Konkret wird sich das Vorgehen an drei Aspekten entwickeln: der häufigen Präsenz der
Kategorie des Körpers in den Vocal-Samples von Techno-Tracks, der zentralen Bedeutung der
Praktik des Tanzens sowie schließlich anhand des unzweifelhaft feststehenden
Drogengebrauchs auf Techno-Parties.
Wie aus der Diskursanalyse in Abschnitt 3 hervorgeht, stellen sich hier teilweise
erhebliche Argumentationsprobleme, da zumindest die beiden letztgenannten Aspekte kaum in
diskursivierter Form vorliegen. Es handelt sich hierbei um Themenkomplexe, die
beispielsweise in den untersuchten Techno-Zeitschriften fast gänzlich ausgespart werden.
Das Material wird daher vor allem analytischen und deskriptiven Texten über Techno
entnommen werden, die weniger in szene-internen Publikationen zu finden sind, als vielmehr
in Bereichen, die sich vielleicht als Ränder der Techno-Kultur bezeichnen lassen. Konkret
handelt es sich dabei zumeist um Buch- oder Textveröffentlichungen, die das Thema Techno
mit wissenschaftlichen oder wissenschaftlich inspirierten Herangehensweisen zu
durchleuchten versuchen.
Die angesprochenen Argumentationsprobleme besitzen noch eine zweite Facette, da es sich
hier insgesamt um Thematiken handelt, zu denen kaum wissenschaftlichen Kriterien
genügende Texte vorliegen.
Um dies zu illustrieren kann exemplarisch das immer wieder angeführte Argument (ANM:
Walder/Amendt 19, Böpple/Knüfer 76, Maaz 31) vom Trancezustand, der durch exzessives
Tanzen und Drogengebrauch erreicht wird, genommen werden. Dieses Argument ist kaum mit
sozialwissenschaftlichen Kriterien zu belegen oder zu überprüfen. Hinzu kommt eine
gewisse Skepsis, die sich schnell einstellt, da ein Begriff wie 'Trancezustand' allzu oft
mit Diskursen in Verbindung steht, die als esoterisch oder spiritualistisch bezeichnet
werden können.
Da jedoch die Literatur, was die Frage der psychologischen und emotionalen Konsequenzen
von stundenlangem Tanzen und Drogengebrauch anbelangt, äußerst rar gesät ist, möchte
ich versuchen, der Rede von den erreichten 'Trancezuständen' doch einige brauchbare
Aussagen abzugewinnen. Ich werde davon ausgehen, daß, auch aufgrund ihres Auftauchens in
verschiedenen Texten, diese Bezeichnung durchaus einen konkreten Sachverhalt trifft und
auf handhabbare Art und Weise beschreibt. Auch ohne genaue Kenntnis der psychologischen
Funktionsweise der konkreten Erfahrungs- und Erlebnismuster für die ein Begriff wie
'Trancezustand' verwendet wird, ist es möglich, bestimmte Aussagen zu den sozialen
Konsequenzen dieser Erfahrungs- und Erlebnismuster zu treffen. Die quasi
intra-psychologischen Aspekte können daher, da nur in Begriffen wie 'Trancezustand'
vorliegend, wie eine Black Box gehandhabt werden.