4.3.2. Als erstes Indiz:
         Der Körper in den Vocal-Samples

Bereits in der Thematisierung des Verhältnisses von Techno-Musik zu Sprache konnte festgestellt werden, daß sich die Tracks, wenn in ihnen überhaupt Text enthalten ist, meist darauf beschränken, kurze, prägnante Parolen zu verwenden, die sich oft auf den Körper beziehen.
Dabei existieren die unterschiedlichsten Varianten. "Can you feel it!" beispielsweise war die gängigste Parole des frühen Acid House, die nicht nur in Sample-Form in der Musik auftauchte, sondern gleichfalls immer wieder von den Tanzenden begeistert ausgerufen wurde. Mit "Can you see the light?", "Open your Eyes" und anderen läßt sich die Liste beliebig fortsetzen.

Insgesamt findet sich dabei häufig ein direktes und imperativisches Ansprechen der Individuen, das auf deren Körper Bezug nimmt. "Alles deutet auf den Körper hin, und alles fordert den Körper auf, sich gehenzulassen und zu tanzen, sich ganz dem Rhythmus hinzugeben," faßt daher Ulf Poschardt zusammen. (ANM: Ulf Poschardt, DJ Culture, S. 114)
Der begriffliche Kontext dieser Parolen kann dabei mit den drei Polen Musik, Subjekt und Körper abgesteckt werden. Es kann zwischen verschiedenen Perspektiven unterschieden werden, die jeweils die drei Pole miteinander in ein Verhältnis setzen. Sie beziehen sich sowohl auf die Körper als auch auf die Subjekte als Tanzende.

In derartigen Vocal-Samples ist der Körper oder das Verhältnis des Subjekts zu seinem Körper also häufig Thema der jeweiligen Parolen. Dies kann daher als erstes Indiz der besonderen und aufgewerteten Bedeutung der individuellen Körper in den Erlebnisweisen der Techno-Kultur genommen werden und stützt daher die Ausgangsthese, daß die "Musik hier als Erfahrung für den ganzen Körper gesetzt" wird. Dies insbesondere, da sich in den Parolen eine Tendenz ausmachen läßt, die dazu auffordert, den Körper im Tanz gehen zu lassen.
Poschardt faßt dies in dem Theorem, daß der Körper zum Subjekt gemacht wird: "Disco war Körpermusik und das Move your body, Shake your body, wie es als Refrain in unzähligen Disco- und später in House-Stücken vorkam, machte den Körper zum Subjekt direkter Ansprache, ebenso wie es die zum Tanzen zwingende Musik tat." (ANM: Ulf Poschardt, DJ Culture, S. 395)