen Protesten entstand, so standen doch auch schon Mitte der 90er Jahre ›die Politiker_innen‹ auf der anderen Seite des in den ›luchas populares‹ konstruierten Antagonismus’ wie z.B. Javiar Auyero sehr überzeugend am Beispiel zwei bekannter Aufstände im Landesinneren (dem Santiagazo 1993 und der Pueblada von Cultral Co und Plaza Huincul 1996) zeigt (Auyero 2003).

#14# Für Korrekturen und wichtige Anmerkungen möchten wir uns bei unseren Compañeras Jessica Zeller und Wendy Jacoby bedanken, ohne deren ›Segen‹ wir diesen Artikel bestimmt nicht aus der Hand gegeben hätten.