Nicht schweigen zur Anpassung

Thesen gegen diese Universität


Es ist an der Zeit zu intervenieren. Denn die Hochschule befindet sich in einem dramatischen Transformationsprozess. Erschreckend dabei ist, dass die von oben und von außen getroffenen Entscheidungen auf praktisch keinen Widerstand stoßen, obwohl der Druck auf die verschiedenen Betroffenen (Studierende, Personal, Fachbereich, Hochschulen) erheblich zunimmt.

Daran muss sich etwas ändern. Die AG Gegenhegemonie hat sich gegründet um auf verschiedenen Ebenen in die Umstrukturierungsprozesse einzugreifen. Wir sind auch von den Veränderungen betroffen und wollen sie nicht als gottgegeben-naturwüchsig ertragen. Wir haben ein Wort mitzureden.

Der derzeitige Umbau der Hochschule betrifft uns unmittelbar und wirkt tief in unseren Alltag. Er betrifft uns sowohl, wenn wir als Studierende, wissenschaftliche MitarbeiterInnen oder als ProfessorInnen sprechen. Wir sind betroffen von längeren Arbeitszeiten, miserablen Studienbedingungen, hierarchischen Entscheidungsstrukturen, autoritärem Lehrpersonal und der Verdrängung kritischer Wissenschaften. Kurzum: Die Hochschule ist für uns ein sozialer Raum. Diesen Raum wollen wir nicht nur ertragen, sondern gestalten.

Die Umstrukturierung ist, auch wenn es häufig den Anschein erweckt, keine subjektlose Entwicklung. Sie wird gemacht von Interessengruppen, Individuen etc.

In diesem Text geht es uns zunächst um Folgendes: Wir stellen Thesen auf und damit zur Diskussion. Diese Thesen drehen sich um die Hochschule, ihre gesellschaftliche Rolle, die momentane Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die Betroffenen. Thesen sind erst einmal Positionierungen. Wir beziehen also Position und ziehen Demarkationslinien in einem Wirrwarr diskursiver Spuren. Durch unsere Anordnung erhalten die Spuren eine Bedeutung, eine Richtung, eine Handlungsforderung.

Diese Operation, Demarkationslinien zu ziehen, neue Thesen zu provozieren usw., ist also kein spekulatives Spiel. Es ist eine Operation mit praktischen Auswirkungen. Indem wir die Situation kritischer beschreiben als der hochschulpolitische Mainstream, stellen wir uns diesem entgegen. Deshalb sind die Thesen bereits Positionen. Wir erhoffen uns, dass sich andere AkteurInnen wiederum relativ zu diesen Thesen positionieren. Im Vergleich zur jetzigen apolitischen Positionierung wäre das bereits ein erheblicher Fortschritt.

Möglicherweise wird der Text den Anschein erwecken, als wäre die Hochschule für uns ein völlig autonomer gesellschaftlicher Bereich. Dem ist nicht so. Wir hielten es für verkürzt, die Hochschule als absolut autonomen Gegenstand zu betrachten.#1# Aber ebenso wäre es verkehrt, die Entwicklung in den Hochschulen allein als Spiegel des gesamtgesellschaftlichen Kontextes und der dortigen Veränderungen zu lesen. Unser methodologischer Leitfaden ließe sich folgendermaßen zusammenfassen: Auch wenn wir das Außerhalb der Universität nicht abstreiten wollen, gilt es, die Konflikte und Widersprüche, die in der und um die Hochschule geführt werden, aufzuspüren. Die äußeren Umstände (der gesamtgesellschaftliche Kontext) wirken zwar, jedoch nur über die »Vermittlung« der inneren Widersprüche, die durch sie überdeterminiert werden.


These 1

Die Hochschulen befinden sich in einem weit reichenden Umstrukturierungsprozess. Das betrifft die Studierenden, den Mittelbau, die ProfessorInnen, die gesellschaftliche Rolle der Hochschule, die Organisation von Forschung und Lehre.

Die Frage, die sich zunächst stellt, ist die nach den Bedingungen, die zu dieser Situation geführt haben. Das Hochschulmodell der 1970er Jahre, die Gruppenhochschule mit partieller Mitbestimmung aller Statusgruppen, ist schon seit längerer Zeit in der Krise. Es gibt zwei wesentliche Gründe dafür, einen historisch-strukturellen und einen politischen Grund.

