3.4.2. Zur Sprache
         von Flyern

Flyer sind ein wichtiges Kommunikations- und das wichtigste Informationsverbreitungsmittel in der Techno-Kultur. Sie sind das Medium, durch das die Interessierten in der Regel überhaupt von stattfindenden Parties erfahren. "Flyers are considered by many club organizers as the most effective means of building a crowd in so far as they are a relatively inexpensive way to target fine audience segments." (ANM: Sarah Thornton, Club Cultures, S. 141)

Unter Flyern versteht man zunächst kleine Zettel oder Kärtchen, deren Aufdruck für anstehende Parties wirbt. Ihre informationstechnische Funktion ist damit bereits vollständig umrissen.

Je nach zur Verfügung stehendem Budget und ästhetisch-gestalterischen Vorstellungen der Party-Veranstalter sind Flyer mehr oder weniger aufwendig konzipiert. Die einfachste Variante sind kopierte Zettel mit den nötigen Angaben und eventuell einem Foto. Das komplette Spektrum reicht über komplizierte oder verschnörkelte Computergraphiken, der Verwendung von Euro-Schecks oder Strafzettel-Vordrucken bis zu Formen, in denen das Material Papier aufgegeben wird, und anstelle dessen der Flyer aus einer leeren CD-Hülle oder einer beschrifteten Back-Oblate besteht.

Grundsätzlich existieren zwei mögliche Wege, wie die Flyer zu den potentiellen Partygästen gelangen: entweder liegen in sie an den techno-spezifischen Orten (Plattenläden, Discotheken etc.) aus oder man bekommt sie auf Parties direkt in die Hand gedrückt.
Allzuviel Text findet sich in der Regel nicht auf den Flyern - meist beschränkt man sich darauf, Ort, Datum und die DJ's der Party zu nennen. Manchmal fügt man noch hinzu, wer die Dekoration besorgt hat und stellt die Party unter ein möglichst prägnantes Motto.

Die Sprache von Flyern beschränkt sich also auf die kürzesten vorstellbaren Angaben von Raum und Zeit und die Angabe der DJ's, was die Funktion hat, die Party im Hinblick auf den oder die gespielten Musikstile identifizierbar zu machen. Sprache hat hier einzig die Funktion, in knappster Weise bestimmte Informationen gezielt zu veröffentlichen und mitzuteilen. Facetten wie Reflexivität und Expessivität kennt die Sprache der Flyer de facto nicht. (ANM: Selbstverständlich finden sich Momente von Reflexivität etc. häufig im ironisch verfremdeten Umgang mit kulturellen Symbolen auf den Flyern. Ein mögliches Beispiel ist das Kopieren bekannter Trademarks, also jeweils bekannter Produktdesigns. Hier soll jedoch nur der Bereich expliziter Sprache untersucht werden, weshalb dies für die Untersuchung keine Rolle spielt. Mit Heinz Steinert kann hier von ironisch-reflexiven Arbeitsbündnissen gesprochen werden. Vgl. Heinz Steinert: Am unerfreulichsten ist der Kunstskandal, der ausbleibt, S. 10f)

Der Aussagewert der Flyer ist dabei zeitlich eng begrenzt. Wenn die jeweils beworbene Party oder Veranstaltung vorbei ist, sind die Aussagen, die ein Flyer enthält, im Prinzip wertlos.
Die Tragweite der Aussagen beschränkt sich also darauf, auf einen bestimmten Punkt in Raum und Zeit hinzuweisen und endet in dem Moment, wenn dieser Zeitpunkt überschritten wurde.