4.3.1.
          Vorbemerkungen

Konkret wird sich das Vorgehen an drei Aspekten entwickeln: der häufigen Präsenz der Kategorie des Körpers in den Vocal-Samples von Techno-Tracks, der zentralen Bedeutung der Praktik des Tanzens sowie schließlich anhand des unzweifelhaft feststehenden Drogengebrauchs auf Techno-Parties.

Wie aus der Diskursanalyse in Abschnitt 3 hervorgeht, stellen sich hier teilweise erhebliche Argumentationsprobleme, da zumindest die beiden letztgenannten Aspekte kaum in diskursivierter Form vorliegen. Es handelt sich hierbei um Themenkomplexe, die beispielsweise in den untersuchten Techno-Zeitschriften fast gänzlich ausgespart werden.
Das Material wird daher vor allem analytischen und deskriptiven Texten über Techno entnommen werden, die weniger in szene-internen Publikationen zu finden sind, als vielmehr in Bereichen, die sich vielleicht als Ränder der Techno-Kultur bezeichnen lassen. Konkret handelt es sich dabei zumeist um Buch- oder Textveröffentlichungen, die das Thema Techno mit wissenschaftlichen oder wissenschaftlich inspirierten Herangehensweisen zu durchleuchten versuchen.

Die angesprochenen Argumentationsprobleme besitzen noch eine zweite Facette, da es sich hier insgesamt um Thematiken handelt, zu denen kaum wissenschaftlichen Kriterien genügende Texte vorliegen.
Um dies zu illustrieren kann exemplarisch das immer wieder angeführte Argument (ANM: Walder/Amendt 19, Böpple/Knüfer 76, Maaz 31) vom Trancezustand, der durch exzessives Tanzen und Drogengebrauch erreicht wird, genommen werden. Dieses Argument ist kaum mit sozialwissenschaftlichen Kriterien zu belegen oder zu überprüfen. Hinzu kommt eine gewisse Skepsis, die sich schnell einstellt, da ein Begriff wie 'Trancezustand' allzu oft mit Diskursen in Verbindung steht, die als esoterisch oder spiritualistisch bezeichnet werden können.

Da jedoch die Literatur, was die Frage der psychologischen und emotionalen Konsequenzen von stundenlangem Tanzen und Drogengebrauch anbelangt, äußerst rar gesät ist, möchte ich versuchen, der Rede von den erreichten 'Trancezuständen' doch einige brauchbare Aussagen abzugewinnen. Ich werde davon ausgehen, daß, auch aufgrund ihres Auftauchens in verschiedenen Texten, diese Bezeichnung durchaus einen konkreten Sachverhalt trifft und auf handhabbare Art und Weise beschreibt. Auch ohne genaue Kenntnis der psychologischen Funktionsweise der konkreten Erfahrungs- und Erlebnismuster für die ein Begriff wie 'Trancezustand' verwendet wird, ist es möglich, bestimmte Aussagen zu den sozialen Konsequenzen dieser Erfahrungs- und Erlebnismuster zu treffen. Die quasi intra-psychologischen Aspekte können daher, da nur in Begriffen wie 'Trancezustand' vorliegend, wie eine Black Box gehandhabt werden.