Der historisch-strukturelle Grund:

Ende der 1960er Jahre zeigte sich immer deutlicher, dass das damals bestehende Hochschulmodell der elitären Ordniarienuniversität den ökonomischen Anforderungen der Zeit nicht mehr gewachsen war. Es gab einen großen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften, der in dieser Form nicht zu befriedigen war. Es stellte sich also akut die Frage, welche Form die Hochschule annehmen sollte.

Die Gruppenhochschule, die sich in den Landeshochschulgesetzen Mitte der 1970er Jahre niederschrieb, ist das Resultat eines Kompromisses zwischen den damaligen politischen Kräften. Es konnte sich weder das Demokratisierungslager, noch das Lager der konservativen Kräfte durchsetzen. Die Konservativen wollten an der in die Krise geratenen Ordinarienuniversität festhalten, die die Entscheidungsmacht in die Hände der ProfessorInnnschaft legte und nur für eine kleine elitäre Klasse zugänglich sein sollte. Dem entgegen stand das Modell der Gruppenhochschule der »Demokratie«, das eine paritätische Mitbestimmung der drei wichtigen Statusgruppen (Studierende, MitarbeiterInnen, ProfessorInnen) vorsah. Da sich kein Lager durchsetzen konnte, wurden die Widersprüche institutionalisiert. Am Ende stand der technokratische Kompromiss der professoral dominierten Gruppenhochschule, mit dem sich keine der hochschulpolitischen AkteurInnen identifizieren konnten.


Der politische Grund:

Die politischen Kräfteverhältnisse haben sich nach der Kompromissbildung in eine ungünstige Richtung verschoben. Die politisch Herrschenden entzogen dem ungeliebten Kind »Gruppenhochschule« Schritt für Schritt die materielle Grundlage, gleichzeitig gab es den Verdacht von politisch relevanten Kräften, dass die Hochschulen Brutstätte des Terrorismus seien. Dies hat immensen Druck auf die Lehrenden ausgeübt und es war ab jetzt nicht mehr ratsam sich öffentlich kritisch zu aktuellen politischen Konflikten zu äußern – Loyalitätserklärungen von liberalen und »linken« DozentInnen zum Staat waren die Folge, vereinzelt Suspendierungen vom BeamtInnendienst. Bereits 1977 wurden die Mittel für die Hochschulen auf dem damaligen Stand eingefroren, während sich die Hochschulen selbst noch mitten in der Expansionsphase befanden. Als Konsequenz ergab sich eine Situation der politisch intendierten Unterfinanzierung, die sich ständig verschärfte. Entgegen immer wieder neu geäußerter Szenarien führte die Unterfinanzierung aber nicht in den Kollaps, vielmehr richteten sich alle Mitglieder der Hochschule irgendwie damit ein.

Diese beiden Gründe haben sich inzwischen wechselseitig so verstärkt, dass sich die latenten Widersprüche inzwischen zu einer organischen Krise der Hochschule manifestiert haben: Die Gebäude sind marode; die Institute und Fachbereiche ringen um die wenigen zur Verfügung gestellten Mittel; die Überbelastung für das Lehrpersonal wurde durch eine zunehmende Prekarisierung der Beschäftigungsverhältnisse und die Konkurrenz um die wenigen Stellen kompensiert etc. Die professoral dominierte Gruppenhochschule ist in die Lage geraten, dass sie sich selbst praktisch nicht mehr legitimieren kann. Damit steht ganz offensichtlich der Kompromiss aus den 1970er Jahren offen zur Disposition und marktorientierte Modernisierungsdiskurse werden plausibel. Der Gegenstand der Gruppenhochschule wird derzeit von der Wettbewerbshochschule als Identifikationsobjekt abgelöst.

