4.3.3. Die zentrale Praktik
         des Tanzens

"Schwitzende Leiber zucken im Stroboskop-Nebel."
(ANM: Friedhelm Böpple/Ralf Knüfer, Generation XTC, S. 106)

Als eine der zentralen Praktiken der Individuen auf Techno-Parties kann zweifellos das - oft stundenlange - Tanzen angegeben werden. Techno-Musik ist per definitionem eine Tanzmusik, die originäre Art und Weise Techno-Musik zu hören und zu erfahren, besteht daher evidentermassen darin, dazu zu tanzen.

Bereits im diskursanalytischen Teil dieser Arbeit konnte festgestellt werden, daß sich die Praktik des Tanzens als "nicht-diskursives Tanz-Ereignis" (ANM: Jan Engelmann: Honeymoon, Exzeß und Runterkommen, in: Spex ?,S.?) fassen läßt.
Die Praktik des Tanzens ist also weitgehend mit sprachlichen Performanzen unvereinbar. Ursächlich hierfür kann zunächst der nicht zu unterschätzende Faktor der dies zumeist verunmöglichenden Lautstärke, die auf den Dancefloors herrscht, angegeben werden.
Darüber hinaus findet sich der skizzierte Zusammenhang, daß den tanzenden Individuen immer wieder mit Schlagworten wie 'Trancezustand', 'Außer-Sich-Sein' oder 'ekstatischen Zuständen' unterstellt wird, sie befänden sich in einem Zustand, für den Michael Kerkmanns Argument, daß Sprache diese Erfahrungsweisen kaum zu fassen vermag, zutrifft.

Im Folgenden möchte ich drei Beispiele zitieren, in denen sich jeweils verschiedene Autoren zur Praktik des Tanzens zu Techno-Musik äußern:

Bei aller Fragwürdigkeit der jeweils enthaltenen und implizierten Aussagen und begrifflichen Bestimmungen (ANM: Vgl. hierzu die Vorbemerkung zu diesem Abschnitt in 4.3.1.), kann darauf geschlossen werden, daß es sich beim Beschriebenen um Praxen und Erfahrungsweisen handelt, in denen das Individuum die Kontrolle über sich, sein Selbst und sein Handeln zumindest teilweise verloren, beziehungsweise an andere strukturierende Größen abgetreten hat.Ulf Poschardt spricht daher vom Tanzen zu Techno-Musik als dem "Aufgeben eigener Identität und dem Penetriert- und Kontrolliertwerden durch den Beat" (ANM: Ulf Poschardt, DJ Culture, S. 116)

Für die konkreten im Tanzen vollzogenen motorischen Bewegungen des Individuums ist dieses demnach nicht selbst verantwortlich. Der tanzende Körper wird damit von der Musik durchdrungen und gesteuert.