Wie groß die Verschiebungen in den Kräfteverhältnissen waren, lässt sich ablesen an den Formen die die Umstrukturierung momentan trägt. Transponiert man die Terminologie Gramscis auf den Gegenstand der Hochschule, lässt sich der aktuelle Prozess als passive Revolution bezeichnen: die Transformation ist eine grundlegende, wobei die ›Produktionsverhältnisse‹ selbst durch die Revolutionierung der Produktionskräfte nicht unterhöhlt, sondern bestätigt werden. Auf der politischen Ebene stellt sich das Ganze dar als subtile Form der Diktatur, in der sich nicht zwei große Machtblöcke entgegenstehen, sondern die herrschenden Kräfte kooptativ-pragmatisch ihre Regierungsbasis je nach Tagesbedürfnis variiert. Auf Seiten der Beherrschten wird die Situation dabei erfahren als wechselseitige Konkurrenz, Hoffnung auf Partizipation und Angst um das institutionelle Fortbestehen. Die zögerliche, aber doch vorherrschende Zustimmung zur »Reform« der Universität resultiert in erster Linie nicht aus dem Glauben daran, sondern aus der Angst vor den negativen Konsequenzen bei Verweigerung. Das Uni-Präsidium kann mit repressiv-diktatorischen Mitteln (Stellenkürzung, Institutsschließung, Kündigung etc.) die Fachbereiche, Institute, MitarbeiterInnen etc. in ihre Position zwingen.

Diese Konstellation weist der Uni-Leitung eine unheimliche Machtkompetenz und -konzentration zu. Gleichzeitig verlagert sich die Verwaltung des Mangels zunehmend zu den Endpunkten der Entscheidungsketten, in die Fachbereiche, Institute und Projekte. Durch die »autonome« Entscheidung über den Einsatz der Mittel soll das Effizienz- und Ökonomisierungspotential eine Stufe weitergetrieben werden.

Die letzte Anmerkung verweist bereits auf ein Defizit aus der ersten These. Bisher ist nur von einer Umstrukturierung die Rede. Jetzt geht es darum, diese Umstrukturierung genauer zu bezeichnen.


These 2

Die Umstrukturierung ist nicht irgendeine Umstrukturierung. Sie gehorcht einer bestimmten, einer neoliberalen Logik.

Das Ziel dieser Logik ist es, alle Ecken und Ritzen der Hochschule zu ökonomisieren. Das Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Generierung einer Wettbewerb- und Konkurrenzsituation auf allen Ebenen. Die Hochschulen treten gegeneinander in Wettbewerb; die Studierenden konkurrieren um begehrte Studienplätze; die Fachbereiche treten in Konkurrenz um Drittmittel und Zuschüsse; das akademische Personal ist dem Druck der ständigen Evaluierung ausgesetzt etc.

Das Regierungs-Denken setzt hierbei auf die Optimierung der Hochschule durch Neu-Konfiguration der einzelnen Elemente. Das Regierungs-Denken will gleichzeitig herrschen und produktiv machen, am Besten Herrschen durch Produktivierung. Es versucht, die Kontrolle über die AkteurInnen und Prozesse im Hochschulbetrieb auszuweiten. Dabei wird in erster Linie nicht auf Repression gesetzt, sondern auf ein komplexes systemisches Steuerungswissen, das auf der Logik von Selbstorganisation und Vernetzung beruht und das zu spezifischen Subjektivierungsformen führen soll.

Die neuen Anforderungen haben so einen gewollten Effekt auf die Beteiligten: Sie sollen zu ökonomischen Maschinen werden. Das intrinsische Interesse an Gegenstand und Methode der Fächer wird nachrangig, wenn nicht gar irrational. In erster Linie muss es den akademischen Subjekten nun um Effizienz und Kapitalakkumulation gehen. Studierende müssen Kosten und Nutzen ihres Studiums kalkulieren, um am Ende auf ein positives Ergebnis zu kommen. Das wissenschaftliche Personal ist darauf ausgerichtet, Wissen zu produzieren, das quantifizierbar, messbar ist. Dies wird als Qualitätsmanagement ideologisiert.

In allen Fällen geht es darum, die Fremdvorgaben (Nutzenmaximierung, Flexibilität) in die akademischen Subjekte selbst einzuschreiben. Sie sollen die Anforderungen an sich und ihre Funktion antizipieren und zum eigenen Anliegen machen. Der externe Antrieb durch Zwang wird damit internalisiert und überflüssig. Die relative Autonomie der akademischen Subjekte wird zu einer sehr speziellen, zur Autonomie des unternehmerisch handelnden Subjekts.


These 3

Die These 2 reicht nicht aus, um die Bewegung der Umstrukturierung zu beschreiben. Es gibt noch eine weitere Logik, die die derzeitige Entwicklung konturiert. Es gibt deutliche Zeichen dafür, dass kritische Ansätze aus dem akademischen Bereich herausgedrängt werden.

Uni-Leitung, Ministerien und ProfessorInnen unternehmen große Anstrengung, um den Sprung von gesellschaftskritischen NachwuchswissenschaftlerInnen auf die derzeit frei werdenden Lehrstühle zu verhindern. Das verweist auf ein Spezifikum der Rolle kritischer Wissenschaften im deutschen akademischen Kontext. Vergleicht man die lokale Situation mit der in anderen Ländern, dann fallen signifikante Unterschiede auf. Im gesamten englischsprachigen Raum nehmen beispielsweise die Ansätze der Frankfurter Schule einen wichtigen Platz ein. Texte von Theodor W. Adorno oder Max Horkheimer sind Bestandteil jedes Readers zur Einführung in die Kultur- und Sozialwissenschaften. Mit breitem Unverständnis wird dem entsprechend die Eliminierung dieser Theorietradition dort zur Kenntnis genommen.

Wo liegt der Grund für dieses Spezifikum der deutschen Hochschulen? Wir denken, dass der wesentliche Faktor für den deutschen Weg in der Rekonstitution der deutschen Hochschulen nach dem Zweiten Weltkrieg zu suchen ist. Diese zeichnete sich durch zwei Momente aus: 1. Zwar hatte sich das verbliebene Personal an den deutschen Hochschulen nach der Gleichschaltung während des Nationalsozialismus selbst diskreditiert. Das hatte aber ebenso wie in allen anderen wichtigen gesellschaftlichen Bereichen (Justiz, Politik etc.) wenig Konsequenzen. Der Bruch zwischen NS und BRD stellte sich in gewisser Hinsicht also als Mythos heraus. 2. Demokratie, kritisches Denken und deren Träger musste den Deutschen von den Alliierten aufoktroyiert werden. Die Wissenschaftler, die wenige Jahre zuvor der Verfolgung und Ermordung nur durch das Exil entfliehen konnten, konnten nur unter dem Schutz und massiver finanzieller Unterstützung der Alliierten an die Lehr- und Forschungsstätten in Deutschland zurückkehren.

Erst mit der Revolte der Studierenden Ende der 1960er Jahre konnte sich kritisches Wissen bis zu einem gewissen Grad an deutschen Hochschulen verankern. Die Revolte ermöglichte die Erfahrung, dass Kritik reale, materielle Wirkungen zeigt. An den Hochschulen wurden neue Lehrdeputate geschaffen und die nicht-habilitierten Deputate aufgewertet. Einige Stellen wurden explizit für gesellschaftskritische WissenschaftlerInnen eingerichtet, andere wurden, da zu Zeiten des Ausbaus zuwenig »Nachwuchspersonal« vorhanden war, zufällig von kritischen WissenschaftlerInnen besetzt.

Es stellt sich nun die Frage, wie stark sich kritisches Wissen institutionell verankern konnte. Betrachtet man die momentane Entwicklung, scheint sich die Richtung der Kontinuität gegen die des Bruchs durchzusetzen. Möglicherweise manifestiert sich nun die sekundäre Verdrängung, die Erfahrung der Niederlage und Erniedrigung des deutschen akademischen Mainstream nach 1945 nun auf eine ungezügelte Art, wie es bis vor kurzem noch unvorstellbar schien: Diejenige Wissenschaft und ihre RepräsentantInnen, mit dem man sich nie richtig identifizieren konnte, wird nun aus dem Feld des Sichtbaren gedrängt und damit das letzte Zeichen der eigenen (Mit-)Schuld des Wissenschaftsapparates an den NS-Verbrechen entfernt.


These 4

Die Hegemonie von Landesregierung und Uni-Präsidium trägt in sich Widersprüche. Sie ist des Weiteren nicht in der Lage, die Subalternen in ihr Projekt zu integrieren.

Die bonapartistische Position des Uni-Präsidenten folgt nicht nur aus einem instabilen Kräfteverhältnis, sondern besitzt selbst bereits konzeptionelle Mängel. Denn es folgt einer souveränistischen Konzeption von Macht. Die Machtfülle des Präsidenten, die durch die Novellierung des Hessischen Hochschulgesetzes noch verstärkt wird, gleicht der Position des fürstlichen Souveräns. Der Präsident soll nun Entscheidungen treffen über fachliche Anforderung und Belange in einer Vielzahl von Disziplinen, denen er fremd ist. Auch die Ausweitung des exekutiven Stabs kann darüber nicht hinwegtäuschen, dass die Person des Souveräns überfordert ist angesichts der komplexen Regierungs- und Lenkungsanforderungen eines pluralen, differenzierten Apparats der Wissensproduktion. Auch wenn sich der Unmut bisher noch nicht konzentriert und organisiert hat, erzeugten die Entscheidungen des Präsidiums jetzt bereits deutliche Reibungspunkte.

Die Inszenierung der »neuen« Universität Frankfurt ist deutlich brüchiger als sich deren Protagonisten wünschen können. In weiten Teilen der Universität wird das Marketing-Projekt kritisch beurteilt, weil dessen herrschaftspolitische Akzentuierung deutlich erkennbar ist. Die Priorität des Umzugs der Fachbereiche Jura und Wirtschaftswissenschaften auf den IG Farben-Campus beispielsweise offenbart zum einen deren heraus gehobene Stellung und zum anderen das potentiell tragische Schicksal praktisch aller anderen Fachbereiche (vorzugsweise der Gesellschafts-, Erziehungs- und Kulturwissenschaften).

Es gibt also sowohl Widersprüche innerhalb des Blocks an der Macht, also auch zwischen Herrschenden und Beherrschten. Die Vielfalt der Interessen, die integriert und berücksichtigt oder unterdrückt und ausgeschlossen werden müssen, zeigt auf eine Situation jenseits der bestehenden Herrschaftskonfiguration.


These 5

Die Tendenzen der Umstrukturierung sind als das zu behandeln, was sie sind: als politisches Projekt, das versucht, die Realität so zu gestalten, wie sie sie beschreibt.

Dem kann nur politisch begegnet werden. Es geht um die Aneignung der Universität als sozialem und politischem Ort. Die Hochschule muss genauso wenig vorgegebenen, objektiven Sachzwängen gehorchen, wie die dort anwesenden Akteure. Die Universität ist Ort und Einsatz in einer politischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Das zur Kenntnis genommen, ist bereits einiges gewonnen.

Aber um etwas konkreter zu werden. Es gilt das Projekt der Hochschulumstrukturierung als das zu denunzieren, was es ist: ein politisches (Herrschafts)Projekt. Komplizierter ist der zweite Punkt, die Formulierung des Projekts der anderen Hochschule, unserer Hochschule. Zum einen muss dieses Projekt die komplexe, widersprüchliche Situation zur Kenntnis nehmen, um hier und jetzt etwas zu verändern. Das wiederum, darf nicht dazu führen zur »Realpolitik« überzugehen. Eine emanzipative Hochschule zu verwirklichen, bedeutet sie abzuschaffen in einer freien Gesellschaft, weil die Trennung von Hochschule und Gesellschaft dann nicht mehr vorhanden ist. In der Zwischenzeit, muss dieser Widerspruch ausgehalten werden und die Hochschule als sozialer Raum genutzt werden. Eine Politisierung der Hochschule mit kritischen Wissenschaften beschäftigt sich nicht nur mit Problemlösungen der jetzigen patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaft, sondern arbeitet auf eine freie Gesellschaft hin und versucht auch, die derzeitigen Bedürfnisse zu reflektieren und die Umlenkung von Begehren und Scheinbefriedigungen zu verhindern.

Die Trennung der Produktions- und Reproduktionsphäre die im kapitalistischen Spektakel aufgehoben wird, muss umgedreht werden in deren Aufhebung in eine freien Gesellschaft.


AG Gegenhegemonie


#1# Uns ist klar, dass unsere Situation in einer gewissen Hinsicht privilegiert ist. Die Möglichkeit, an die Hochschule zu gelangen, ist funktional verwoben mit dem Ausschluss sozialer Gruppen von der erweiterten Qualifizierung und Theoriebildung.